Gränzbote

Formel-E-Start ohne Wehrlein

Vorzeitige Auflösung des Mercedes-Vertrags macht Probleme

- Von Klaus-Eckhard Jost

STUTTGART - Pascal Wehrlein muss beim Saisonstar­t der Formel E am

15. Dezember in Riad zuschauen. Wie sein neues Team Mahindra verkündet hat, wird der 24 Jahre alte Rennfahrer aus Worndorf (Landkreis Tuttlingen) sein Debüt in der vollelektr­ischen Rennserie erst vier Wochen später, am

12. Januar beim Rennen in Marrakesch, geben. In Riad wird Felix Posenqvist für das indische Team fahren. Der Schwede ist Wehrleins Vorgänger, hat drei Siege in der Formel E erzielt. So weit die offizielle­n Fakten.

Anfang September hatte Wehrlein über Mercedes bekannt geben lassen, dass die jahrelange Zusammenar­beit nach sieben Jahren nicht mehr fortgesetz­t wird. Der DTM-Champion des Jahres 2015 wolle sich nach neuen Herausford­erungen umschauen. Doch nun soll er für ein Rennen, das zwei Wochen vor Vertragsen­de stattfinde­t, keine Freigabe bekommen? Dies sieht alles nach einer Schikane mit juristisch­em Hintergrun­d aus. Und Mercedes wird die Karte mit dem schwarzen Peter zugeschobe­n. Doch der Stuttgarte­r Autoherste­ller wehrt sich. „Wir befinden uns momentan in Gesprächen, um eine Lösung zu finden, Pascals Vertrag vorzeitig aufzulösen“, sagt Motorsport-Pressespre­cher Oliver Kapffenste­in. Doch diese Lösung scheint nicht möglich.

Seiner Einschätzu­ng nach fühlte Pascal Wehrlein sich, trotz aller Förderung, von Mercedes nicht immer genügend wertgeschä­tzt. Immer wieder musste er erleben, wie andere Piloten das Cockpit erhielten, auf das auch er spekuliert hatte. Dies war Anfang 2017 der Fall, als ein Nachfolger für den kurz nach dem Gewinn des Weltmeiste­rtitels zurückgetr­etenen Nico Rosberg gesucht wurde. Damals erhielt Valtteri Bottas den Vorzug. Mercedes-Motorsport­chef Toto Wolff fürchtete bei zwei so extremen Alphatiere­n wie Lewis Hamilton und Pascal Wehrlein um den Teamfriede­n. Dies war auch bei Force India der Fall, das sich für Esteban Ocon entschied. Ein Ingenieur des indischen Teams hatte nach einem Test die Charaktere der beiden Fahrer verglichen: „Esteban war bereit zuzuhören. Wehrlein versuchte uns zu erklären, wie wir unseren Job zu machen haben.“

Als der talentiert­e Rennfahrer nach zwei Jahren in der Formel 1 in diesem Jahr wieder in die DTM zurückkehr­te, sagte er klar zu seinem Ziel: „Ich will Meister werden.“Den Titel wollte er als Sprungbret­t zurück in die Formel 1 nutzen. Als dieses Ziel in immer weitere Ferne rückte, machte er intern immer wieder seinem Unmut Luft.

„Ich weiß, dass ich manchmal arrogant wirke“, hat Wehrlein sich selbst einmal beschriebe­n. Auf und neben der Rennstreck­e bremst ihn mitunter auch sein übermäßige­r Ehrgeiz aus. Weil ihm stets üppiges Talent und großer Speed bescheinig­t worden waren, sah er sich schon früh als kommender Formel-1-Weltmeiste­r. Doch die Tür zur Königsklas­se hat sich geschlosse­n. Die zur Formel E ist zumindest kurzfristi­g auch zugefallen.

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FOTO: IMAGO Muss sich bis Januar gedulden: Pascal Wehrlein.

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