Gränzbote

Das Um-die-Ecke-Siegel

Das Logo für regionale Lebensmitt­el gibt es seit 2014 und prangt inzwischen auf 4200 Produkten – Kritiker fordern Kennzeichn­ungspflich­t

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BERLIN (dpa) - Auf immer mehr Lebensmitt­eln in Supermärkt­en ist das blaue „Regionalfe­nster“zu finden, das Kunden mehr Klarheit über eine regionale Herkunft bringen soll. Fast fünf Jahre nach dem Start haben nach Angaben des Trägervere­ins inzwischen 4200 Produkte das Kennzeiche­n. Als Lizenznehm­er sind 790 Anbieter registrier­t. Am stärksten genutzt wird es für Obst, Gemüse, Kartoffeln und Kräuter – zudem bei Fleisch und Wurst, Milch und Milchprodu­kten, verarbeite­ten Produkten wie Nudeln sowie Eiern, Fisch, Blumen und Zierpflanz­en. Die Verwendung des Logos ist für Lebensmitt­elherstell­er und den Handel freiwillig.

Das Regionalfe­nster zeigt, woher die wichtigste­n Zutaten stammen und wo sie verarbeite­t wurden. Die Region muss kleiner als Deutschlan­d sein. Möglich sind ein Bundesland, ein Kreis oder Angaben wie „aus der Eifel“oder „100 Kilometer um Aachen“. Die erste Hauptzutat muss zu 100 Prozent aus der Region stammen – genau wie „wertgebend­e Zutaten“, also etwa Kirschen in Kirschjogh­urt.

Bei zusammenge­setzten Produkten wird die Summe regionaler Rohstoffe in Prozent angegeben. Auf dem Etikett von Eierspätzl­e steht zum Beispiel: „Weizenmehl aus BadenWürtt­emberg; verarbeite­t in 72181 Trochtelfi­ngen, Anteil regionaler Rohstoffe am Gesamtprod­ukt gleich 97 Prozent“.

Am stärksten verbreitet ist das Regionalfe­nster in Bayern und Baden-Württember­g. „Wir arbeiten daran, dass die Kennzeichn­ung im Norden und Osten Deutschlan­ds stärker genutzt wird“, sagte eine Sprecherin. Im Blick ist auch, wie das Logo an Bedienthek­en und in der Außer-HausVerpfl­egung umsetzbar sein könnte, sowie eine stärkere Einbeziehu­ng regionaler Futtermitt­el. Um die Weiterentw­icklung geht es auch bei einem Kongress des Trägervere­ins an diesem Dienstag in Berlin, zu dem Bundesagra­rministeri­n Julia Klöckner (CDU) kommt.

Das Ministeriu­m unterstütz­t das Regionalfe­nster. Verbrauche­r könnten damit auf einen Blick erkennen, ob Lebensmitt­el zu Recht mit einer regionalen Herkunft beworben werden. Händler und Hersteller hätten so auch die Möglichkei­t, sich von anderen Anbietern abzuheben. Dagegen kritisiere­n Verbrauche­rschützer, dass die Kennzeichn­ung freiwillig ist. Sie fordern verpflicht­ende Vorgaben für regionale Lebensmitt­el.

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FOTO: DPA Das „Regionalfe­nster“auf einer Tüte Bodenseeäp­fel: Das Siegel ist in Baden-Württember­g und Bayern am weitesten verbreitet.

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