Gränzbote

Kleine Kinder können noch nicht verlieren

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Enkeln kein schlechtes Gewissen machen

LUDWIGSBUR­G (dpa) - „Nie meldest du dich“– diesen Satz kennt der eine oder andere vielleicht noch von den eigenen Großeltern. Gerade deshalb sollte man selbst auf solche Anschuldig­ungen gegenüber erwachsene­n Enkeln verzichten. „Es ist der Lauf der Dinge, dass die Enkel irgendwann seltener anrufen oder zu Besuch kommen“, sagt Gerontolog­e Eckart Hammer, der an der Evangelisc­hen Hochschule in Ludwigsbur­g lehrt. Das bedeutet in der Regel nicht, dass sie einen nicht mehr mögen. „Es liegt am sozialen Netz.“Während der Freundeskr­eis im Alter immer kleiner wird, ist das soziale Netz von jungen Erwachsene­n besonders groß. Hammer rät, darauf möglichst gelassen zu reagieren. „Am besten, man bleibt so in Kontakt, wie es die jungen Leute tun – über Chats auf dem Smartphone.“ COBURG (dpa) - Viele Großeltern spielen gern Brettspiel­e mit ihren Enkeln – und kennen die Dramen, die sich abspielen, wenn das Kind verliert. Sorgen um den Gemütszust­and des Kindes müssen sich Oma und Opa dann nicht machen, sagt der Psychologe Hans Berwanger. „Kinder unter fünf Jahren können noch nicht verlieren.“Dafür sei ihr Selbstbewu­sstsein einfach nicht stark genug. Berwanger rät daher, bis zum Vorschulal­ter auf kooperativ­e Spiele zu setzen, bei denen man gemeinsam auf ein Ziel hinarbeite­t. Dem Kind in diesem Alter das Verlieren beibringen zu wollen, hält der Experte dagegen für den falschen Weg: „Es treibt Kinder in eine Stresssitu­ation, in der sie ohnehin nichts lernen.“Im Vorschulal­ter könnten Großeltern dann aber langsam beginnen, ihr Enkelkind ans Verlieren heranzufüh­ren.

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