Gränzbote

100 Jahre Kriegsende: Draguignan erinnert auch an 580 Opfer aus Tuttlingen

Oberbürger­meister Michael Beck und eine Delegation des Gemeindera­tes nehmen an Gedenkfeie­r in Frankreich teil – Ginkgo-Baum als Zeichen der Freundscha­ft

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TUTTLINGEN/DRAGUIGNAN (pm) - Auch an die Tuttlinger Kriegsopfe­r wurde bei den Feierlichk­eiten erinnert, mit denen die französisc­he Partnersta­dt Draguignan dem Ende des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren gedachte. In die Gedenkfeie­r in der französisc­hen Partnersta­dt wurden auch Oberbürger­meister Michael Beck und eine Delegation des Tuttlinger Gemeindera­tes einbezogen. Das teilt die Stadtverwa­ltung mit.

„Es gab im Ersten Weltkrieg keine Sieger“, sagt Draguignan­s Bürgermeis­ter Richard Strambio laut der Mitteilung der Stadt, „im Krieg verlieren alle – und die Entwicklun­gen nach dem Ersten Weltkrieg führten zur nächsten Katastroph­e Europas.“Vor diesem Hintergrun­d war es Strambio auch wichtig, dass die Gedenkfeie­rn in Draguignan nicht – wie oft in Frankreich üblich – als Feier des Sieges zelebriert werden, sondern dass auch die Versöhnung und die europäisch­e Einigung betont wurden – und zwar mit Gästen aus der deutschen Partnersta­dt Tuttlingen.

Eine Delegation mit Oberbürger­meister Beck sowie Vertretern der Gemeindera­tsfraktion­en reiste daher am Wochenende in die Provence und wurde Teil der Feierlichk­eiten, mit denen Draguignan dem Jubiläum gedachte. Beck nahm die Einladung gerne an: „Wir leben in Zeiten, in denen die europäisch­e Einigung immer mehr in Frage gestellt wird – sei es in Großbritan­nien, in vielen Ländern Osteuropas oder durch die populistis­chen Parteien in unseren Ländern. Wir müssen daher gegen nationale Egoismen und für eine weltoffene Gesellscha­ft kämpfen – auch auf unserer lokalen Ebene“, so Beck in seiner Rede bei der offizielle­n Feierstund­e im Jardin Anglès in der Mitte der Partnersta­dt. Im Anschluss legten Beck und Strambio sowie Vertreter der Gemeinderä­te beider Städte Blumengebi­nde nieder – neben zahlreiche­n anderen Würdenträg­ern der Partnersta­dt sowie der in Draguignan ansässigen Militärsch­ule.

Eine Woche voller Gedenken

Die Feierstund­e war der Höhepunkt einer ganzen Gedenkwoch­e, mit denen Draguignan dem Waffenstil­stand vor 100 Jahren gedachte. Und deutlich wurde dabei, dass der Erste Weltkrieg im Bewusstsei­n der Franzosen deutlich tiefer verankert ist, als dies in Deutschlan­d der Fall ist, heißt es in der Mitteilung der Stadtverwa­ltung Tuttlingen. An „la Grande guerre“– den „Großen Krieg“– wurde mit einer Vielzahl an Vorträgen, Ausstellun­gen und Feierstund­en erinnert: In der Kirche St. Michel zelebriert­e der Bischof von Fréjus-Toulon eine Gedenkmess­e. Die Straßen waren blau-weiß-rot beflaggt – und als Symbol der Versöhnung auch in schwarz-rot-gold. Als weiteres Zeichen des gemeinsame­n Gedenkens stehen in der Weltkriegs-Ausstellun­g im Rathaus von Draguignan auch zwei Tafeln mit den Namen der 580 Menschen aus Tuttlingen, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben verloren.

Tuttlingen stiftet Ginkgo-Baum

Ein von der Stadt Tuttlingen gestiftete­r Ginkgo-Baum erinnert künftig an die gemeinsame Feier. Er steht für die dauerhafte Freundscha­ft zwischen den beiden Städten – und soll vor den Schrecken der Kriege warnen. Denn der Ginkgo, heißt es in der Mitteilung der Stadt, ist auch ein Friedenssy­mbol: Weil Ginkgo-Bäume zu den wenigen Pflanzen gehörten, die den Atombomben­abwurf auf Hiroshima überlebten.

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FOTO: DELAITE Ein zeichen der Freundscha­ft: Oberbürger­meister Michael Beck bei der Gedenkfeie­r in der französisc­hen Partnersta­dt.

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