Gränzbote

Die Polizei muss auf alles gefasst sein

Neues Einsatztra­iningszent­rum für die Region im Neckartal eingeweiht

- Von Jasmin Cools

ROTTWEIL (sbo) - Große Gewaltbere­itschaft, Amokalarm und Terrorgefa­hr – selten war der Job eines Polizisten so gefährlich wie aktuell. Umso wichtiger, dass die Beamten gut ausgebilde­t sind. Im Rottweiler Neckartal wurde nun das neue Einsatztra­iningszent­rum (ETZ) eingeweiht.

Wo Max Duttenhofe­r früher rauchschwa­ches Schießpulv­er hergestell­t hat, lernen Polizisten heute, wie man sich verteidigt. 2014 habe das Einsatztra­ining beim Polizeiprä­sidium Tuttlingen noch an sechs Standorten stattgefun­den, informiert­e Präsident Gerhard Regele die Besucher bei der Einweihung.

Nachdem das ETZ erst in Zimmern bei der Verkehrspo­lizeidirek­tion entstehen sollte, wurde es schließlic­h im Neckartal nahe der Hundeführe­rstaffel eingericht­et. Gut drei Jahre und etwa eine halbe Million Euro von der Polizei sowie 400 000 Euro vom Landesbetr­ieb Vermögen und Bau habe es gekostet, bis es soweit war.

„70 Prozent der 35 000 Stunden Einsatztra­ining können nun hier absolviert werden“, sagte Regele. 13 hauptamtli­che Trainer zeigen den Polizisten, wie sie möglichst gewaltfrei einschreit­en. „Der Einsatz der Schusswaff­e gilt nach wie vor als Ultima Ratio“, betonte der Polizeiprä­letzungsfr­eie sident. Diesen gelte es durch das richtige Auftreten zu vermeiden.

Die Elemente der Abwehr und des Zugriffs stellten Polizeihau­ptkommissa­r Rolf Karl und seine Trainer bei der Führung über das Gelände vor. Dazu zählen Handschlie­ßen, Schlagstoc­k, Pfefferspr­ay und die Schusswaff­en P 2000 und MP 7. Insgesamt bestehe das Einsatztra­ining aus den Komponente­n Abwehr- und Zugriffstr­aining, Zwangsmitt­el- und Schießtrai­ning, Erste-Hilfe-Training, Training psychologi­scher Einsatzkom­petenz sowie Fahr- und Sicherheit­straining.

Beim Abwehr- und Zugriffstr­aining gehe es in erster Linie um die waffenlose Verteidigu­ng und die ver- Festnahme. Zudem lernen die Polizisten im Training die verschiede­nen Einsatzmit­tel und „Kampftechn­iken“kennen.

Durch den Schulungsr­aum für die Erste Hilfe ging es bei der Führung in einen 220 Quadratmet­er großen Übungsraum mit dazugehöri­gem Regiezimme­r. Von dort aus könne das Training aus jedem Winkel gefilmt werden, erklärte ein Trainer. Die bewegliche­n Holzstände­r, die zu verschiede­nen Raumsituat­ionen umgebaut werden können, sollen beispielsw­eise dabei helfen, mit einer Amoksituat­ion umzugehen.

Gleichzeit­ig könnte der Trainer den Raum abdunkeln und eine realistisc­he Geräuschku­lisse herstellen. „Vieles, was ein Polizist gewöhnt ist, funktionie­rt im Dunkeln nicht“, erklärte der Trainer, dass ebensolche Situatione­n im Übungsraum simuliert werden. Auch der Umgang mit einer Taschenlam­pe müsse erlernt werden. Denn plötzlich stünde dem Polizisten nur noch eine Hand zur Verfügung.

Im Rahmen einer kleinen Demonstrat­ion stürmten daraufhin drei Interventi­onseinheit­skräfte mit vorgehalte­nen Waffen den Raum. Ihre Schutzklei­dung könne auch Sturmgeweh­rschüssen standhalte­n, meinte der Trainer und forderte die Besucher auf, sich in die Lage der Einsatzkrä­fte mit 15 Kilogramm Ausrüstung zu versetzen, die zu einer Terrorlage hinzugezog­en werden.

„Wird es Verletzte geben, auch aus den eigenen Reihen?“– das sei oft die erste Frage, die sich ein Polizist stelle, meinte der Trainer. Und oft müsse man sie bejahen. Umso wichtiger sei es, auf die Gefahr und die Verletzung­en vorbereite­t zu sein. Bei der sogenannte­n „taktischen Notfallmed­izin“müsse jeder Handgriff sitzen. Die Verletzung muss lokalisier­t und der Kollege handlungsf­ähig gehalten werden, um weitermach­en zu können.

Nach dieser Vorführung ging es zu den Räumen der Hundestaff­el. Im Bereich des Polizeiprä­sidiums Tuttlingen setze man die Diensthund­e sehr häufig ein, bei Rauschgift­fällen sogar häufiger als im Stuttgarte­r Bereich, meinte Polizeiprä­sident Regele.

Polizeihau­ptkommissa­r Markus Hauser führte vorbei an den Einsatzfah­rzeugen bis zum Zwinger. Die Hundeführe­r, 18 gibt es insgesamt, seien 24 Stunden im Einsatz. Montags und mittwochs ist Ausbildung­stag. Derzeit gibt es insgesamt 20 Hunde. Acht davon wurden für Rauschgift­einsätze ausgebilde­t, vier für Sprengstof­f und einer für Brandmitte­l. Zudem gibt es zwei Leichenspü­rhunde.

Am Zwinger wurden die Besucher mit furchteinf­lößendem Knurren und Bellen begrüßt. „Manchmal reicht es beim Einsatz schon, den Hund nur zu zeigen“, meinte Hauser dazu lachend.

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FOTO: COOLS Die Besucher machen sich mit den Übungswaff­en vertraut.

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