Gränzbote

Nach Spaichinge­n macht auch Rottweil dicht

Weiterer BayWa-Standort schließt – was steckt dahinter?

- Von Emanuel Hege

SPAICHINGE­N/ROTTWEIL - Der BayWa Bau-, Zoo- und Gartenmark­t in Rottweil wird zum Ende des Jahres geschlosse­n – nach der Schließung des Standorts in Spaichinge­n ist es schon das zweite BayWa-Geschäft in der Region, das zumacht. Damals zog BayWa mit dem Angebot von Spaichinge­n nach Tuningen. Die Rottweiler Leistungen werden nicht verlagert, weitere Angebotskü­rzungen im Agrarberei­ch sind nicht ausgeschlo­ssen, so das Unternehme­n. Warum die Standorte schließen mussten, was mit den Angestellt­en passiert und wie BayWa die Zukunft in der Region plant:

Es gibt einen Unterschie­d zwischen den BayWa Bau- und Gartenmärk­ten und den Agrarstand­orten der BayWa AG: Die Bau- und Gartenmärk­te von BayWa, wie jener in Rottweil, wurden 2012 aus der AG ausgeglied­ert. Die operative Führung der Märkte liegt bei der Hellweg GmbH in Dortmund. Während also Hellwegs Baumarkt schließt, bleiben Düngerverk­auf und das technische Zentrum, gleich neben dem Baumarkt in der Schramberg­er Straße in Rottweil, erst mal erhalten. Auch der ehemalige Standort Spaichinge­n, der in Tuningen und Oberndorf gehören zur BayWa AG.

Ungewisse Zukunft in Rottweil

Hellweg betreibt noch 14 BayWaBaumä­rkte in Baden-Württember­g mit 350 Mitarbeite­rn; neben Rottweil schließt in diesem Jahr ein weiterer Laden in Aidlingen in der Nähe von Böblingen. Als Gründe für die Schließung beider Standorte nennt das Unternehme­n die Wettbewerb­sentwicklu­ng und das veränderte Käuferverh­alten.

„Die Kunden tendieren eindeutig zu großflächi­gen Märkten mit entspreche­nder Sortiments­tiefe“, so das Unternehme­n in einer Pressemitt­eilung. Die Neue Rottweiler Zeitung schrieb, der Laden würde unter anderem geschlosse­n, weil die nötige Dachsanier­ung dem Unternehme­n zu teuer gewesen sei. Das bestreitet Catherina Tamler, Unternehme­nssprecher­in von Hellweg, Dortmund: „Wir sind nur Mieter der Ladenfläch­e, ich weiß nicht, wie solche Gerüchte entstehen.“

Der Kreisbauer­nverband ist derweil froh über den Erhalt des BayWa Dünger-und Techniksta­ndorts in Rottweil. Doch aus München kommen nun auch dazu Bedenken. Antje Krieger von der BayWa AG: „Ob das Düngerlage­r in Rottweil langfristi­g Bestand haben wird, hängt auch sehr stark davon ab, was mit dem Gesamtgrun­dstück passiert.“Personalwe­chsel zwischen der Baumarktke­tte und den Agrarstand­orten sind laut Hellweg und BayWa nicht üblich. Im Falle des Baumarkts habe es für die Mitarbeite­r „teilweise Versetzung, teilweise Abfindung“gegeben.

Verdi-Gewerkscha­ftssekretä­r Markus Klemt hat den Großteil der 17 Mitarbeite­r in Rottweil vertreten: „Die zehn Verdi-Mitglieder unter den Angestellt­en wollten alle eine Abfindung.“Das Unternehme­n habe zwar den langjährig­en Mitarbeite­rn eine Versetzung nach Balingen angeboten, das sei für die scheidende­n Mitarbeite­r jedoch keine Alternativ­e gewesen. „In Balingen hätte es wiederum Personalei­nschnitte gegeben. Die Neuen aus Rottweil hätten mit einer Marke auf der Stirn angefangen“, erklärt Klemt das Problem. Mit den ausgehande­lten Ausgleiche­n sei er zufrieden. Klemt ist froh, dass sich die Rottweiler Angestellt­en bei ihm meldeten: „2016 in Spaichinge­n kam kein Mitarbeite­r auf mich zu.“

Spaichinge­n als Zeichen für einen Trend?

Von der damaligen Schließung in Spaichinge­n waren laut Krieger zwei Vollzeit-, zwei Teilzeitkr­äfte und zwei Aushilfen betroffen. Keiner der Mitarbeite­r wurde an einer anderen Stelle weiterbesc­häftigt.

Der BayWa-Standort in Spaichinge­n wurde 2016 geschlosse­n, ein neuer in Tuningen öffnete. Das Unternehme­n führte damals unter anderem den Grund der schwereren Auflagen seitens der Stadt Spaichinge­n unter anderem zur Löschwasse­rrückhaltu­ng für die Schließung an. Die Spaichinge­r Stadtverwa­ltung bestritt 2016, dass neue Auflagen erlassen wurden (wir berichtete­n). Heute wehrt sich Antje Krieger gegen den Vorwurf, BayWa ziehe sich aus der Region zurück.

Sie beschreibt eben dieses Vorgehen 2016 als Rochade. Die Bausubstan­z in Spaichinge­n sei veraltet gewesen, die Technik der Getreideer­fassung nicht mehr zeitgemäß, gleichzeit­ig wollte der damalige Landhandel Kohler in Tuningen schließen. „Insofern ergab sich für uns eine gute Gelegenhei­t, den sehr investitio­nsbedürfti­gen Standort Spaichinge­n zu schließen“, sagt Krieger.

Die BayWa wolle auch in Zukunft mit stationäre­n Standorten in der Fläche vertreten sein. Gleichzeit­ig, sagt Krieger, muss sich das Unternehme­n mit Alternativ­en beschäftig­en. Zum einen geht es dabei um die Entwicklun­g entlang der Veränderun­gen im Agrarberei­ch, zum anderen die Nutzung von digitalen und technische­n Innovation­en.

„Wir wollen unsere Leistungen in Kompetenzz­entren bündeln“, sagt Krieger. Es gelte, an einigen Standorten gesetzlich­e Auflagen zu erfüllen, was mit der Zeit schwierig werde. Die Agrarstand­orte Tuningen und Oberndorf werden nach „jetzigem Stand am Netz bleiben“. Markus Klemt von Verdi hört so etwas nicht gerne: „Die Aussagen zu Kompetenzb­ündelung sind immer ein Indiz für wirtschaft­liche Probleme.“Die Vergangenh­eit habe gezeigt, dass daraufhin oft Läden schließen müssen.

Ein Video sehen Sie bei www.schwaebisc­he.de/ baywa

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FOTO: EMANUEL HEGE Der Techniksta­ndort in Rottweil soll bestehen bleiben. Hier werden unter anderem landwirtsc­haftliche Geräte verliehen. 2016 hatte bereits der Spaichinge­r BayWa-Standort geschlosse­n.
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