„Kampfbegriffe wie Freiheit oder Sicherheit“
Experten diskutieren am 16. November für „Toleranz in allen Facetten“
●
Keine weitere Informationsveranstaltung
WEHINGEN (abra) - Im Bericht über den Bürgerentscheid in Wehingen wurde eine noch geplante gemeinsame Veranstaltung der Gemeinde und der Initiatoren erwähnt. Das ist falsch. Da es bereits eine solche gegeben hat, bleibt es bei einem gemeinsamen Informationsblatt an alle Haushalte, mit dem die beiden Standpunkte zusammen gefasst werden. Eine weitere gemeinsame Informationsveranstaltung wird es aber nicht geben, so Bürgermeister Gerhard Reichegger. Wir bitten das Missverständnis zu entschuldigen. TROSSINGEN (sfk) - Die „Toleranz in allen Facetten“steht am Freitag, 16. November, im Mittelpunkt einer Gesprächsrunde in der Stadtbücherei. Redakteurin Sabine Felker hat sich mit den Organisatioren, Ralf Sorg von der Bücherei und Jens Kistenfeger von der Volkshochschule, vorab darüber unterhalten.
Herr Sorg, Herr Kistenfeger, vorneweg gleich mal eine persönliche Frage: Was ist Toleranz für Sie?
Sorg: Toleranz bedeutet für mich zumindest den Versuch zu wagen, allen Mitmenschen offen zu begegnen. Und solange niemandem etwas Negatives widerfährt, ist die Toleranz recht weit gefasst. Kistenfeger: Da will ich gar nicht viel hinzufügen. Toleranz kommt – für mich – an eine Grenze, wenn Toleranz und Offenheit benutzt werden und Schaden daraus entsteht. Ansonsten sollte Toleranz so weit wie möglich gefasst werden.
Herr Sorg, Sie haben etwa vor einem Jahr die Leitung der Bücherei übernommen und dabei eine neue Themenreihe initiiert. Bisher beteiligten sich daran meist Trossinger Experten, mit der Gesprächsrunde über Toleranz holen Sie nun einen Fachmann von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und den Inklusionsbeauftragten des Landkreises in die Runde. Gelingt damit der nächste Schritt, dieses Angebot zu etablieren?
Sorg: Die Rückmeldungen auf meine ersten Abendveranstaltungen waren positiv, das Format der Gesprächsrunde kommt sehr gut an. Ob sich das Angebot tatsächlich etabliert, werden die Besucher entscheiden. Toll ist es natürlich, dass wir in der Volkshochschule einen Partner gefunden haben. Kistenfeger: Ja, denn die Idee einer Podiumsdiskussion hat mich schon länger umgetrieben. Als ich dann erfahren habe, dass es bereits ein etabliertes Format gibt und Ralf mir eine Kooperation angeboten hat, habe ich natürlich sofort zugegriffen. Es wird Themen geben, die weiterhin von Ralf Sorg alleine angeboten werden, während es auch Themen geben wird, bei denen wir zusammen arbeiten werden.
Auch Sie, Herr Kistenfeger, bli- cken auf Ihr erstes Jahr in Trossingen zurück. Während Herr Sorg ein „echter“Trossinger ist, haben Sie die Stadt aus beruflicher Perspektive kennengelernt. Haben Sie als promovierter Philosoph das Gefühl, dass die Trossinger Bedarf an mehr politischen Diskussionsangeboten haben?
Kistenfeger: Es ist die Aufgabe der VHS, ein breites Spektrum an Angeboten zu machen. Von Haus aus habe ich ein großes Interesse an politischphilosophischen, aber auch an zeitgeschichtlichen Themen, was sich hoffentlich im VHS-Angebot spiegelt. Ob das Trossinger Publikum dieses Angebot annehmen wird, muss sich im Lauf der Zeit zeigen.
Aktuell scheint es, dass es um die Toleranz schon mal besser bestellt war. Gerade in der Flüchtlingsdiskussion wird der Begriff von allen Seiten vor sich hergetragen, immer aber mit einer subjektiven Einfärbung.
Kistenfeger: Sicherlich teilt „Toleranz“das Schicksal anderer politischer Kampfbegriffe wie „Freiheit“oder „Sicherheit“. Das liegt jedoch nicht nur im Wunsch begründet, sich eines Kampfbegriffs zu bedienen, sondern auch an den unbestimmten Konturen solcher Begriffe. Unsere Gesprächsrunde dient dazu, dem Begriff und der Idee der Toleranz ein schärferes Profil zu geben. Sorg: Es wird gewiss auch um die unterschiedlichen Toleranzen gehen. Von der Toleranz des Einzelnen bis hin zu der Gesellschaft. Und vermutlich wird auch die Frage aufkommen, wo die unterschiedlichen Toleranzen ihre Grenzen haben.
Hoffen Sie, eine kleine Veränderung bei dem ein oder anderen erreichen zu können oder geht es in erster Linie um den wissenschaftlichen Diskurs?
Kistenfeger: Wir gehen davon aus, dass wir eher Menschen erreichen werden, denen Toleranz ein Anliegen ist und die sich mit ihrer eigenen Toleranz wie auch der gesellschaftlichen Toleranz auseinander gesetzt haben und das auch noch weiter tun wollen. Wir hoffen, dass wir mit diesem Abend den einen oder anderen Denkanstoß liefern können. Was daraus jeweils entsteht, kann man ja nicht wirklich wissen.
Sorg: Das hehre Ziel wäre natürlich, dass von diesem Abend etwas positives im Sinne der Toleranz ausgeht.