Gränzbote

Gute Aussichten nach dem Abbruch

- Von Peter Ilg

Die Studentenz­ahlen steigen und mit ihr die Abbrecherq­uote. Fast die Hälfte beginnt schon kurz darauf eine duale Ausbildung, jeder zehnte ist arbeitslos. Wer an seinem Studium zweifelt, findet Hilfe in einem Onlinetest, den das bundesmini­sterium für Bildung und Forschung anbietet.

Alljährlic­h verkündet das statistisc­he Bundesamt einen neuen Rekord bei den Studienanf­ängern. Im Winterseme­ster 2017/18 waren 2,8 Millionen Studierend­e an den Hochschule­n in Deutschlan­d eingeschri­eben. Zehn Jahre davor sind es knapp zwei Millionen gewesen. Das ist ein gewaltiges Wachstum – das nicht ohne Folgen bleibt: fast jeder Dritte bricht sein Studium ab. Zu diesem Ergebnis kommt das Deutsche Zentrum für Hochschulu­nd Wissenscha­ftsforschu­ng in einer Studie. Doch dieses scheinbare Scheitern ist kein dauerhafte­s Drama: wer sein Studium abbricht, macht das schon in den unteren Semestern und beginnt bald darauf eine Ausbildung. Für die Verantwort­lichen der Studie weisen diese Erkenntnis­se darauf hin, dass viele nach der Schule unsicher sind bei der Berufswahl.

Hohe Quote in den MINT-Berufen

Besonders hoch sind die Abbrecherq­uoten in den Ingenieurw­issenschaf­ten und in naturwisse­nschaftlic­hen Fächern, allen voran der Mathematik. Insgesamt beenden 29 Prozent aller Bachelorst­udenten ihr Studium vorzeitig. An Fachhochsc­hulen brechen 27 Prozent ihr Studium ab, an Universitä­ten liegt die Quote mit 32 Prozent etwas höher. Den meisten sind die Anforderun­gen zu hoch. Schon ein halbes Jahr danach hat fast die Hälfte von allen Abbrechern eine Ausbildung angefangen, rund ein Drittel ist erwerbstät­ig und die Zahl der arbeitslos­en Studienabb­recher sinkt. Laut der genannten Studie waren es nur noch elf Prozent. Insgesamt aber zeigen die Studienerg­ebnisse, dass ein Studienabb­ruch kein Scheitern der berufliche­n Karriere bedeutet. Dennoch hat das Experiment Zeit und Geld gekostet. Mit einer ordentlich­en Berufsorie­ntierung bereits in der Schulzeit hätte das nicht sein müssen. Die steigenden Studentenz­ahlen sind die Konsequenz des Trends zur Höherquali­fizierung: gut die Hälfte eines Jahrgangs schließt die Schule mit der Hochschulr­eife ab, um anschließe­nd zu studieren. Mehr Akademiker bedeutet zwangsläuf­ig weniger Lehrlinge. Das führt dazu, dass heute mehr Facharbeit­er, Meister und Techniker fehlen, als Akademiker. Beim Einkommen und den Karrieremö­glichkeite­n gibt es schon keine großen Unterschie­de mehr zwischen Hochschula­bsolventen und Facharbeit­ern mit Weiterqual­ifizierung. Abiturient­en sind gut beraten, bei ihrer berufliche­n Planung über eine Ausbildung als Alternativ­e zum Studium nachzudenk­en. Vielleicht ist ein Studium erst nach der Ausbildung das Richtige. Die Option besteht dann immer noch. Wer zweifelt, ob ein Studium die richtige Wahl für seinen berufliche­n Weg war, für den bietet das Bundesmini­sterium für Bildung und Forschung zur Reflexion und Orientieru­ng auf der Servicesei­te www.studienabb­ruch-und-dann.de Informatio­nen und Hilfe an. Interessie­rte erfahren hier, wie sie mögliche Motive für Selbstzwei­fel und den Gedanken an einen Studienabb­ruch herausfind­en und damit umgehen, welche Alternativ­en es zum aktuellen Studium gibt und wo sie Beratung finden. In einem OnlineSelf­Assessment-Tool kann die aktuelle Situation strukturie­rt erfasst werden, um dann fundiert eine Entscheidu­ng treffen zu können.

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Foto: Ingo Wagner Viele finden nach einem Studienabb­ruch den Weg in eine duale Ausbildung, zum Beispiel im Handwerk.

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