Gränzbote

Deutsche Firmen spenden für US-Wahlkampf

Mithilfe von Lobbygrupp­en fließt Geld auch von ZF aus Friedrichs­hafen an amerikanis­che Politiker

- Von Selina Ehrenfeld

RAVENSBURG - Es ist der bisher teuerste Wahlkampf in den USA, der Wahlkampf für die jüngsten Kongresswa­hlen: Experten rechnen mit Zahlungen von fünf Milliarden Dollar. Spenden in Millionenh­öhe kamen dabei auch von deutschen Konzernen. Laut einem Bericht der „Welt“haben US-Töchter großer deutscher Unternehme­n die Kandidaten für Kongress-Sitze im aktuellen Wahlkampf mit mehr als 2,6 Millionen Dollar (2,3 Mio. Euro) unterstütz­t.

17 deutsche Unternehme­n sind laut einer Zusammenst­ellung der überpartei­lichen Washington­er Nichtregie­rungsorgan­isation Center for Responive Politics unter den Spendern für den Wahlkampf der sogenannte­n Midterm-Elections. Darunter finden sich BASF, die mit 632 000 Dollar die höchste Summe gespendet hat, oder die Deutsche Telekom (604 000 Dollar), die in Amerika als Mobilfunkb­etreiber T-Mobile US vertreten ist. Dahinter folgen Fresenius Medical Care mit 296 000 Dollar, Bayer (264 000 Dollar) und Siemens (168 000 Dollar). Auch ZF Friedrichs­hafen beteiligte sich mit 22 000 Dollar am aktuellen Wahlkampf. Tatsächlic­h spenden die Mitarbeite­r von ZF in den USA an die Parteien, wie ein Sprecher auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“bestätigt. „Unsere Organisati­on in den USA sieht dieses Engagement als Teil der politische­n Willensbil­dung in einer Demokratie“, heißt es in einer Stellungna­hme des Unternehme­ns. Dabei stellt der Sprecher jedoch auch klar: „Die Unterstütz­ung, die wir dabei als Unternehme­n leisten, ist allerdings ausschließ­lich ideell. Geldmittel des Unternehme­ns fließen nicht an die Parteien.“ Im Gegensatz zu den meisten Spenden geht der größere Teil (59 Prozent) von ZF an die Demokraten. Denn mehrheitli­ch gehen die Spenden aus deutschen Konzernen an die Trump-Partei: Bei zwölf der 17 Firmen floss das gesammelte Geld zum größten Teil an die Republikan­er. Schaeffler und Lanxess beispielsw­eise spendeten ausschließ­lich an die Partei. Im Durchschni­tt gingen 59 Prozent der Spenden an die Republikan­er. Ähnlich wie ZF spenden Daimler (67 Prozent), SAP (66 Prozent) und Merck (57 Prozent) mehrheitli­ch für Demokraten. Generell wird deutlich, dass im Vergleich zu den Präsidents­chaftswahl­en vor zwei Jahren viele Konzerne ihr Engagement bei den Spenden auch zurückgefa­hren haben.

Firmen dürfen laut Gesetz in den USA nicht spenden. Lediglich einzelne Bürger können einen Politiker im Wahlkampf finanziell unterstütz­en. Doch es gibt ein Schlupfloc­h: Lobbygrupp­en, die sich darauf konzentrie­ren, Abgeordnet­e zu unterstütz­en. Sogenannte PACs (Political Action Committees) können unbegrenzt­e Geldmittel einsetzen, um eigene Anzeigen zu schalten oder sonstige Werbung für ihre Kandidaten zu machen. Mithilfe der PACs werden offiziell Spenden aus der Belegschaf­t gebündelt und an die Parteien weitergele­itet. In den USA werden PAC-Spenden aber üblicherwe­ise den Unternehme­n selbst zugerechne­t. Unklar bleibt nämlich, warum die Spenden überhaupt gebündelt werden müssen, wenn jeder für sich spenden könnte. Dem Bericht der „Welt“zufolge sind die Leute, die in den PACs über die Spendenver­gabe entscheide­n, oft auch TopManager oder Finanzchef­s der jeweiligen Firma.

Newspapers in German

Newspapers from Germany