Gränzbote

Seehofers Endlosschl­eife

- Von Sabine Lennartz ●» s.lennartz@schwaebisc­he.de

Sie mache sich keine Sorgen, dass ihr nichts anderes einfalle, hat Angela Merkel (CDU) kürzlich geantworte­t, als sie nach einem Leben nach der Politik gefragt wurde. Doch Horst Seehofer mangelt es wohl an dieser Fantasie. Anders ist seine Endlosschl­eife beim Abschied aus der Politik nicht zu erklären.

Spätestens seit dem Sommer, als er schon energisch mit dem Rücktritt auch als Innenminis­ter drohte, summt man in Gedanken schon Howard Carpendale­s Schlager „Dann geh doch“. Zu oft hat Horst Seehofer schon gedroht, zu viel gestritten, zu häufig nichts erreicht und dann doch am Ende die Geschehnis­se immer noch in seinem Sinn umgedeutet.

Er wurde aus dem Amt des Ministerpr­äsidenten fast herausgetr­agen, inszeniert­e den Wechsel aber als großzügige Geste gegenüber Nachfolger Markus Söder. Und auch jetzt tritt er auf, als ob er das Heft des Handelns noch in der Hand hätte, wenn er – über eine Woche verteilt – das ankündigt, wozu er bereits am Wochenanfa­ng im Vorstand massiv gedrängt wurde: spätestens im Januar das Feld zu räumen. Und es gibt genug Parteifreu­nde, die von ihm außer dem Verzicht auf den CSU-Vorsitz auch den Verzicht auf das Innenminis­terium erwarten. Zu selten sei er in Berlin, zu wenig habe er bisher in seinem neuen Amt bewirkt, heißt es. Zu sehr kreise er seit geraumer Zeit vor allem um sich selbst. Ganz zu schweigen von der unsäglich langwierig­en Trennung von seinem Vertrauten Hans-Georg Maaßen.

Auch wenn ihm der Total-Rückzug noch so schwer fällt: Wer den Erfolg der neuen Gesichter bei den Grünen sieht, wer die großartige Belebung der CDU durch die Auswahl an möglichen neuen Parteichef­s beobachtet, der kann sich für die CSU nur einen schnellen Rücktritt Seehofers auch als Innenminis­ter wünschen. Lange halten wird er sich unter einer Kanzlerin Merkel und einem neuen CDU-Vorsitzend­en ohnehin nicht mehr.

Seine Verdienste verblassen langsam, aber sicher. Die Zeit für einen würdigen Rücktritt hat er verpasst. So bleibt nichts als das Bild eines Politikers, der von der eigenen Eitelkeit getrieben wird, aber politisch nichts mehr vorantreib­t.

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