Jugendprojekt „Gosheim Mitte“sucht Heimat
Fehlende Vereinsstruktur und laufende Planungen stehen Unterbringung in Vereinshaus entgegen
GOSHEIM - Den ganz großen Schub hat das Anliegen von „Gosheim Mitte“, dem Projekt einer stetig wachsenden Gruppe Gosheimer Jugendlicher, in der Ratssitzung vom Montagabend nicht bekommen. Das Ergebnis: Gegen die Unterbringung in den Räumen des Hauser-Areals/Vereinshaus spricht momentan einiges, aber generell will der Gemeinderat die Jugendlichen unterstützen.
Laura Peyerl und Fabian Hermle brachten eine Präsentation in die Ratssitzung mit und zeichneten ein differenziertes Bild von ihrem Anliegen: Sie wollen einen selbstverwalteten Treffpunkt für Jugendliche ab 16 Jahren und junge Erwachsene, der für alle Gosheimer Jugendlichen offen steht, aber vorerst nicht als Verein geführt wird.
Die erste Initiative war im April gestartet worden, anschließend gab es eine nicht öffentliche Sitzung, die in der Folge offenbar für Missverständnisse gesorgt hatte und „geschickterweise Wahlkampfthema“geworden war, wie Heike Weber sagte. „Uns ging es zu forsch nach dem Motto, wenn wir das nicht kriegen, können wir auch anders.“Die Räte sahen sich vor allem am Schluss in der Verteidigungsposition, denn Bürgermeister Bernd Haller ließ Statements der Zuhörer zu.
Sechs Jugendliche, neben den beiden Köpfen auch Samuel Weber, Amelie Weber, Elias Weber und Kristin Geiselmann, hatten die Sache angegangen: einen Treffpunkt jenseits von Bars, Wirtschaften oder unterteilt in Vereinsjugenden, der für alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen offen steht, in dem auch Alkohol getrunken, Billard oder Dart gespielt und Musik gehört werden kann.
Im vom Jugendreferenten betreuten Jugendhaus seien jüngere Jugendliche, und es gebe auch Alkoholverbot. Diese unterschiedlichen Regeln seien es letztlich auch, die den gewünschten Treff im selben Haus nicht sinnvoll machten.
„Wir sind alle Vereinskinder“, schickte Fabian Hermle voran, signalisierend, dass es sich auch nicht um eine „Konkurrenz“zu den Vereinen handle. Der Name „Gosheim Mitte“, mit einem U-Bahn-Logo verziert, signalisiere das Selbstverständnis der Jugendlichen. Man wolle auch Traditionen pflegen und auf bisher nicht erfasste Jugendliche sowie auch andere Gruppen wie Senioren zugehen. Klar sei es, Regeln einzuhalten und Verantwortung zu übernehmen.
Die jungen Leute haben sich inzwischen in einer Whatsappgruppe zusammen getan – eindrucksvoll die Zahl der Jugendlichen, die im Sitzungssaal zuhörten, und gelegentlich Beifall klatschten. Auch wegen weiterer Vereinsthemen (wir werden berichten) gab es die stattliche Zahl von rund 60 Zuhörern, so viele wie noch nie, wie Haller sagte.
„Unterstützung und Vertrauen“, das sei es, was sie von der Gemeinde wünschten. „Wir brauchen die Gemeinde“, sagte Laura Peyerl. Nicht nur wegen des Raums, sondern auch wegen rechtlicher und Versicherungs-Fragen.
Das Zögern der Gemeinderäte, im Vereinshaus beziehungsweise angrenzend, gleich einen Raum zur Verfügung zu stellen, waren folgende: Die Waldarbeiter müssten sich auf ein Zimmer zurück ziehen oder andere Vereine ihre Zukunftswünsche zurück stellen. Das Hauptargument von Ignaz Mayer, Thomas Weber und Heike Weber war, dass der Gemeinderat bereits mitten in Überlegungen, Gesprächen und Planungen für ein Gesamtkonzept des Areals waren und sind, eingeschlossen eines Teilabbruchs. Und dann könnte sehr schnell wieder Schluss sein mit dem Jugendraum.
Bernd Schuler, Helmut Hermle und Andreas Hauser verwiesen auch darauf, dass es neben dem jetzt abgelehnten Jugendhaus auch möglicherweise andere Räumlichkeiten in Gosheim geben könnte. Auch mit dem Hinweis, dass es schon früher Jugendgruppen gegeben hätte, die sich privat organisiert hätten, etwa ein altes Haus gemietet, ohne Hilfe der Gemeinde.
Einige Räte hatten auch gerne gehabt, dass die Jugendlichen einen Verein gründen, ansonsten würde das Pferd von hinten aufgezäumt, so Bernd Schuler. Das wollen die Jugendlichen nicht und bekamen Rückenwind zum Schluss der Sitzung aus der Zuhörerschaft, darunter auch Eltern der jungen Aktiven. Dass Vereine immer schwerer ihre Vorstandspositionen besetzen können, liege auch an dem enormen Risiko, etwa mit seinem Privatvermögen zu haften.
Rainer Maute, eigentlich wegen eines Zuschusses an den TC gekommen, kritisierte die Räte, wie zuvor schon Gabi und Franz Peyerl für ihr Zögern. Überall sei soziale Inkompetenz bei Jugendlichen sichtbar. Da sei es eine „Steilvorlage für ein Dorf“, wenn Jugendliche von sich aus kämen und sagen, sie wollten Verantwortung übernehmen. Man solle sie nicht demotivieren.
Gemeinderat Thomas Weber, stellte klar: Der Gemeinderat unterstütze die Jugendlichen, doch spreche viel gegen das Vereinshaus. Es liege nun an der Verwaltung, noch einmal nach geeigneten Räumen zu suchen, dann sehe man weiter.
„Das ist eine Steilvorlage für ein Dorf“, kommentiert Zuhörer Rainer Maute die Initiative der Jugendlichen