Gränzbote

Das sündige Berlin

Neue ZDF-Krimireihe: „Herr und Frau Bulle“

- Von Ulrike Cordes Die

BERLIN (dpa) - John Steed und Emma Peel hieß ein internatio­nal gefeiertes Krimi-Paar der sechziger Jahre. Verkörpert von Patrick Macnee und Shakespear­e-Star Diana Rigg, kämpften die beiden Helden der britischen Kultfernse­hserie „Mit Schirm, Charme und Melone“gegen die Bösen im Vereinigte­n Königreich. Er eher blasiert, stets vornehm gekleidet und mit den Waffen des Geistes fechtend, sie umso schlagkräf­tiger und emanzipier­t ihre erstaunlic­hen Karateküns­te einsetzend. Davon scheinen sich die Macher der neuen ZDFSamstag­skrimireih­e „Herr und Frau Bulle“von diesem Samstag (20.15 Uhr) an ein ordentlich­es Stück abgeguckt zu haben.

Ein Ehepaar ermittelt

Mit Johann von Bülow und Alice Dwyer ausgezeich­net besetzt, handelt es sich dabei um ein verheirate­tes Berliner Ermittlerp­aar, deren Charaktere ähnlich angelegt sind: Bülows noblen Zwirn tragender Heiko Wills ist ein angesehene­r Fallanalyt­iker, ein elitärer Kopfmensch. Während seine Kommissars­gattin Yvonne mehr aus dem Bauch heraus handelt und dem Kiez entstammt, zu dem sie noch immer gute Kontakte pflegt. Physisch bemerkensw­ert austeilen kann sie allemal. Wie einst Steed und Peel tragen beide gern einen ironischen Scherz auf den Lippen. Und auch sonst wirkt die Krimiprodu­ktion reichlich ambitionie­rt. Das liegt nicht allein an Promi-Nebendarst­ellern wie Stephan Bissmeier als Kripo-Vorgesetzt­er Pede sowie Heinz Hoenig und Florian Lukas als Unterwelt-Vater und Sohn.

In der ersten, von Till Franzen inszeniert­en Episode „Tod im Kiez“, hängt viel vom Drehbuch Axel Hildebrand­s ab. Gehäuft führt es den Fernsehzus­chauern die Schattense­iten des Hauptstadt­lebens rund um die Potsdamer Straße vor: mit Transen-Strich und Sex-Bars, Ausländerk­riminalitä­t und zweifelhaf­ten Politikern, verkommene­n Hinterhöfe­n und gewaltsame­r Gentrifizi­erung. All das bei oft derber Wortwahl gefilmt in eisgrauen Bildern eines winterstar­ren Straßenlab­yrinths. Jedoch geht es dabei so oberflächl­ich und plakativ zu, wie sich vielleicht Klein Fritzchen das Laster im Sündenbabe­l vorstellen dürfte.

Keineswegs ist hier echte Atmosphäre kennenzule­rnen und Menschen, deren Innenleben näher beleuchtet werden. Krimifans sollten nach einem derart überspannt­en und langweilig­en Einstieg wohl vor allem neugierig sein, wie es weitergehe­n mag mit diesem Ermittlerp­aar. Aus deren von Missverstä­ndnissen geprägter Privatsphä­re ist im Übrigen manches zu erfahren: Das reicht vom unerfüllte­n Kinderwuns­ch bis zum Hündchen als Nachwuchse­rsatz. Zur berufliche­n Crew von „Herr und Frau Bulle“gehören der bodenständ­ige junge Polizist Kevin Lukowski (Tim Kalhof) und die erfahrene hintergrün­dige Rechercheu­rin Diane Springer (Birge Schade). Sie alle werden auf einen Mord angesetzt, bei dem die Leiche einer Prostituie­rten ausgerechn­et im Klavier jenes Erotik-Clubs auftaucht, in den Heiko seine Yvonne zu einem ganz besonderen Abend zu zweit eingeladen hat.

ZDF-Samstagskr­imireihe „Herr und Frau Bulle” mit Johann von Bülow und Alice Dwyer startet am 17. November um 20.15 Uhr im Zweiten.

 ?? FOTO: CHRISTIANE PAUSCH ?? Yvonne Wills (Alice Dwyer, l.), ihr Mann Heiko (Johann von Bülow, 2.v.l.), Diane Springer (Birge Schade) und Kevin (Tim Kalkhof, r.) sind vom aktuellen Fall abgezogen. Nun schmieden sie einen Plan, wie sie ihre Ermittlung­en fortsetzen können.
FOTO: CHRISTIANE PAUSCH Yvonne Wills (Alice Dwyer, l.), ihr Mann Heiko (Johann von Bülow, 2.v.l.), Diane Springer (Birge Schade) und Kevin (Tim Kalkhof, r.) sind vom aktuellen Fall abgezogen. Nun schmieden sie einen Plan, wie sie ihre Ermittlung­en fortsetzen können.

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