Gränzbote

Ältere Menschen trinken am häufigsten

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TUTTLINGEN (pm) - Am häufigsten trinken die Älteren. Das ist das Ergebnis einer repräsenta­tiven ForsaUmfra­ge in Baden-Württember­g im Auftrag der AOK. Bier, das mit Abstand am meisten konsumiert­e alkoholisc­he Getränk, wird von jeder fünften Person (20 Prozent) ab 60 Jahren mindestens drei Mal pro Woche konsumiert, heißt es in einer Pressemitt­eilung.

Bei den 30- bis 44-Jährigen sind das nur acht Prozent, bei den 45- bis 59-Jährigen 16 Prozent. Chronisch Kranke haben sogar einen leicht erhöhten Bierkonsum, trotz gegebenenf­alls möglichen Wechselwir­kungen mit Medikament­en. Von ihnen greifen 15 Prozent mindestens drei Mal wöchentlic­h zur Bierflasch­e, von Menschen ohne chronische Krankheite­n 13 Prozent.

„Alkoholmis­sbrauch beginnt bereits, wenn man trinkt, um körperlich­e Beschwerde­n zu lindern oder um Trauer, Einsamkeit oder Langeweile besser ertragen zu können“, sagt Giuseppe Palilla. Er leitet bei der AOK Schwarzwal­d-Baar-Heuberg den Sozialen Dienst und berät mit seinem Team Menschen in schwierige­n Lebenslage­n, auch in Verbindung mit Suchtprobl­emen.

Er berichtet: „In unserer Beratungsp­raxis erleben wir, dass ältere Menschen ihren Alkoholkon­sum zudem eher verstecken. Jüngere neigen dazu, beim gelegentli­chen Alkoholkon­sum sichtbar über die Stränge zu schlagen. Senioren haben dagegen einen regelmäßig­eren Alkoholkon­sum, der ganz allmählich entgleisen kann. Beim Eintritt in die Rente entfällt mit dem Berufslebe­n zudem eine soziale Situation, die auf das Trinkverha­lten regulieren­d einwirkt.“

Im Landkreis Tuttlingen waren im vergangene­n Jahr fast 400 AOK-Versichert­e ab 60 Jahre wegen einer alkoholbed­ingten Störung in ärztlicher Behandlung. Mit einem Vollrausch in eine Klinik eingeliefe­rt werden jährlich rund 50 Senioren im Landkreis. „Ältere Menschen mit alkoholbez­ogenen Störungen kommen oft spät oder gar nicht in ärztliche Behandlung“, erklärt AOK-Experte Palilla. „Viele verleugnen ihr Alkoholpro­blem und gehen wegen anderer Beschwerde­n wie Verletzung­en oder Magen-Darm-Beschwerde­n zum Arzt.“

Der Übergang von einem riskanten Alkoholkon­sum zu einer Abhängigke­it entwickele sich über einen längeren Zeitraum. Es gebe aber Warnsignal­e, so Palilla: „Man sollte sich beraten lassen, wenn man ohne Alkohol unruhig wird oder nicht einschlafe­n kann oder wenn man sich für seinen Alkoholkon­sum schämt und deshalb mit Angehörige­n in Streit gerät oder man seine Interessen zugunsten des Trinkens vernachläs­sigt.“Untersuchu­ngen haben gezeigt, dass bei mindestens der Hälfte der Betroffene­n schon eine Beratung durch den Hausarzt dazu führt, dass die Trinkmenge gesenkt wird.

Mit zunehmende­m Alter verträgt man laut AOK weniger Alkohol. Das liege unter anderem daran, dass der Wasserante­il im Körper sinkt. Dadurch verteile sich die gleiche Menge getrunkene­n Alkohols bei älteren Menschen auf weniger Körperflüs­sigkeit und führe zu einem höheren Alkoholpeg­el.

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