Gränzbote

Nur die Probleme sind unbestritt­en

Eine Woche vor dem Spiel in Dortmund präsentier­en sich die Bayern gegen Freiburg desolat

- Von Felix Alex

MÜNCHEN - Uli Hoeneß stapfte grantelnd dem Ausgang entgegen. Einen Kommentar zum vorangegan­genen desaströse­n 1:1 (0:0) seines FC Bayern München gegen Freiburg wollte sich der Präsident ersparen. Er sagte wohl lieber gar nichts, anstatt zum nächsten Rundumschl­ag auszuholen – den diesmal wohl die Mannschaft abbekommen hätte, nicht wie Tage zuvor die Medien. Sein Breisgauer Pendant, Fritz Keller, dagegen wusste gar nicht so recht, wohin mit sich und seiner Freude. Hier diktierte er noch seine Empfindung­en in die Mikrofone („Besser geht es nicht. Normalerwe­ise kommst du hierher und denkst: ,the same procedure as every year’, und packst schon mal den Rechenschi­eber aus, aber heute war alles perfekt“), im nächsten Moment war er schon bei der Pressekonf­erenz der Trainer im Zuschauerr­aum, um kurz darauf auch noch eigenhändi­g eine silberne Ausrüstung­skiste zum Mannschaft­sbus zu schleppen. Sinnbildli­cher als die Stimmung der beiden Präsidente­n lassen sich die Gemütszust­ände der beiden Vereine kaum darstellen.

Während die Freiburger ihren ersten Punktgewin­n in München seit 1997 feierten – damals trat ein gewisser Jürgen Klinsmann in eine Werbetonne – und SC-Trainer Christian Streich sogar zum Trikotjäge­r wurde und Torwart Manuel Neuer sein Leibchen abluchste – „mein Bub findet, der Manuel Neuer ist ein überragend­er Torwart und ein super Typ, wo er total recht hat“– , brennt beim Rekordmeis­ter nach dem erneut spielerisc­h mauen Auftritt der Baum. Eine Woche vor der wohl richtungsw­eisenden Partie gegen den mit vier Punkten enteilten Tabellenfü­hrer Borussia Dortmund läuft bei den Bayern nicht viel zusammen.

Das Tor von Lucas Höler (89.) keine zehn Minuten nach der schönen per Sololauf herausgeza­uberten Führung der Münchner durch Serge Gnabry (80.), war das eine. Viel schwerer wiegt die vorangegan­gene Leistung, beziehungs­weise Nichtleist­ung, die selbst die Treuesten der Treuen zum Pfeifen brachten.

„Wir waren schon gut, vielleicht waren die Bayern auch etwas müde, aber ich drehe es mir lieber so, dass wir so gut waren“, sagte SC-Keeper Alexander Schwolow. Doch allein auf Müdigkeit kann der ideenlose und blutleere Auftritt nicht zurückzufü­hren sein. Vor allem nicht bei den sonst so dominieren­den Bayern, für die die englischen Wochen mehr die Regel als die Ausnahme sind und die ja immer noch den Anspruch haben, spitze in Europa zu sein.

Doch wenn selbst der SC Freiburg in München, wo er sonst nie was holt, mit seinem cleveren Abwehrboll­werk den Kovac-Code knackt, sind solche Gedankensp­iele generell obsolet. Dass die Offensivab­teilung zudem durchhängt, kommt noch hinzu. erschweren­d

Probleme bei defensiven Gegnern

Doch wo es derzeit am meisten hakt, darüber sind sich die Verantwort­lichen selbst nicht einig. „Wir haben sehr langsam gespielt und uns keine Chancen herausgear­beitet. Es hat heute träge ausgesehen“, sagte Hasan Salihamidz­ic, der „Spritzigke­it und Freude“bei seiner Mannschaft vermisste. Seine Analyse: „Umso länger das Spiel dauerte, umso langsamer wurden wir“, so Salihamidz­ic. Seine Schlussfol­gerungen aus der Analyse: „Ich weiß auch nicht, was wir noch machen könnten.“Ratlosigke­it. Energisch wurde Salihamidz­ic erst, als er gefragt wurde, ob der Trainer wackeln könnte, sollte der FCB am kommenden Samstag (18.30/Sky) in Dortmund verlieren: „Fragen Sie bitte solche blödsinnig­en Fragen nicht“.

Niko Kovac selbst wollte das Spiel nicht ganz so schlimm bewerten. Aber: „Es ist uns wie in den vergangene­n fünf Spielen wieder passiert, dass wir nach Flanken einen Treffer kassieren.“Daran müsse man nun arbeiten. Statisch sei das Spiel seines Teams nicht gewesen, eher sei es ein gutes Positionss­piel gewesen.

Ob das jedoch der Anspruch eines Rekordmeis­ters sein kann, bleibt dahingeste­llt. Vor allem, da nicht nur die Freiburger die passende Antwort gefunden haben. „Mit schnellem Umschaltsp­iel kann man sich Chancen kreieren, da sind die Bayern dieses Jahr anfällig“, so der aus Wangen stammende SC-Angreifer Jannik Haberer. Auch Torschütze Gnabry musste zugeben: „Das haben wir uns heute wirklich anders vorgestell­t. Wir haben Probleme, wenn die Gegner tief hintendrin stehen“. Das weiß wohl auch Uli Hoeneß, auch wenn er es an diesem Tag für sich behielt.

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FOTO: DPA Bei Bayern läuft nicht viel zusammen, Altmeister Franck Ribéry (re./mit Robin Koch) blieb ebenfalls blass.

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