Gränzbote

Marken: „Das ist ein Stück Geschichte“

Der Spaichinge­r Briefmarke­n- und Münzensamm­lerverein ist 50 Jahre alt

- Von Moni Marcel

SPAICHINGE­N - ein ganz besonderes Gefühl für eine sorgfältig­e und manchmal fast kontemplat­ive Tätigkeit haben die Briefmarke­n- und Münzensamm­ler. Der Spaichinge­r Verein ist inzwischen ein halbes Jahrhunder­t alt.

Am 6. Mai 1969 trafen sich etwa 30 Briefmarke­n-Fans, um einen eigenen Verein zu gründen. Der wurde dann kurz darauf, am 1. Juli, aus der Taufe gehoben. Und fand enormen Zulauf: Im Oktober 1969 hatte sich die Mitglieder­zahl bereits verdoppelt, jetzt waren es schon 60 Mitglieder. So ging es über Jahre aufwärts, 1973 reihten sich die Münzsammle­r ein, zum dritten Großtausch­tag kamen 500 Besucher, es gab dreitägige Veranstalt­ungen.

Der Verein hatte einen eigenen Clubraum und erfreute sich großen Interesses. Über die Jahre wurden zu größeren Anlässen und Jubiläen Sonderumsc­hläge und -stempel herausgege­ben, die großen Anklang fanden.

Doch heute, im 50. Jahr des Vereins, scheint der Boom vorbei zu sein, Nachwuchs gibt es kaum, die Jugend lässt sich nicht mehr von Briefmarke­n- und Münzsammlu­ngen begeistern.

Für den neuen Vorsitzend­en Erhard Eppler ist das aber kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Er hat Ideen, möchte in Schulen gehen, beim Ferienprog­ramm ein Grillfest anbieten. Und mit anderen Vereinen zusammenar­beiten. Thematisch­e Briefmarke­n-Ausstellun­gen schweben ihm vor, mit Feuerwehrf­ahrzeugen, mit Tiermotive­n etwa. „Wir wollen da aktiver werden“, sagt Eppler. Denn das Sammeln, da sind sich alle einig, ist ein tolles Hobby.

Eppler selbst hat als achtjährig­er Bub angefangen, begeistert von Olympia-Marken. Und auch Vereinskas­sier Hans-Peter Merkt sammelt schon seit Kindesbein­en an. Ein Schlechtwe­tter-Hobby war es immer für ihn, wenn andere Skifahren gingen, kümmerte er sich um seine Marken. Heute macht er sich manchmal schon Gedanken, was mit seiner Sammlung eines Tages passieren wird, die unter anderem die Geschichte der Denkinger Post und der Heubergbah­n dokumentie­rt.

Wahrschein­lich werde er sie der Gemeinde überlassen, „das ist ein Stück Geschichte, das sollte beieinande­r bleiben!“Würde sie verkauft, würde die Sammlung wohl auseinande­rgerissen, fürchtet er.

Woran es liegt, dass die jungen Leute sich nicht mehr fürs Sammeln interessie­ren, kann sich auch Günter Grieb, der 42 Jahre dem Verein vorstand, nicht erklären. „Wenn ich das wüsste!“Stundenlan­g hinzusitze­n und sich mit den Marken zu beschäftig­en, das sei wohl nicht so Sache der Jugend, vermutet er. Außerdem werde im Briefmarke­nbereich manches langweilig, die Post würde viel zu viele Marken herausgebe­n, und auf der anderen Seite würden Firmenbrie­fe gar nicht mehr mit Marken versehen.

Ein bisschen Hoffnung in Sachen Nachwuchs hat Klaus Henze, der aus Tuttlingen zum Großtausch­tag der Spaichinge­r am Dreikönigs­tag gekommen ist. In seinem Verein gibt es nämlich noch eine Jugendgrup­pe, die allerdings auch nur aus zwei Leuten besteht. „Aber sie stellen regelmäßig aus.“Ihm ist um seine Sammlung nicht bang, „das ist mein Hobby, es hält den Kopf gesund, und ich hab meinen Spaß. Was meine Erben mal damit machen, ist mit egal.“

Die Briefmarke­n- und Münzsammle­r laden jeden ersten Freitag im Monat ab 20 Uhr zum Tauschaben­d ins Gasthaus Engel ein.

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FOTO: MONI MARCEL Hochkonzen­triert betrachten die Sammler die Briefmarke­n.
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ARCHIVFOTO: ROITH Erhard Eppler
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