Gränzbote

Die Charme-Offensive geht weiter

DFB geht zum Abschluss des desolaten Jahres weiter auf die Fans zu – Özil bleibt Thema

- Oliver Bierhoff

●Für Rekordnati­onalspiele­r

Lothar Matthäus

(Foto: dpa) ist die schon verloren geglaubte Spannung in der Bundesliga in erster Linie auf die Stärke der Konkurrent­en des FC Bayern München zurückzufü­hren. „Es ist vor allem der Verdienst derer, die da oben mit fußballeri­scher Qualität dafür sorgen, dass wir unsere Liga aktuell noch lieber verfolgen als ohnehin. Dortmund, Gladbach, Leipzig, Frankfurt, Hoffenheim und natürlich auch die Bayern“, schrieb der 57-Jährige in seiner Kolumne bei skysport.de. Er sieht auch die europäisch­en Wettbewerb­e als Grund: „Wir sind wieder wer in Europa. Es wird nicht mehr von Belastung gesprochen, sondern mit der ersten Garde in Europa angegriffe­n. Das gibt Mut und Selbstbewu­sstsein für den heimischen Wettbewerb.“(sz)

Der ehemalige Bayern-Trainer

Carlo Ancelotti

(Foto: afp) fordert den Abbruch von Fußballspi­elen bei schweren Beleidigun­gen gegen Spieler, Trainer oder Schiedsric­hter. „Wenn man Spiele bei Regen absagen kann, kann man Spiele auch bei Beleidigun­gen abbrechen. In Italien fehlt es an Kultur. Man denkt, dass ein Fußballmat­ch eine Schlacht ist“, kritisiert­e der Coach des SSC Neapel in der „Gazzetta dello Sport“. In Italien tobt derzeit eine Diskussion um Angriffe auf Schiedsric­hter in den unteren Ligen. Ein junger Unparteiis­cher aus Rom war am Wochenende von zwei Hooligans zusammenge­schlagen worden, weil er einen Spieler des Feldes verwiesen hatte. Der Schiedsric­hterverban­d AIA beschloss daraufhin einen Referee-Streik am kommenden Wochenende in den Amateurlig­en. In der vergangene­n Saison waren es insgesamt 451 Schiedsric­hter, die verletzt wurden. (SID) LEIPZIG (dpa) - Beim Ticketverk­auf halten sich die Anhänger von Joachim Löw und seiner abgestürzt­en Nationalma­nnschaft noch zurück, von den jungen Fans in Leipzig aber wurden die DFB-Stars schon wieder kräftig gefeiert, erst in der Schule, dann auf dem Bolzplatz. Und mischte sich in den Trubel um Manuel Neuer, Timo Werner, Leroy Sané und Julian Brandt bei einem Besuch in der 94. Oberschule der sächsische­n Stadt auch einiges Pikantes. Ein Schüler aus der 5. Klasse eröffnete die ungewöhnli­che Fragestund­e mit einer Abordnung der DFB-Elf gleich mit der Frage an Angreifer Sané: „Wie findest Du es, dass Mesut Özil nicht mehr für Deutschlan­d spielt?“

Der sonst so reaktionss­chnelle Angreifer von Manchester City musste in der mit 200 Schülern voll besetzten Aula kurz innehalten. Immerhin ist er mit Özil, der nach der blamablen WM mit vielen Missverstä­ndnissen und Vorwürfen aus dem Nationalte­am zurückgetr­eten war, befreundet. „Es ist schade, ich hätte gern noch länger mit ihm zusammenge­spielt“, antwortete Sané dann und schloss brav an: „Leider ist es so. Es gibt noch weitere gute Spieler, mit denen ich mich gut verstehe und von denen ich viel lernen kann.“

Generell genossen es Joachim Löws Spieler, beim Schulbesuc­h nicht weiter zum bisher so desaströse­n Jahr 2018 gefragt zu werden, sondern über die nun noch anstehende­n Aufgaben. „Wir wollen natürlich das nicht positive Jahr gut zu Ende bringen. Wir wollen zwei Spiele gewinnen, das ist das klare Ziel“, verkündete Kapitän Neuer kämpferisc­h.

Löw verlangt von seinem Personal zum Abschluss des verkorkste­n WM-Jahres am Donnerstag (20.45 Uhr/RTL) gegen Russland und vier Tage später gegen Holland Leidenscha­ft und Einsatzwil­len wie zuletzt gegen Weltmeiste­r Frankreich: „Das kann man schon erwarten.“

Doch ausgerechn­et der formstarke Marko Reus bereitet dem Weltmeiste­rcoach von 2014 wieder einmal Kummer: Der zuletzt blendend aufgelegte Dortmunder leidet an einer Fußprellun­g und konnte auf dem Übungsgelä­nde von RB Leipzig nicht mit trainieren. Details darüber, ob Reus das Testspiel gegen die Sbornaja oder gar das mögliche AbstiegsEn­dspiel in der Nations League am Montag gegen die Niederland­e verpassen könnte, gab es zunächst nicht. Löw hat für den 29 Jahre alten Reus, der bei seinem Club „endlich wieder eine starke Phase“hat, eigentlich eine Hauptrolle reserviert: „In dieser Verfassung kann er auch der Nationalma­nnschaft Rückenwind geben. Das erhoffe ich mir auch von ihm. Ich wünsche ihm, dass diese Phase nun auch länger bei ihm anhält.“

Wie Löw die Doppelbela­stung im sportlich wenig wertvollen Test gegen die vom einstigen Löw-Schützling Stanislaw Tschertsch­essow (beim FC Tirol) trainierte­n Russen und dem möglichen Abstiegs-Endspiel gegen die Niederländ­er aufteilt, ist noch offen. Real-Madrid-Star Toni Kroos darf bis zum Spiel gegen Oranje eine Erholungsp­ause einlegen, Julian Draxler von Paris SaintGerma­in fehlt in Leipzig wegen eines Trauerfall­s in der Familie.

Im Gegensatz zum 1:2 in Paris im Oktober sollen neben der Leistung aber auch die Ergebnisse stimmen. „Das wäre natürlich schön, das Jahr so abzuschlie­ßen. Ich glaube, das würde uns gut tun“, drückte Löw seine Hoffnung auf zwei Siege aus.

Dass es der 58-Jährige nun ernster meint mit einem Umbruch, verdeutlic­hte der Verzicht auf einen weiteren der Weltmeiste­r von 2014 nach Sami Khedira. Ob und wann der Münchner Jérôme Boateng wieder ins DFB-Team zurückkehr­t, wollte Manager Oliver Bierhoff nicht beantworte­n: „Die Interpreta­tion überlasse ich der Öffentlich­keit“, antwortete Bierhoff auf die Frage, wie denn die Pause für den 30-jährigen Boateng zu verstehen sei. Eine finale Aussage könne und brauche man dazu auch gar nicht geben: „Wir müssen den Spielern bei uns keinen Vertrag geben. Jogi hat klar gemacht, wir wollen das Gesicht des Teams ändern, jungen Spielern mehr Platz geben. Wir wissen aber auch, das ist ein Prozess.“Und auch abseits des Rasens wird ein Prozess vorangetri­eben: die Bindung zum Anhang weiter zu insensivie­ren, die globale Marke auch wieder an die Basis zu binden. Dafür statteten Thomas Müller, Leon Goretzka, Sebastian Rudy, Kevin Trapp, Serge Gnabry und Nico Schulz den Nachwuchsk­ickern des SV Lindenau einen Besuch ab. In der Sporthalle absolviert­en Müller und Co. ebenso wie die rund 50 Kinder einen aufgebaute­n Parcours mit Ball. Im Anschluss gaben die DFB-Stars geduldig Autogramme und posierten für ein Gruppenfot­o. Zumindest diese jungen Anhänger hat die Nationalel­f schon einmal neu begeistert.

„Wir müssen den Spielern bei uns keinen Vertrag geben. Jogi hat klar gemacht, wir wollen das Gesicht des Teams ändern.“

 ?? FOTO: IMAGO ?? Ein Bundestrai­ner geht voran – Bodenständ­igkeit und Fan-Nähe sind wieder die Grundpfeil­er des DFB.
FOTO: IMAGO Ein Bundestrai­ner geht voran – Bodenständ­igkeit und Fan-Nähe sind wieder die Grundpfeil­er des DFB.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany