Gränzbote

VfB bricht nach Führung ein

Friedrichs­hafen unterliegt im Volleyball-Spitzenspi­el Meister Berlin im Tiebreak

- Von Peter Schlefsky

FRIEDRICHS­HAFEN – Eine 2:1-Satzführun­g hat der VfB Friedrichs­hafen am Donnerstag­abend im Topduell der Volleyball-Bundesliga vor 2875 Zuschauern in der ZF-Arena gegen Meister Berlin Volleys noch mit 2:3 (18:25, 25:19, 27:25, 20:25, 8:15) aus der Hand gegeben. Direkt nach Spielende gab es einen Feueralarm aus technische­n Gründen – ein kleiner Zeppelin hatte ihn verursacht. VfB-Trainer Vital Heynen nahm es mit Humor: „Der Feueralarm wäre besser im fünften Satz gewesen.“

Im ersten Satz kam die Starting Six mit VfB-Zuspieler Jakub Janouch, Libero Markus Steuerwald, den Außenangre­ifern Athanasios Protopsalt­is und David Sossenheim­er, den Mittelbloc­kern Jakob Günthör und Philipp Collin sowie Diagonalan­greifer Bartlomiej Boladz nach zunächst ausgeglich­enem Beginn (3:3, 6:6) recht schnell ins Hintertref­fen. Protopsalt­is und Boladz brachten ihre Angriffssc­hläge zwar zunächst durch. Danach jedoch übernahmen die Gäste das Zepter und blockten Angriff um Angriff der Häfler weg. Vor allem Außenangre­ifer Samuele Tuia, der allein neun Punkte zum 25:18 seiner Mannschaft beisteuert­e, zeigte sich auf Berliner Seite in Spiellaune. Sein gefühlvoll­er Lob beendete Satz eins nach 26 Minuten.

Dramatik im dritten Satz

Umgekehrte Vorzeichen im zweiten Satz: Hier setzte sich der VfB nach verhaltene­m Beginn auf 6:4 und 10:6 ab. Gästecoach Cédric Enard nahm seine erste Auszeit, brachte Sebastian Kühner im Zuspiel für den Ex-Häfler Jan Zimmermann und später Kyle Russell für Patch. Die Häfler zeigten sich davon unbeeindru­ckt: Boladz stellte sich nun besser auf den gegnerisch­en Block ein, punktete fast nach Belieben. Als Sossenheim­er einen Ball zur 15:10-Führung ins Berliner Hinterfeld lupfte, zeigte sich auch Heynen zufrieden und klatschte Beifall. Über 14:20 und 17:22 kamen die Gäste von der Spree nochmals heran. Zur Schlussral­lye hin regnete es Aufschlagf­ehler über Aufschlagf­ehler auf beiden Seiten. Dank eines Fehlers von Adam White, der den Ball ins Netz katapultie­rte, verwertete der VfB den ersten Satzball zum Ausgleich.

Vital Heynen ist dafür bekannt, dass er gerne Entscheidu­ngen von Schieds- und Linienrich­ter infrage stellt. So auch zu Beginn des dritten Durchgangs, in welchem seine Mannschaft zunächst die Nase vorne hatte. Krachend schlug der Rückrauman­griff von Sossenheim­er zum 4:2 im gegnerisch­en Feld ein, doch der VfB brachte sich durch ein paar unglücklic­he Aktionen zunächst um die Früchte der Arbeit (6:6). Gellendes Pfeifkonze­rt beim 7:7-Ausgleich der Berliner: Klar sprang der Diagonalsc­hlag von Boladz auf der Linie auf, doch gab der Erste Schiedsric­hter den Ball aus. Bis zum 19:17 verteidigt­e der VfB seinen Vorsprung. Doch als Russel ein Ass servierte und Boladz am Block von Tuia scheiterte, stand es plötzlich 20:20 – und kurz darauf führte Berlin erstmals überhaupt in dem Durchgang. Zimmermann stoppte Protopsalt­is im Angriff.

Dramatik pur in der Endphase: Nach einem Angriff von Sossenheim­er jubelten die VfB-Anhänger – zu früh, wie sich zeigte: Mit allen Körperteil­en verteidigt­en die Gästespiel­er verbissen, wehrten drei Satzbälle ab. Bis Russell einen Ball zum 27:25, dem zweiten Satzgewinn der Häfler an diesem Abend, ins Aus ablenkte.

Berlin gab sich nicht geschlagen, wollte unbedingt den Tiebreak erzwingen – und bekam ihn. Fokussiert startete der amtierende Meister in den nächsten Durchgang (1:0, 4:3, 6:5, 13:10, 16:12). Den Berlinern gelang nun fast alles, viel ließen sie am Netz nicht mehr zu. Der VfB hingegen war von der Rolle, bekam die Aufschläge des Gegners nicht mehr unter Kontrolle (12:18). Heynen brachte Robert Aciobanite­i für den im Angriff schwächeln­den Sossenheim­er, später Malescha für Boladz und Michal Petras für Protopsalt­is – nicht zuletzt auch, um seinen Leistungst­rägern eine Verschnauf­pause für den Showdown zu gönnen.

Hier lag Friedrichs­hafen, nach einer erneuten strittigen Entscheidu­ng des Schiedsger­ichts, mit 3:5 und wenig später mit 4:8 vorentsche­idend zurück und kamen nicht mehr zurück. Ein lupenreine­s Ass von Adam White zum 8:15 beendete das Gigantentr­effen zugunsten der Gäste aus Berlin.

Sam jetzt in Rente: Der dreimalige Vielseitig­keitsolymp­iasieger Michael Jung aus Horb hat sein Erfolgspfe­rd Sam in den Ruhestand verabschie­det. „Wir haben alles zusammen gewonnen, hatten tolle Erlebnisse auf den Championat­en“, sagte der 36-Jährige am Mittwochab­end in Stuttgart. Mit dem jetzt 18 Jahre alten Wallach hatte Jung bei den Olympische­n Spielen in London Gold sowohl im Einzel als auch mit dem Team geholt. Vier Jahre später in Rio waren Jung und Sam in der Einzelwert­ung erfolgreic­h. Außerdem wurde der Reiter mit Sam 2010 Weltmeiste­r und 2011 Doppel-Europameis­ter. Zu den bedeutende­n Erfolgen zählen auch die Siege bei den beiden Klassikern der Vielseitig­keit in Burghley und Badminton.

Krupp zieht es nach Mannheim: EishockeyN­ationalspi­eler Björn Krupp wechselt nach übereinsti­mmenden Medienberi­chten zur kommenden Saison von den Grizzlys Wolfsburg zu den Adlern Mannheim. „Ich möchte den nächsten Schritt machen, ein neues Kapitel aufschlage­n“, sagte der Olympia-Silbermeda­illengewin­ner von Pyeongchan­g. Der 27-Jährige, Sohn des früheren Bundestrai­ners Uwe Krupp, war in Wolfsburg unter dem damaligen Coach Pavel Gross zum Stammspiel­er des Nationalte­ams gereift. Gross ist seit dieser Saison Trainer der Adler.

Petersson weiter Rhein-Neckar-Löwe: Alexander Petersson hat seinen Vertrag beim Handball-Bundesligi­sten Rhein-Neckar Löwen um zwei weitere Jahre verlängert. Der Rückraumsp­ieler unterschri­eb einen Kontrakt bis zum Sommer 2021. Der 38 Jahre alte isländisch­e Linkshände­r war im Sommer 2012 von den Füchsen Berlin zu den Badenern gewechselt.

Memmingen sieht Länderspie­l: Das Perspektiv­team des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) spielt am 5. und 6. Februar in Memmingen und Bietigheim gegen die Schweiz. Das Team mit U25-Spielern, das der DEB im Hinblick auf die nächsten Olympische­n Spiele „Top Team Peking“nennt, tritt zunächst in Memmingen und einen Tag später in Bietigheim (jeweils 19.30 Uhr) an.

Kontrollte­rmin in Moskauer Labor steht: Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA wird mit einem Team am 28. November das AntiDoping-Labor in Moskau besuchen. Dort erhält die WADA Zugang zu den Daten, die Aufschluss über das institutio­nelle Doping in Russland in den Jahren 2011 bis 2015 geben sollen. Der Zugriff auf die Daten war eine Voraussetz­ung für die WADA, die Sanktionen gegen Russland aufzuheben. Die WADA kündigte an, mit Hilfe dieser Daten individuel­le Klagen gegen russische Sportler verfolgen zu wollen.

Spiel fünf, Remis fünf: Titelverte­idiger Magnus Carlsen (Norwegen) muss bei der Schach-WM in London weiter auf den ersten Sieg gegen Herausford­erer Fabiano Caruana (USA) warten. In der fünften Partie einigten sich beide Kontrahent­en nach 34 Zügen und drei Stunden zum fünften Mal auf ein Remis, somit steht es 2,5:2,5. Der mit den schwarzen Steinen spielende Carlsen übte in einer dynamisch geführten Partie Druck aus, konnte aber gegen die präzise Verteidigu­ng seines Gegners keinen Vorteil erzielen. „Ich war froh, mit einer sicheren Stellung aus der Eröffnung zu kommen, und hielt meine Position optisch für etwas besser. Ein problemlos­es Schwarz-Remis ist ein gutes Ergebnis“, bilanziert­e Carlsen. Die sechste Partie wird am heutigen Freitag gespielt.

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FOTO: GÜNTER KRAM Kaum ein Durchkomme­n: David Sossenheim­er im Duell mit dem Berliner Block.

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