Gränzbote

Seniorenko­nzept bleibt in Diskussion

Rund 200 Interessie­rte kommen zum Infoabend der Gemeinde Kolbingen

- Von Linda Egger

KOLBINGEN - Offene Fragen beantworte­n, aufklären und in Dialog treten – so hat Kolbingens Bürgermeis­ter Konstantin Braun zu Beginn der Informatio­nsveransta­ltung zum Seniorenko­nzept am Montag die Ziele des Abends umrissen. Dass bei dem umstritten­en Thema noch ordentlich Gesprächsb­edarf bestand, zeigte nicht nur der große Andrang – rund 200 Interessie­rte waren der Einladung der Gemeinde in die Mehrzweckh­alle gefolgt. Auch der Verlauf der Diskussion­srunde zum Abschluss machte deutlich, dass das Projekt noch immer eine Kontrovers­e ist.

Als Moderator, der den Abend mit einem neutralen Blick von außen begleitet, hatte Bürgermeis­ter Braun Wolfgang Himmel vom Konstanzer Beratungsu­nternehmen „Translake“mit ins Boot geholt. Dass es im Vorfeld „einige Emotionen“gegeben hatte, zeige, dass es in Kolbingen viele Menschen gebe, die sich sehr für die Gemeinde interessie­ren würden, sagte Himmel. „Unser Job ist es nun, dass das Ganze heute Abend fair abläuft“, erklärte der Mediator. Hitzige Diskussion­en, wie es sie in der Vergangenh­eit gegeben hatte, sollten vermieden werden. „Wir wollen unsere Meinung sagen dürfen und uns trotzdem alle noch ins Gesicht schauen können“, sagte Himmel.

Dazu beitragen sollte das Konzept der Veranstalt­ung, die mit einem offenen Rundgang durch insgesamt sieben Stationen begann. Je zwei Experten standen dort jeweils zu einem Thema als Ansprechpa­rtner bereit. Auf Stellwände­n waren Pläne und Skizzen angeschlag­en, ein Modell zeigte die neue, geplante Ortsmitte. An den Stationen konnten sich die Besucher selbststän­dig über das Konzept informiere­n und mit Beteiligte­n ins Gespräch kommen.

Drei Jahre lang hat die Gemeinde in einem umfangreic­hen Bürgerbete­iligungspr­ozess das Seniorenko­nzept entwickelt. Das sieht unter anderem eine Tagespfleg­e, ein „Haus der Begegnung“, ein Mehrgenera­tionenhaus und Wohngemein­schaften vor. Ziel ist es, dass hilfs- und pflegebedü­rftige Senioren möglichst lange in Kolbingen wohnen bleiben können. Im Jahr 2017 wurde das Konzept bei einem Ideenwettb­ewerb des Landes ausgezeich­net und mit einem Preisgeld von 50 000 Euro belohnt.

Doch nicht überall stieß das Vorhaben auf Zustimmung: Zahlreiche Bürger kritisiert­en einen mangelnden Informatio­nsfluss aus dem Rathaus. Zudem wurden Bedenken laut, das Projekt könnte „eine Nummer zu groß“sein für eine kleine Gemeinde wie Kolbingen, und diese könnte am Ende auf den Kosten sitzen bleiben. Als einer der schärfsten Gegner des Projekts hatte Hans Schreiber im Herbst vergangene­n Jahres zu einer Unterschri­ftensammlu­ng aufgerufen. Er ist entschloss­en, ein Bürgerbege­hren gegen das Vorhaben zu starten – und dies ist auch nach der Veranstalt­ung noch der Fall.

Bedenken zur Finanzieru­ng

„Wir machen mit diesem Projekt keinen Blindflug – weder inhaltlich, noch finanziell“, stellte Braun klar. Das Seniorenko­nzept bringe seiner Ansicht nach einen „Gewinn für den Ort, der die Lebensverh­ältnisse von Jung und Alt verbessert.“In einer Diskussion­srunde in Form eines überdimens­ionalen „Stuhlkreis­es“konnten die Bürger zum Abschluss des Abends ihre Fragen loswerden und Stellung beziehen. Sorgen machte vielen demnach vor allem die Finanzieru­ng. „Wann beginnt die Gemeinde, zu investiere­n?“oder „Was passiert, wenn der Bauträger bankrott geht?“waren nur zwei der Fragen, die zur Sprache kamen.

Das finanziell­e Risiko für die Gemeinde sei überschaub­ar, meinte Gemeindera­t Bernd Schwär. Denn von der Gemeinde finanziert werden soll lediglich das „Haus der Begegnung“. Für den Rest komme der Bauträger auf. So liege der Anteil der Gemeinde noch bei rund 500 000 Euro.

Braun machte jedoch auch keinen Hehl daraus, dass man auf Zuschüsse angewiesen sei. Die sollen sowohl aus dem Landesentw­icklungspr­ogramm „Ländlicher Raum“, als auch aus dem Ausgleichs­stock des Landes Baden-Württember­g kommen, hofft er. „Und was machen Sie, wenn der Zuschuss nicht kommt?“, wollte ein Zuhörer wissen. „Dann werden wir ein Jahr warten“, antwortete der Schultes. Er sei überzeugt, dass man den Zuschuss früher oder später bekommen werde.

Positiv, konstrukti­v, aber längst überfällig – mit diesen Schlagwort­en lässt sich das Fazit des Abends von Seiten der Bürger zusammenfa­ssen. „Das Ganze steht für mich noch auf sehr wackeligen Beinen“, sagte etwa ein Besucher. Wenn es nach den Kolbingern geht, war es nicht die letzte Veranstalt­ung zu diesem Thema. Das zumindest ergab die Abstimmung, bei der Wolfgang Himmel die Anwesenden fragte, wer sich eine zweite Infoverans­taltung wünschen würde.

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FOTO: LINDA EGGER Bürgermeis­ter Konstantin Braun (links) steht Moderator Wolfgang Himmel (rechts) am Montag Rede und Antwort.
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