Intrigen, Gerüchte und die Liebe auf den ersten Blick
Die Komödie „Zu früh gefreut“feierte am Wochenende in Emmingen Premiere
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EMMINGEN-LIPTINGEN - Was passiert, wenn schlitzohrige, intrigante und skrupellose Menschen versuchen andere über den Tisch zu ziehen, um ihre eigenen hochtrabenden Träume und Wünsche zu erfüllen? Im Theaterstück „Zu früh gefreut“des Laientheaters Emmingen gibt es nicht nur fast drei Stunden lang lustige, kurzweilige Unterhaltung, sondern auch gleich die Lösung dazu. Die Premiere war am Samstagabend, und das Publikum in der Witthohhalle in Emmingen hat sich köstlich amüsiert.
Mit dem Stück, das in jedem Ort spielen könnte und total aus dem Leben gegriffen ist, haben die Schauspieler „ins Schwarze“getroffen. Die Geschichte um den Landwirt Emil Ziegler, seinen Sohn Dieter, deren Bauernhof und dem hinterlistigen Bürgermeister Siegmund Schlaule, der von seinem Stellvertreter und Bauunternehmer Richard Raffer auf eine falsche Fährte gelockt wird, ist einfach zu köstlich.
Letztere träumen von einer riesigen Thermalquelle, die sich im Untergrund des Ziegler Hofes, der im Naturschutzgebiet steht, befinden soll. Mittels einer Wünschelrute hatte Raffer große Wassermengen lokalisiert und ein entsprechender starker Schwefelgeruch entsteigt im Naturschutzgebiet auch der Erde. Was kann also schief gehen, die Träume der beiden gehen dahin, aus dem kleinen Ort Schilfbach ein Heilbad Bad Schilfbach zu machen.
Liebe und Intrigen
Bürgermeister Schlaule träumt vom Posten des Präsidenten des Heilbäderverbandes, Bauunternehmer Raffer von den Großaufträgen für das Thermalbad samt Hotel, Erlebnisgastronomie und dem Kurpark – doch zunächst müssen sie Ziegler über den Tisch ziehen, um an seinen Hof und sein Gelände zu kommen. Geschickt hat Bernd Gombold in seiner Komödie zahlreiche Verwicklungen und Verwirrungen eingebaut, zudem noch Liebesleid und Liebesfreud, sowie zahlreiche falsche Vermutungen und Gerüchte. Es geht recht turbulent zu und das Stück scheint wie maßgeschneidert für die Schauspieler der Emminger Theatergruppe.
Es machte einfach Spaß den Laienschauspielern zuzuschauen und zuzuhören: Köstlich wie Vater und Sohn Ziegler auf ihrem Hof hausen, freiwillig und tatkräftig unterstützt von der zupackenden, aber etwas ungepflegten Nachbarstochter Franziska, die sich den Jungbauern als Ehemann angeln will. Der ziert sich ziemlich lange, denn beim Anblick von Franziska fehlt einfach der entsprechende Ruck, der durch den Körper geht, „wie wenn man an einen Elektrozaun pinkelt“, versucht Vater Ziegler seinem Sohn die Liebe auf den ersten Blick zu erklären.
Herrlich Oma Ziegler, die nicht mehr richtig hört und alles durcheinander bringt - absoluter Mittelpunkt des Stücks war jedoch die Briefträgerin und Dorftratschtante Helga, die nicht nur jede Post öffnet und liest, sondern mit ihrem Getratsche, ihren Vermutungen und Halbwahrheiten, für viel Trubel auf dem Ziegler-Hof und im Dorf sorgt. Zum Beispiel, wenn sie behauptet, die vom Bürgermeister engagierte Geologin sei in Wirklichkeit seine nichteheliche Tochter, die unter der Aktion „Mineralwasser“im Feuchtgebiet „um die Ecke“gebracht werden soll. Unter der Mithilfe der Naturschützerin „Froschkönigin und militanter Vogelscheuche“Mira Meislein, will sie das verhindern.
Drei Akte mit viel Witz
Die Mitwirkenden des Laientheaters verstanden es super, das Stück frisch, frei und fröhlich auf die Bühne zu bringen, so dass die Gäste in allen drei Akten viel zu lachen hatten und mit spontanem Applaus nicht geizten. Am Ende freuten sich alle mit Landwirt Emil Ziegler, denn: Unter dem Naturschutzgebiet befand sich früher ein Munitionsdepot aus dem ersten Weltkrieg, dessen Altlasten immer noch Schwefelgeruch abgeben – und normales Wasser gibt es in einem Feuchtgebiet ja sowieso. Geschickt hatte er, auf Anraten der Geologin, dem Bürgermeister die Beteiligung an der Sanierung seines Hofes abgeluchst sowie den Tausch der Felder, die im Naturschutzgebiet liegen, in ein normales Gebiet. Und die „Froschkönigin“stimmte einem Thermalbad im Naturschutzgebiet unter der Bedingung zu, dass ein Naturschutzzentrum gebaut und ihr Verein jährlich mit 20 000 Euro unterstütz wird.
Bürgermeister Schlaule ging, geblendet vom Gedanken an das Präsidentenamt auf alle Forderungen ein, um am Ende wie ein „begossener Pudel“da zu stehen, denn der Traum vom Thermalbad ging in Schall und Rauch auf. Und Franziska wandelte sich vom „Stallblümchen“zur feschen jungen Frau, bei deren Anblick Bauernsohn Dieter Ziegler nicht mehr an sich halten konnte. Die Aufführung machte riesig Spaß und alle freuen sich schon auf einen weiteren Theaterabend mit der Laienspieltruppe Emmingen am 8. Und 9. November 2019 in der Witthohhalle.