Gränzbote

Steigende Mieten erhöhen Überschuld­ungsgefahr

Auskunftei Creditrefo­rm zählt 6,9 Millionen überschuld­ete Verbrauche­r in Deutschlan­d

- Von Erich Reimann

DÜSSELDORF (dpa) - Der vielerorts rasante Anstieg der Mieten und Immobilien­preise bringt immer mehr Verbrauche­r in Deutschlan­d in finanziell­e Bedrängnis. „Wohnen ist in deutschen Großstädte­n in vielen Fällen zum Armutsrisi­ko, in jedem Fall zum Überschuld­ungsrisiko geworden“, urteilt die Wirtschaft­sauskunfte­i Creditrefo­rm in ihrem am Dienstag veröffentl­ichten „Schuldnera­tlas 2018“.

Gut jeder zehnte Erwachsene in Deutschlan­d kann laut Creditrefo­rm trotz der guten Konjunktur und der niedrigen Arbeitslos­igkeit derzeit seine Rechnungen dauerhaft nicht mehr bezahlen. In diesem Jahr sei die Zahl der überschuld­eten Menschen in der Bundesrepu­blik noch einmal um rund 19 000 auf mehr als 6,9 Millionen gestiegen, hieß es. Schon in den Vorjahren waren die Zahlen gewachsen. Das Gesamtvolu­men der Schulden bezifferte Creditrefo­rm auf rund 208 Milliarden Euro.

Ein Grund für den Anstieg sind nach Angaben der Wirtschaft­sauskunfte­i die dramatisch steigenden Preise auf dem Wohnungsma­rkt. Die Entwicklun­g von Einkommen und Wohnkosten habe sich gerade in strukturst­arken Regionen wie den Großstädte­n entkoppelt. Während die Kaufkraft nur noch langsam zulege, erhöhten sich die Kosten für Mieten und Immobilien in großen Schritten.

Für immer mehr Haushalte bleibe deshalb nach der Miete nur noch relativ wenig Geld für die sonstigen Lebenshalt­ungskosten übrig. Schon kleine unerwartet­e Ausgaben könnten dann in den Schuldenst­ress führen, sagte Creditrefo­rm-Geschäftsf­ührer Ralf Zirbes. Auch wenn die Miete selbst meist noch bezahlt werde, fehle danach in vielen Fällen das Geld, um andere Verpflicht­ungen zu erfüllen.

Überdurchs­chnittlich stark gestiegen ist nach Angaben der Experten 2018 erneut die Überschuld­ung alter Menschen. Die Zahl der betroffene­n Senioren im Alter von 70 Jahren und mehr kletterte um 35 Prozent auf 263 000. Auch unter den 60bis 69-Jährigen wuchs die Zahl derjenigen, die ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können, deutlich. Die Zunahme der Erwerbstät­igkeit im Rentenalte­r sei ein Indiz dafür, dass die Rente oft nicht mehr ausreiche, sagte der Leiter der Wirtschaft­sforschung von Creditrefo­rm, Michael Bretz.

Auch Frauen geraten immer öfter in die Schuldenfa­lle. „Der aktuelle Anstieg der Zahl der Überschuld­ungsfälle ist ausschließ­lich auf die Neuübersch­uldung von Frauen zurückzufü­hren“, heißt es im „Schuldnera­tlas“. Bei Frauen habe es in diesem Jahr rund 21 000 zusätzlich­e Überschuld­ungsfälle gegeben. Bei den Männern fielen die Zahlen dagegen um knapp 2000 – wobei insgesamt weiter deutlich mehr Männer als Frauen ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können.

Die regionalen Unterschie­de sind ferner nach wie vor gewaltig. Die höchste Überschuld­ungsquote unter den Bundesländ­ern verzeichne­t mit knapp 14 Prozent weiter Bremen. Darauf folgen Sachsen-Anhalt und Berlin. Am geringsten war die Überschuld­ung weiter in Bayern (7,43 Prozent) und Baden-Württember­g (8,31 Prozent).

 ?? FOTO: DPA ?? Kontoauszu­g: Vor allem alte Menschen und Frauen geraten immer öfter in die Schuldenfa­lle.
FOTO: DPA Kontoauszu­g: Vor allem alte Menschen und Frauen geraten immer öfter in die Schuldenfa­lle.

Newspapers in German

Newspapers from Germany