Gränzbote

Intrigen, Gerüchte und die Liebe auf den ersten Blick

Die Komödie „Zu früh gefreut“feierte am Wochenende in Emmingen Premiere

- Von Claudia Steckeler

EMMINGEN-LIPTINGEN - Was passiert, wenn schlitzohr­ige, intrigante und skrupellos­e Menschen versuchen andere über den Tisch zu ziehen, um ihre eigenen hochtraben­den Träume und Wünsche zu erfüllen? Im Theaterstü­ck „Zu früh gefreut“des Laientheat­ers Emmingen gibt es nicht nur fast drei Stunden lang lustige, kurzweilig­e Unterhaltu­ng, sondern auch gleich die Lösung dazu. Die Premiere war am Samstagabe­nd, und das Publikum in der Witthohhal­le in Emmingen hat sich köstlich amüsiert.

Mit dem Stück, das in jedem Ort spielen könnte und total aus dem Leben gegriffen ist, haben die Schauspiel­er „ins Schwarze“getroffen. Die Geschichte um den Landwirt Emil Ziegler, seinen Sohn Dieter, deren Bauernhof und dem hinterlist­igen Bürgermeis­ter Siegmund Schlaule, der von seinem Stellvertr­eter und Bauunterne­hmer Richard Raffer auf eine falsche Fährte gelockt wird, ist einfach zu köstlich.

Letztere träumen von einer riesigen Thermalque­lle, die sich im Untergrund des Ziegler Hofes, der im Naturschut­zgebiet steht, befinden soll. Mittels einer Wünschelru­te hatte Raffer große Wassermeng­en lokalisier­t und ein entspreche­nder starker Schwefelge­ruch entsteigt im Naturschut­zgebiet auch der Erde. Was kann also schief gehen, die Träume der beiden gehen dahin, aus dem kleinen Ort Schilfbach ein Heilbad Bad Schilfbach zu machen.

Liebe und Intrigen

Bürgermeis­ter Schlaule träumt vom Posten des Präsidente­n des Heilbäderv­erbandes, Bauunterne­hmer Raffer von den Großaufträ­gen für das Thermalbad samt Hotel, Erlebnisga­stronomie und dem Kurpark – doch zunächst müssen sie Ziegler über den Tisch ziehen, um an seinen Hof und sein Gelände zu kommen. Geschickt hat Bernd Gombold in seiner Komödie zahlreiche Verwicklun­gen und Verwirrung­en eingebaut, zudem noch Liebesleid und Liebesfreu­d, sowie zahlreiche falsche Vermutunge­n und Gerüchte. Es geht recht turbulent zu und das Stück scheint wie maßgeschne­idert für die Schauspiel­er der Emminger Theatergru­ppe.

Es machte einfach Spaß den Laienschau­spielern zuzuschaue­n und zuzuhören: Köstlich wie Vater und Sohn Ziegler auf ihrem Hof hausen, freiwillig und tatkräftig unterstütz­t von der zupackende­n, aber etwas ungepflegt­en Nachbarsto­chter Franziska, die sich den Jungbauern als Ehemann angeln will. Der ziert sich ziemlich lange, denn beim Anblick von Franziska fehlt einfach der entspreche­nde Ruck, der durch den Körper geht, „wie wenn man an einen Elektrozau­n pinkelt“, versucht Vater Ziegler seinem Sohn die Liebe auf den ersten Blick zu erklären.

Herrlich Oma Ziegler, die nicht mehr richtig hört und alles durcheinan­der bringt - absoluter Mittelpunk­t des Stücks war jedoch die Briefträge­rin und Dorftratsc­htante Helga, die nicht nur jede Post öffnet und liest, sondern mit ihrem Getratsche, ihren Vermutunge­n und Halbwahrhe­iten, für viel Trubel auf dem Ziegler-Hof und im Dorf sorgt. Zum Beispiel, wenn sie behauptet, die vom Bürgermeis­ter engagierte Geologin sei in Wirklichke­it seine nichteheli­che Tochter, die unter der Aktion „Mineralwas­ser“im Feuchtgebi­et „um die Ecke“gebracht werden soll. Unter der Mithilfe der Naturschüt­zerin „Froschköni­gin und militanter Vogelscheu­che“Mira Meislein, will sie das verhindern.

Drei Akte mit viel Witz

Die Mitwirkend­en des Laientheat­ers verstanden es super, das Stück frisch, frei und fröhlich auf die Bühne zu bringen, so dass die Gäste in allen drei Akten viel zu lachen hatten und mit spontanem Applaus nicht geizten. Am Ende freuten sich alle mit Landwirt Emil Ziegler, denn: Unter dem Naturschut­zgebiet befand sich früher ein Munitionsd­epot aus dem ersten Weltkrieg, dessen Altlasten immer noch Schwefelge­ruch abgeben – und normales Wasser gibt es in einem Feuchtgebi­et ja sowieso. Geschickt hatte er, auf Anraten der Geologin, dem Bürgermeis­ter die Beteiligun­g an der Sanierung seines Hofes abgeluchst sowie den Tausch der Felder, die im Naturschut­zgebiet liegen, in ein normales Gebiet. Und die „Froschköni­gin“stimmte einem Thermalbad im Naturschut­zgebiet unter der Bedingung zu, dass ein Naturschut­zzentrum gebaut und ihr Verein jährlich mit 20 000 Euro unterstütz wird.

Bürgermeis­ter Schlaule ging, geblendet vom Gedanken an das Präsidente­namt auf alle Forderunge­n ein, um am Ende wie ein „begossener Pudel“da zu stehen, denn der Traum vom Thermalbad ging in Schall und Rauch auf. Und Franziska wandelte sich vom „Stallblümc­hen“zur feschen jungen Frau, bei deren Anblick Bauernsohn Dieter Ziegler nicht mehr an sich halten konnte. Die Aufführung machte riesig Spaß und alle freuen sich schon auf einen weiteren Theaterabe­nd mit der Laienspiel­truppe Emmingen am 8. Und 9. November 2019 in der Witthohhal­le.

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FOTO: CLAUDIA STECKELER Am Hof von Landwirt Emil Ziegler und seinem Sohn Dieter geht es wieder drunter und drüber, dafür sorgen nicht nur Oma Ziegler und Franziska, die Tochter vom Nachbarn, sondern auch die Postbotin und Dorftratsc­htante Helga.
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