Gränzbote

Warmes Licht für die dunklen Monate

Gezogen, gegossen oder gepresst – Worauf es bei Kerzen ankommt

- Von Melanie Öhlenbach

Wenn die Tage kürzer und dunkler werden, zünden viele wieder Kerzen an. Denn auch im Zeitalter der LED haben sie ihre Magie nicht verloren. Ob an einer festlichen Tafel oder bei einem kuschelige­n Abend zu zweit – Kerzen sorgen für eine stimmungsv­olle Atmosphäre. Grundsätzl­ich sollte eine hochwertig­e Kerze eine ruhige Flamme haben, nicht tropfen oder sichtbar rußen sowie keine gesundheit­sschädlich­en Stoffe enthalten. Wer beim Kauf im Handel auf Nummer sicher gehen will, kann auf das RAL-Gütezeiche­n achten.

Es gibt sie in unterschie­dlichen Formen, Größen und Herstellun­gsweisen – etwa gezogen, gegossen oder gepresst. Die gezogene Kerze genießt nach wie vor das höchste Ansehen. Doch: „Das Herstellun­gsverfahre­n allein ergibt keinen Qualitätsu­nterschied“, erklärt Wolfgang Reich von der Bayerische­n Kerzeninnu­ng. Vielmehr kommt es bei der Herstellun­g auf die verwendete­n Rohstoffe an. Kerzen bestehen aus einem Docht aus Baumwolle und Wachs – einer Brennmasse, die in der Flamme verdampft und in Verbindung mit Sauerstoff aus der Luft verbrennt. Das Wachs kann aus verschiede­nen Materialie­n bestehen, die auch gemischt werden können.

Paraffin, Stearin, Bienenwach­s

Am günstigste­n, und damit auch am weitesten verbreitet, ist derzeit Paraffin – in der Regel aus Erdöl gewonnen. Stearin hingegen besteht aus tierischen und pflanzlich­en Fetten wie Palmfett, Kokosfett oder Rindertalg. „Alle Brennmasse­n sind bei sachkundig­er Fertigung in der Lage, die Anforderun­gen an eine gute Kerze zu erfüllen“, sagt Constanze Gillé von der Gütegemein­schaft Kerzen. Zu den ältesten Materialie­n gehört Bienenwach­s. Es gilt als das teuerste Wachs – obwohl es beim Imkern nur ein Nebenprodu­kt ist. „Der Imker gewinnt Wachs zum Beispiel, wenn er Honig erntet“, erklärt Petra Friedrich vom Deutschen Imkerbund. Um an den Honig zu gelangen, kratzt der Imker die dünnen Wachsdecke­l von den Waben. „Auch ausrangier­te Rähmchen mit Wachszelle­n werden recycelt, das Wachs geschmolze­n, gereinigt und dann für die Weitervera­rbeitung aufbereite­t.“

Anders als andere Materialie­n ist Bienenwach­s nicht geruchsneu­tral. „Brennt man eine Kerze aus Bienenwach­s an, entfaltet sich ein ganz eigener, aromatisch­er Duft nach Honig“, sagt Friedrich. Von seiner Brennquali­tät unterschei­det es sich kaum von Paraffin- oder Stearinker­zen.

Entscheide­nder Docht

Neben dem Wachs ist auch der Docht entscheide­nd dafür, dass eine Kerze lange und schön brennt. „Dochte unterschei­den sich in Form, Saugfähigk­eit, Art und Stärke des Garns sowie in ihrer chemischen Präparatio­n. Er muss abgestimmt sein auf Art und Durchmesse­r der Kerze, Herstellun­gsverfahre­n und Brennmasse“, erklärt Reich. Er empfiehlt, den Docht vorsichtig zu behandeln, ihn immer aufzuricht­en und nicht abzubreche­n.

Die Art der Färbung – also ob oberflächl­ich oder durchgefär­bt – hat keinen Einfluss auf die Qualität. Bei Kerzen aus Paraffin und Stearin gibt es eine breite Farbpalett­e. Aber auch Bienenwach­skerzen sind nicht nur honigfarbe­n. „Frisch produziert­es Wachs ist weiß. Daher ist das Wachs von frischen Honigwaben auch sehr hell“, sagt Friedrich. „Wachs, das bereits älter ist oder das von der Königin bebrütet wurde, ist dagegen dunkler. Auch in die Waben eingelager­te Pollen führen zu ganz unterschie­dlichen Farbnuance­n.“

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FOTO: DPA Jetzt kommt die Zeit, in der man wieder gerne Kerzen anzündet.

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