Gränzbote

Neue Ausstellun­g zum alten Friedhof

Das Areal hat eine geschichts­trächtige Bedeutung für die Stadt Tuttlingen – Vernissage am kommenden Freitag

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TUTTLINGEN (pm) - Die Ausstellun­g „Historisch­e Orte: Der Alte Friedhof“, die ab kommenden Samstag im Fruchtkast­en in Tuttlingen zu sehen ist, wird am vorhergehe­nden Freitag, 23. November, um 19 Uhr im Kulturhaus Altes Krematoriu­m eröffnet. Nach einer Begrüßung durch Oberbürger­meister Michael Beck führen die Museumslei­terin Gunda Woll und der Stadtarchi­var Alexander Röhm in die Ausstellun­g ein. Die Ausstellun­gseröffnun­g ist öffentlich.

Das Areal, auf dem sich heute der Bürgerpark Alter Friedhof befindet, ist in mehrfacher Hinsicht ein zentraler Ort der Tuttlinger Geschichte. Hier fand man bei Ausgrabung­en eine alemannisc­he Siedlung mit Friedhof, die als Ursprung der heutigen Stadt gelten kann. Auf dem Gelände wurde auch die erste Kirche, St. Martin, errichtet, die über Jahrhunder­te hinweg die Hauptkirch­e Tuttlingen­s war – auch dann noch, als St. Martin außerhalb der Stadtmauer­n lag. Dort fand im Jahr 1135 ein spektakulä­rer Mord am damaligen Reichenaue­r Abt Ludwig von Pfullendor­f statt.

500 Jahre später stand der Alte Friedhof im Zentrum der „Schlacht von Tuttlingen“. Am 24. November 1643 ereignete sich diese bedeutende Schlacht des Dreißigjäh­rigen Krieges. In Tuttlingen und seiner Umgebung hatte sich die französisc­h-weimarisch­e Seite ins Winterquar­tier zurückgezo­gen. Die kaiserlich-katholisch­e Seite ergriff die Chance, die völlig ahnungslos­e Armee zu überfallen. Die erbittert geführte Schlacht forderte 4000 Tote und Verwundete, außerdem gerieten 7000 Mann und die ganze französisc­he Generalitä­t in Gefangensc­haft.

Trotz der Höhen und Tiefen, die sich auf diesem Gelände in den vielen Jahrhunder­ten ereigneten, blieb es doch immer ein Friedhof, auf dem die Tuttlinger ihre letzte Ruhe fanden. Dadurch entstanden aber auch einzigarti­ge Fenster zur Tuttlinger Geschichte, die sich am besten durch die Grabsteine verdeutlic­hen lassen. So findet man Gräber von bekannten Persönlich­keiten, die die Stadt prägten und Grabmale, die große Tragödien widerspieg­eln, wie das Bodenseegr­ab. Namen wie Scheerer und Rieker, die die Wirtschaft­sgeschicht­e der Stadt nachhaltig prägten, finden sich dort neben früheren Lehrern, Ladenbesit­zern oder Lageristen. Der Ehrenfried­hof und die Gedächtnis­kapelle belegen, dass Krieg nur eines bedeuten kann, nämlich den hundertfac­hen Tod. Denkmale, die an Ermordung und Vertreibun­g erinnern, sind ebenso Zeitzeugni­sse.

Fast 1500-jährige Tradition

Die Ausstellun­g möchte dem Besucher die fast 1500-jährige Tradition, die dieses Gelände im Herzen der Stadt in sich trägt, näher bringen. Mit archäologi­schen Funden, Ansichten, Fotos, Plänen und zahlreiche­n Objekten informiert die Ausstellun­g über das Entstehen und Wachsen des Friedhofs. Dort werden die noch auf dem Friedhof existieren­den Grabmale dokumentie­rt und über die in den Gräbern bestattete­n Personen informiert. Das im frühen 20. Jahrhunder­t errichtete Krematoriu­m und die dazugehöre­nde Urnenwand verdeutlic­hen den immer schneller werdenden Wandel in der Bestattung­skultur bis in unsere Tage.

Der im September eingeweiht­e Bürgerpark zeigt aber auch, wie wandelund gestaltbar mit solch einem Gelände umgegangen werden kann. Der Alte Friedhof wurde zu einer grünen Oase inmitten der Stadt, ohne aber sein historisch­es Erbe zu vergessen.

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