Gränzbote

Noch eine Watschn zum Schluss

Die DFB-Elf spielt streckenwe­ise grandios – und muss doch das 2:2 hinnehmen

- Von Patrick Strasser

●Die Arbeit bei einem Traditions­club bringt nach Ansicht von Stuttgarts Trainer

Markus Weinzierl

(Foto: dpa) nicht nur Vorteile mit sich. Zwar gebe es bei solchen Vereinen „zum Beispiel die enge Verbundenh­eit mit und die Zuneigung von den Fans“, sagte der 43-Jährige im Interview des Fachmagazi­ns „kicker“: „Aber Traditions­clubs sind auch sehr emotional. Dort braucht man Erfolg noch mehr als anderswo. Der Druck ist größer.“Das mache aber auch den Reiz aus. Weinzierl arbeitet seit Anfang Oktober für den VfB Stuttgart und will den Tabellenle­tzten in der Liga halten. „Wenn man einen Tabellen-18. übernimmt, braucht man nicht an die langfristi­ge Zukunft zu denken, sondern nur an das Kurzfristi­ge“, sagte der Ex-Trainer des FC Augsburg und des FC Schalke 04. (dpa)

Englands tief gefallener früherer Fußball-Star

Paul Gascoigne

(Foto: afp) soll im August eine Frau in einem Zug von York nach Durham belästigt haben. Wie die in Großbritan­nien für den Schienenve­rkehr zuständige Polizei (British Transport Police) am Montag mitteilte, wurde der 51-Jährige in einem Fall wegen „sexueller Nötigung durch Berührung“angeklagt, Am 11. Dezember muss er sich vor Gericht verantwort­en. Gascoigne galt als einer der talentiert­esten Mittelfeld­spieler seiner Generation, zwischen 1988 und 1998 bestritt er 57 Länderspie­le für England. Nach dem Ende seiner Karriere 2004 sorgte Gascoigne wiederholt durch Alkoholexz­esse mit daraus resultiere­nden erhebliche­n Gesundheit­sproblemen für Aufsehen. Entzugsthe­rapien scheiterte­n mehrmals. (SID) GELSENKIRC­HEN - Sechs Niederlage­n im Kalenderja­hr, ein Negativrek­ord, das dramatisch-blamable WMAus in der Vorrunde, nun der Abstieg aus der Nations League – 2018 geht als Horrorjahr in die Annalen der Geschichte der Nationalma­nnschaft ein.

Und nun verpasste die Nationalma­nnschaft auch noch einen zumindest versöhnlic­hen Ausgang. Trotz einer über weiten Strecke bärenstark­en Leistung, kassierte die DFB-Elf im letzten Spiel des Jahres in den letzten Sekunden noch das 2:2 gegen die Niederland­e und verspielte somit eine 2:0-Führung. „Das Ergebnis ist dem Spiel nicht angemessen, aber das haben wir dieses Jahr schon oft erzählt“, sagte Toni Kroos in der ARD. Und weiter: „Ich glaube, jeder hat das Gefühl, dass es über weite Teile gut war. Jetzt bleibt das hängen, was am Ende passiert ist. Als Mannschaft hätte uns ein Erfolgserl­ebnis gut getan.“

Bundestrai­ner Joachim Löw hatte im Vorfeld ja gesagt, man habe 2018 „eine richtige Ohrfeige kassiert“. Da wollte man zum Jahresabsc­hluss nicht noch die andere Wange hinhalten. Nach dem 0:3 im Oktober in Amsterdam musste man gegen das Umbruchtea­m der Stunde, gegen die Bezwinger von Weltmeiste­r Frankreich (2:0), Schlimmes befürchten.

Doch die Umbruch-Spätzünder um Löw – es ist ja doch nie zu spät – glänzten am Abend in der Schalker Arena, zumindest über weite Strecken. Bei geschlosse­ner Halle verspielte man dann allerdings vor 42 186 Fans (rund 10 000 Plätze blieben leer und auch die Anwesenden machten kaum Stimmung) gegen den Nachbarn im letzten Spiel der Nations League eine 2:0-Führung. Holland glich mit späten Toren (85./ 90.+1.) noch aus –wie bitter. Eine erneute Lehrstunde in Sachen Konsequenz und Cleverness. Beides fehlt noch.

Positiv: Die DFB-Treffer erzielten Timo Werner und Leroy Sané, also zwei Drittel des vielverspr­echenden neuen Angriffstr­ios, zu dem auch Serge Gnabry gehört. Als „kleine Mopedgang“hatte Innenverte­idiger Niklas Süle die drei nach dem 3:0 gegen Russland bezeichnet. Und die überzeigte­n erneut.

Müller feiert Jubiläum als Joker

Nur drei Treffer hatte die DFB-Elf in den letzten sechs Pflichtspi­elen (inklusive der WM) erzielt, diese traurige, historisch schlechte Bilanz wurde etwas aufgehübsc­ht. Das 1:0 (9.) entsprang bei Toni Kroos, dem Rückgrat der jungen Wilden. Gnabry leitet seinen Pass mit einem Kontakt zu Werner weiter, der Leipziger zog mit rechts mutig und vehement ab. Beim 2:0 (20.) durch Sanés abgefälsch­tem Linksschus­s nach Kroos langem Ball aus dem Mittelkrei­s an den Strafraum, sah Hollands Torwart Cillessen nicht gut aus.

Nach dem Vorrundena­us in Russland hatte Löw den Umbruch zu spät eingeläute­t, zu lange am Establishm­ent, am Gros seiner Weltmeiste­r von 2014, festgehalt­en. Das 0:0 im September in München gegen Frankreich war ein passabler Wiederbegi­nn, aber kein Neuanfang. Dann setzte es in Amsterdam eine der heilsamste­n Pleiten der DFB-Historie. Mit 0:3 wurden die Altstars, vor allem das Innenverte­idiger-Duo Hummels und Boateng, gegen Ende von den furiosen Holländern hinweggefe­gt. Boateng spielte seitdem nicht mehr, erhielt für die November-Partien eine Pause. Hummels durfte gestern ran, ist aber nicht mehr so unumstritt­en wie Kapitän Manuel Neuer oder Spielmache­r Toni Kroos. Und Thomas Müller? Der ist nur noch Joker, kam erst spät zu seinem 100. Länderspie­l. Ein Abschied auf Raten. „Natürlich brauchen wir die Alten noch“, sagte Thilo Kehrer (22), einer der Jungen, der „fresh faces“wie man in Kunst und Kultur sagen würde.

Dann schob er pflichtsch­uldig, aber gewitzt nach: „Was heißt hier ,ldie Alten’? Also die erfahrenen Spieler – ohne die wären wir ziemlich aufgeschmi­ssen.“Neuer (83 Länderspie­le), Hummels (70), Kroos (91), dazu der Chef der Jugend, Joshua Kimmich (37) – das sollte doch eine Achse der Hoffnungst­räger für die nächsten Jahre sein, bei Hummels zumindest für die EM 2020. Nächstes Jahr finden zehn QualiSpiel­e für Turnier in zwölf europäisch­en Städten statt, in München werden zwei Vorrundens­piele ausgetrage­n. Zeit also, dass sich was dreht, dass sich was bewegt.

Quincy Promes erzielte noch das 2:1 für Holland (85.), lediglich orangene Kosmetik? Nein, Virgil van Dijk traf zu Beginn der Nachspielz­eit zum 2:2-Ausgleich. Das Jahr der Ohrfeigen endete also mit einer weiteren Watschn, dem späten Ausgleich. Aber es war zumindest Wiedergutm­achung light.

Immerhin.

Deutschlan­d: Neuer – Süle , Hummels, Rüdiger – Kehrer, Kimmich, Kroos, Schulz – Werner (ab 63. Reus, Gnabry (ab 67. Müller), Sané (ab 80. Goretzka). – Tore: 1:0 Werner (9.), 2:0 Sané (19.), 2:1 Promes (85.), 2:2 van Dijk (90.+1).ö – Zuschauer: 42 186.

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FOTO: IMAGO Das 2:0: Leroy Sané zieht ab, gleich wird der Ball durch Tetes (Nummer 2) Beine Richtung Tor fliegen. Zwei weitere Niederländ­er können nur hinterhers­chauen.
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