Überlegungen zu Integrationsbeirat
Nach der zuletzt mauen Beteiligung sucht die Verwaltung nun das Gespräch.
TUTTLINGEN - Wie soll es mit dem Integrationsbeirat der Stadt Tuttlingen weitergehen? Bei der jüngsten Sitzung am Mittwoch, 17. Oktober, war das Gremium wegen zu wenigen Teilnehmern nicht beschlussfähig gewesen. Ferngeblieben waren vor allem die Vertreter von ausländischen Organisationen. Diese sollen nun gezielt angesprochen und zur Beteiligung aufgefordert werden. „Ich sehe gute Chancen, dass eine Neuorganisation gelingt“, sagt Christof Manz, der Mitglied im Integrationsbeirat ist.
Von insgesamt elf ausländischen Organisationen war am 17. Oktober nur ein Vertreter erschienen. Tatsächlich waren gerade mal elf der 31 Vertreter aus Politik, Kirche, Verbänden und Vereinen im Ratssaal zusammengekommen.
Oberbürgermeister Michael Beck
zeigte sich enttäuscht, äußerte in der Sitzung aber auch, dass es zu Sitzungseinladungen kaum Rückmeldungen der ausländischen Vereine gebe. Bei manchen Gruppierungen sei nicht einmal klar, wer der Ansprechpartner für die Stadt sei.
Um die Gründe dafür herauszufinden, warum so viele ferngeblieben sind, wird die Stadt nun zunächst mit allen ausländischen Vereinen und Organisationen Gespräche führen, so Benjamin Hirsch, persönlicher Referent von Oberbürgermeister Michael Beck, auf Nachfrage unserer Zeitung. Je nach Gründen für das Wegbleiben wird die Verwaltung im Anschluss das weitere Vorgehen überdenken. Vorschläge sollen in den städtischen Gremien diskutiert und beraten werden. Hirsch: „Die Beteiligung und die Zusammenarbeit zum Thema Integration ist nach wie vor ein sehr wichtiges und zentrales. Immerhin leben Menschen aus über 100 Nationen in Tuttlingen zusammen.“Für OB Michael Beck sei es daher wichtig, für diesen Teil der Tuttlinger Bevölkerung eine Plattform für Beteiligung und Mitsprache zu bieten. „Das setzt allerdings auch Interesse und Engagement voraus, das leider bei der letzten Sitzung des Integrationsbeirates nicht ersichtlich wurde“, heißt es aus der Stadtverwaltung.
Hassanzadeh, der stellvertretende Vorsitzende des Integrationsbeirats, begrüßt es, dass gezielt an die Vertreter ausländischer Vereine und Verbände herangetreten wird. „Bei manchen gibt es Sprachbarrieren“, sieht er als einen der Gründe an, warum so wenige Rückmeldungen eingehen. Er appelliert an die ausländischen Vereinsvertreter, sich zu interessieren und hinzugehen: „Das ist extra für Euch, es ist eine Chance, dass Migranten, die hier leben, diese Möglichkeit der Beteiligung haben.“
Nader Ercan Yorulmaz
vom türkischen Verein Feza weiß diese Chance zu schätzen. „Es ist ein Geben und Nehmen“, sagt er. Im Integrationsbeirat bekomme man die Themen und Probleme der anderen mit und könne dort ansetzen. Sein Verein sei deshalb immer vertreten.
Das sehen allerdings nicht alle so. „Wir sitzen da eine halbe Stunde und danach läuft alles wieder anders“, sagt Avni Berisha, der den Albanischen Verein „Agimi“im Integrationsbeirat vertritt. Denn gelebt werde Integration in Tuttlingen aus seiner Sicht nicht. Fest macht Berisha das unter anderem daran, dass in Tuttlingen rund 30 Prozent der Bevölkerung sagt Nader Hassanzadeh, stellvertretender Vorsitzender des Integrationsbeirats, zum Fernbleiben einiger Mitglieder.
einen Migrationshintergrund hätten, aber der Prozentsatz von Mitarbeitern in der Stadtverwaltung mit Migrationshintergrund deutlich niedriger sei. „Ich habe dieses Thema im Beirat erwähnt“, sagt er. Insgesamt müsse die Stadt stärker auf die Vereine zugehen.
Berisha habe beispielsweise ein gemeinsames Mittagessen mit allen Vereinen und Gruppen der Stadt angeregt – denn so würden die Menschen aus seiner Sicht tatsächlich miteinander in Kontakt kommen. Passiert sei in dieser Richtung nie etwas. In der Vergangenheit organisierte Berisha ein Multi-Kulti-Fußballtunier. Von insgesamt vierzig Mannschaften sei keine einzige deutsche dabei gewesen – trotz Einladung. „Das ist keine Integration“, sagt Berisha.
Auch vom Bosnischen Verein würde sich wünschen, dass die Stadt direkter auf die Vereine zugeht, dass auch mal jemand vorbeikommt und nicht nur E-Mails schreibt – zum Beispiel zum Freitagsgebet.
Ilijas Cernica
Generell ist er aber zufrieden mit der Zusammenarbeit der Stadt. „Dass man sich überhaupt trifft, finde ich sehr positiv“, sagt er. Nur koste der Integrationsbeirat Zeit – und die habe man in einem kleinen Verein nicht immer.
Ähnlich ist es bei der Ditib, dem türkisch-islamischen Kulturverein: Die Kritik über das Nicht-Erscheinen bei der letzten Sitzung sei angekommen, sagt Bekir Inamlica, einer der Vertreter der Ditib im Integrationsbeirat. Aus persönlichen und gesundheitlichen Gründen hätte keiner der Vertreter des türkisch-islamischen Vereins kommen können. Er betont aber auch: „Es war das erste Mal, dass Ditib bei einer Hauptsitzung nicht vertreten war.“
Generell schätze er aber das gute Verhältnis zur Stadt und sei davon überzeugt, dass auch sein Nachfolger stets zuverlässig im Integrationsbeirat arbeiten werde. Inamlica hat sich aus dem Vorstand der Ditib zurückgezogen.
Christof Manz
sieht die maue Beteiligung im Integrationsbeirat auch im starken Flüchtlingszuzug der Jahre 2015 und 2016: „Das Thema hat alles überlagert“, sagt er. Vertreter anderer Nationen hätten sich nicht mehr berücksichtigt gefühlt. Er will das Gespräch mit dem Integrationsbeauftragten der Stadt Tuttlingen, Ralf Scharbach, suchen, der seit Juni 2017 im Amt ist. „Seine Vorgängerin Petra Demmer hat sich unglaublich viel Zeit genommen, um das zu pflegen“, sagt er zum Integrationsbeirat. Die regelmäßige persönliche Ansprache der Mitglieder sei wichtig.
„Bei manchen gibt es Sprachbarrieren“,