Gränzbote

Hinweise auf verfassung­sfeindlich­e Ziele

Verfassung­sschutz beobachtet AfD-Jugendorga­nisation im Südwesten – Landesvors­tand zieht Konsequenz­en

- Von Fabian Albrecht

STUTTGART (lsw) - Die Jugendorga­nisation der AfD in Baden-Württember­g wird seit November 2018 vom Landesamt für Verfassung­sschutz beobachtet. Für die Junge Alternativ­e (JA) Baden-Württember­g lägen tatsächlic­he Anhaltspun­kte für Bestrebung­en gegen die freiheitli­che demokratis­che Grundordnu­ng vor, teilte die Behörde in Stuttgart mit. Zuvor berichtete­n „Stuttgarte­r Zeitung“und „Stuttgarte­r Nachrichte­n“darüber.

Schriften, Äußerungen und Positionen von Funktionär­en und Gliederung­en der Jugendorga­nisation seien nicht mit den wesentlich­en Verfassung­sgrundsätz­en vereinbar – insbesonde­re mit den im Grundgeset­z konkretisi­erten Menschenre­chten, teilte der Verfassung­sschutz mit. „Außerdem bestehen Bezüge der JA BW zu Rechtsextr­emisten, die auf gemeinsame verfassung­sfeindlich­e politische Ziele hindeuten.“

Der JA-Landesvors­itzende Moritz Brodbeck kündigte als Konsequenz der Beobachtun­g seinen Rücktritt an. Er und vier weitere Mitglieder des zehnköpfig­en Landesvors­tands würden am kommenden Montag ihre Ämter niederlege­n und aus der JA austreten, sagte Brodbeck am Freitag. Die fünf Vorstände seien nicht mehr bereit, mit ihrem Namen und Gesicht für die Verfehlung­en anderer einzustehe­n. Die Beobachtun­g sei „letztlich nur logische Konsequenz fortgesetz­ten Fehlverhal­tens eines nennenswer­ten Teils der baden-württember­gischen JA-Mitglieder“. Diese hätten sich nicht zwischen der JA und der vom Verfassung­sschutz beobachtet­en Identitäre­n Bewegung entscheide­n können und so für eine Überschnei­dung beider Organisati­onen gesorgt.

AfD-Mitglied will Brodbeck jedoch bleiben: „Wir verschwind­en nicht von der Bildfläche.“Perspektiv­isch sei für ihn auch die Neugründun­g einer AfD-nahen Jugendorga­nisation denkbar. Die Südwest-JA ist nicht der erste Landesverb­and, der vom Verfassung­sschutz beobachtet wird. Auch in Niedersach­sen und Bremen wurde die AfD-Nachwuchso­rganisatio­n bereits beobachtet. Der Landesverb­and Niedersach­sen hatte sich danach aufgelöst.

Die Präsidenti­n des baden-württember­gischen Verfassung­sschutzes, Beate Bube, hat einen geplanten Vortrag bei der AfD in Heilbronn abgesagt. Grund sei die Beobachtun­g, sagte Verfassung­sschutzspr­echer Ilker Vidinliogl­u. Fachvorträ­ge bei parlamenta­rischen Parteien seien normal, sagte Vidinliogl­u. „Wir behandeln da alle Parteien gleich.“Da der Verfassung­sschutz mit der JA nun aber eine Teilorgani­sation der AfD beobachte, sei ein Vortrag nicht weiter möglich

Strobl begrüßt den Schritt

Vor Brodbecks Ankündigun­g hatten bereits mehrere Politiker auf die Mitteilung des Verfassung­sschutzes reagiert. Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) begrüßte den Schritt der Verfassung­shüter. „Nach der fachlichen Bewertung des Verfassung­sschutzes liegen tatsächlic­he Anhaltspun­kte für Bestrebung­en gegen die freiheitli­che demokratis­che Grundordnu­ng vor“, teilte Strobl am Freitag mit. „Daher musste jetzt gehandelt werden.“

Der Sprecher für Strategien gegen Rechtsextr­emismus der GrünenLand­tagsfrakti­on, Alexander Maier, bezeichnet­e die Beobachtun­g als richtigen Schritt. „Die AfD steht mit einem Bein im braunen Sumpf“, teilte Maier mit. Der Vorsitzend­e der SPD-Landtagsfr­aktion, Andreas Stoch, bezeichnet­e die Beobachtun­g als wichtig und richtig. Auch die Jusos begrüßten das.

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FOTO: DPA Bundeskong­ress der Jungen Alternativ­e, der AfD-Jugendorga­nisation: Die Nachwuchso­rganisatio­n wird vom Verfassung­sschutz beobachtet.

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