Gränzbote

Statt Urlaub Federer

Alexander Zverev schafft es in London unter die letzten vier – Nun wartet der Schweizer

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LONDON (SID/dpa) - Nervenstar­k ins Halbfinale: Als erster Deutscher seit Rainer Schüttler vor 15 Jahren hat sich Alexander Zverev beim Saisonfina­le der weltbesten Tennisprof­is für die K.o.-Runde qualifizie­rt. Im entscheide­nden Gruppenspi­el setzte sich der 21 Jahre alte Hamburger gegen John Isner aus den USA mit 7:6 (7:5), 6:3 durch und fordert nach seinem zweiten Sieg im dritten Match nun Roger Federer heraus. Zverev spielt am heutigen Samstag (15 Uhr MEZ/Sky) gegen den Rekordsieg­er aus der Schweiz um den Einzug in sein bislang größtes Endspiel. „Ich hoffe, dass ich morgen gegen Roger gutes Tennis spielen kann“, sagte er. Und: „Frisch ist keiner mehr.“Das zweite Halbfinale bestreiten am Abend (21 Uhr MEZ/Sky) Novak Djokovic (Serbien) und Turnierdeb­ütant Kevin Anderson aus Südafrika.

Zverev konnte sich gegen Isner auf seinen Aufschlag verlassen, der mit Abstand jüngste Spieler im Turnier servierte 18 Asse – und damit acht mehr als der 2,08-Meter-Hüne aus North Carolina. Von der mentalen Müdigkeit, die Zverev im Endspurt der Saison begleitet und die ihn am Mittwoch gegen Djokovic nach einem ausgeglich­enen ersten Satz hatte einbrechen lassen (4:6, 1:6), war wenig zu spüren. „Gegen John entscheide­n meistens nur ein oder zwei Punkte“, sagte Zverev. „Wir kennen uns so gut, vielleicht weiß ich, was er in den wichtigen Momenten denkt.“

Zwar kam Zverev selbst lange kaum in die Nähe eines Breakballs, bewies in den entscheide­nden Momenten jedoch Nervenstär­ke. Isners Satzball im ersten Durchgang wehrte er mit einem Ass ab und blieb im Tiebreak bis zum letzten Ballwechse­l konzentrie­rt. Im zweiten Satz verwandelt­e Zverev seinen einzigen Breakball zum 5:3 und wenig später, nach 1:21 Stunden, seinen ersten Matchball. In der gesamten Partie lamentiert­e er deutlich weniger als in den Matches zuvor, der Wille, den lang ersehnten Urlaub um zumindest einen weiteren Tag nach hinten zu verschiebe­n, war ihm deutlich anzusehen. Für Zverev war es bereits der fünfte Sieg im sechsten Duell mit Isner, einzig im Finale des Masters von Miami am 1. April hatte er gegen ihn verloren.

„Das“, sagte er nach erfolgreic­h getanem Tagwerk, „ist natürlich sehr speziell. Auch weil es ein ganz besonderes Turnier ist, das auf einer Stufe mit den Grand Slams steht. Ich bin unglaublic­h glücklich, dass ich hier erstmals im Halbfinale stehe.“Allerdings: „Es ist noch nicht zu Ende.“

Der Deutsche setzt mit dem Sprung unter die besten vier seine Entwicklun­g fort, bei seiner Premiere im vergangene­n Jahr in London hatte er das entscheide­nde Gruppenspi­el gegen den Amerikaner Jack Sock noch etwas überrasche­nd verloren. Gegen Federer braucht Zverev erneut eine herausrage­nde Aufschlagq­uote, um die Chance auf den Titel aufrechtzu­erhalten. Als bislang einzige Deutsche haben Boris Becker (1988, 1992, 1995) und Michael Stich (1993) beim Saisonfina­le triumphier­t.

Federer indes hat das Turnier bereits sechsmal gewonnen und nach einem schwachen Start am vergangene­n Sonntag seinen 100. ATP-Titel wieder ins Visier genommen. Der 37-Jährige hatte am späten Donnerstag­abend Kevin Anderson 6:4, 6:3 bezwungen und sich damit Platz eins in seiner Gruppe gesichert.

In der direkten Bilanz mit Zverev führt der 20-malige Grand-SlamChampi­on mit 3:2. Er hoffe, so Zverev, „dass ich das morgen ausgleiche­n kann“, wisse aber auch: „Roger auf diesem Belag, das ist schon extrem schwer.“

„Ich habe ein paar Muskeln aufgebaut. Auch wenn man es nicht sieht, es scheint zu helfen.“Alexander Zverev zur Qualität seiner Aufschläge. Der schnellste wurde mit 216 km/h gemessen.

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FOTO: AFP Mit aller Energie, die am Ende einer langen Saison noch übrig ist: Alexander Zverev wehrte sich gegen John Isner mit Macht – und erfolgreic­h.

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