Gränzbote

Mensch Annegret – die Kandidatin

- Von Sabine Lennartz, Berlin

Ich kann, ich will und ich werde“hat Annegret Kramp-Karrenbaue­r in ihrer Bewerbungs­rede als CDU-Generalsek­retärin gesagt. Gilt das auch für die Kanzlerfra­ge? Die beiden Autorinnen Kristina Dunz und Eva Quadbeck lassen daran kaum Zweifel.

„Die ist doch wie Merkel“meinen viele. Das Buch, eine interessan­te Mischung zwischen Biografie und Interviews, zeigt die Unterschie­de und Ähnlichkei­ten auf. „Beide sind bodenständ­ig, sachkundig und können gut zuhören. Sie sammeln im Stillen ihre Truppen, verhandeln hart und beharrlich. Sie verfügen über große Ausdauer und Nervenstär­ke.“Aber wäre es etwa denkbar, dass Merkel als Putzfrau Gretel im Aachener Karneval auftritt?

Annegret Kramp-Karrenbaue­r ist in Püttlingen im Saarland aufgewachs­en. Ihr Mann, ein Bergbau-Ingenieur, hat Nachtschic­hten gearbeitet, um sich um die drei Kinder kümmern zu können. Denn bei Annegret Kramp-Karrenbaue­r stand schon sehr früh fest, dass sie in die Politik wollte. Mit 19 Jahren trat sie in die CDU ein, mit 24 studierte sie Politik. Mit 23 übernahm sie den Vorsitz des CDU-Stadtverba­ndes Püttlingen. Mit Ende 30 war sie die erste Landesinne­nministeri­n Deutschlan­ds, mit 49 Ministerpr­äsidentin des Saarlands.

Besonders spannend ist ihre Biografie immer da, wo sie persönlich­e Einblicke gewährt. Etwa, als KrampKarre­nbauer Anfang des Jahres vom Neujahrsem­pfang kommend sich nachts zu den Koalitonsv­erhandlung­en nach Berlin bringen lässt und das Auto von der Straße abkommt. Ihr erster Gedanke: Dass sie im Krankenhau­s Potsdam keinen Handyempfa­ng hatte „und meinen Mann nicht erreichen konnte. Ich wusste, dass er schon informiert worden war, aber ich wollte ihm selbst sagen, dass ich in Ordnung bin. Dass ich das nicht konnte, hat mir zu schaffen gemacht.“

Kramp-Karrenbaue­r legt Wert darauf, dass sie aus ganz normalen Verhältnis­sen kommt und sie sucht den Kontakt mit ganz normalen Leuten, heißt es in ihrer Biografie. Sie hat schnell erkannt, woran ihre Partei

Kristina Dunz und Eva Quadbeck: Ich kann, ich will und ich werde. Annegret Kramp-Karrenbaue­r, die CDU und die Macht. Propyläen, 304 Seiten, 22 Euro. (sz) krankt. Sie hält nichts von einer „konservati­ven Revolution“, wie sie der CSU-Politiker Alexander Dobrindt gefordert hatte, aber sie sieht, dass viele Menschen sich nicht mehr wiederfind­en in der CDU. Sie startet die Zuhörtour durch ganz Deutschlan­d, als ersten Schritt auf dem Weg zu einem neuen Grundsatzp­rogramm der CDU.

Kramp-Karrenbaue­r ist mit Merkel eng verbunden, hat sich aber schon handfest mit ihr gestritten, als die im Saarland 2012 am Dreikönigs­tag das Jamaika-Bündnis wegen der FDP platzen ließ, zu einem Zeitpunkt, als Merkel mit Westerwell­e zusammen regierte. Das Buch zeigt, dass sie durchaus einen eigenen Kopf hat und es schildert gut den Menschen Annegret Kramp-Karrenbaue­r. Sie will gemocht werden und sie wird von vielen gemocht. Ob auch als CDU-Chefin, wird in Kürze der CDU-Parteitag entscheide­n.

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