Vom Ungeist des Nationalismus
Am morgigen Sonntag erinnern wir uns an die gefallenen Soldaten der beiden Weltkriege und heuer insbesondere an das hundertjährige Ende des 1. Weltkrieges
Damals sangen manche spontan bei Bekanntmachung der Mobilmachungsorder am 2. August 1914 „Nun danket alle Gott“. Viele zogen „religiös beseelt“in den Krieg. Zu Recht werfen wir islamistischen Predigern ihre Hasspredigten vor, damals riefen Kirchenführer, Kulturschaffende und Meinungsmacher eine Heldenzeit aus und drängten zum Abschlachten des Gegners.
Man sah sich kulturell überlegen und erwählt, glaubte an die Unvermeidlichkeit des Kampfes und an den Sieg. „Der Russe“oder „Franzose“galt als verhasster Anderer, nicht als Menschenkind, als Ebenbild Gottes. Und auf der Gegenseite wurden ähnliche Hassgesänge laut.
Am Ende des Krieges blieben bizarre Trümmerlandschaften in Nordfrankreich und Belgien zurück – und erst recht in den Seelen. Wie viele Menschen haben angesichts der Gräuel in diesem Krieg den Glauben an Gott, an das Gute im Menschen verloren?!
1918 fragten sich viele: Kann man den Kirchen (allen Kirchen!) noch glauben? Ihr Bedeutungsverlust, den wir heute beklagen, setzte damals mit Wucht ein. Wo gab es das kirchliche Eingeständnis: Auch wir haben versagt. Auch in uns hat sich der Ungeist des Nationalismus und der Kriegsverherrlichung breitgemacht.
Und wir heute – werden wir Schlüsse für unsere Gegenwart ziehen und das empfindliche Pflänzchen Frieden hüten und pflegen? Gott, lass uns in unserem Suchen und Fragen nicht allein und deute an, wo wir die Antwort finden können!
Peter Berner, Pastoralreferent, katholische Kirche, Seelsorgeeinheit Klippeneck-Primtal