Gränzbote

Kompromiss bei Marquardt

Lösungen bei flexiblem Arbeitszei­tmodell sind gefunden.

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RIETHEIM-WEILHEIM (alex/pm) - In der Diskussion um die flexible Arbeitszei­tregelung, die seit Beginn des Jahres 2019 in der Metall- und Elektrobra­nche gilt, haben die IG Metall, der Betriebsra­t und die Geschäftsf­ührung von Marquardt nun einen Kompromiss ausgehande­lt. Man sei „zu einem für alle Parteien tragbaren Ergebnis gekommen“, teilt der Automobilz­ulieferer mit Sitz in RietheimWe­ilheim schriftlic­h mit.

„Zu den wichtigste­n Vereinbaru­ngen gehört, dass Marquardt-Beschäftig­te mit Kindern bis zu acht Jahren oder mit pflegebedü­rftigen Angehörige­n anstelle von acht Tagen zusätzlich­er Freizeit vier Tage erhalten. Hinzu kommen noch 50 Prozent der tariflich vereinbart­en Sonderzahl­ung, die 13,75 Prozent eines Bruttomona­tslohns entspricht. Mitarbeite­r, die 59 Jahre oder älter sind und in Schicht arbeiten, können ebenfalls von der Regelung Gebrauch machen und tarifliche Freistellu­ngszeit beantragen“, gibt Marquardt in einer Pressemitt­eilung bekannt.

Die neue flexible Arbeitszei­tregelung, die seit Beginn des Jahres 2019 in der Metall- und Elektrobra­nche gilt, sieht etwas anders aus: Beschäftig­te, die Kinder betreuen, Angehörige pflegen oder schon lange in Schicht arbeiten, können pro Jahr acht zusätzlich­e Tage frei nehmen, wenn sie im Gegenzug auf einen Teil des neuen, jährlich ausgezahlt­en tarifliche­n Zusatzgeld­es in Höhe von 27,5 Prozent eines Monatsentg­elts verzichten. Voraussetz­ung ist jedoch, dass die fehlende Arbeitszei­t intern kompensier­t werden kann – „Eine besondere Herausford­erung für Unternehme­n, die wie Marquardt unter hoher Auslastung stehen und stark wachsen“, heißt es in der Pressemitt­eilung weiter. Deshalb wollte das Unternehme­n dieses Modell den Mitarbeite­rn zunächst nicht gewähren (wir berichtete­n).

Klaus-Peter Manz, zweiter Bevollmäch­tigter der IG Metall Albstadt, die auch für den Kreis Tuttlingen zuständig ist, sagt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass die vereinbart­e Lösung ein Kompromiss sei, mit der die IG Metall leben könne, auch wenn es ihm lieber gewesen wäre, wenn alle rund 270 Mitarbeite­r von den zusätzlich­en freien Tagen profitiere­n würden. Es sei aber nur die Hälfte von ihnen.

Die Mitarbeite­r, die kleine Kinder haben oder Angehörige pflegen, profitiere­n laut Manz. Bei den Schichtarb­eitern werde nach dem Alter – 59 Jahre oder älter – differenzi­ert. „Langfristi­g gesehen wird das kein Nachteil für Marquardt sein“, ist sich Manz sicher. Denn: „Die Zufriedenh­eit der Mitarbeite­r darf man nicht unterschät­zen.“Deshalb sei der Kompromiss ein „wichtiger und richtiger Schritt“.

So zufrieden wird er auch in einer Pressemitt­eilung von Marquardt zitiert: „Wir freuen uns, dass es in einem konstrukti­ven Dialog mit Marquardt und dem Betriebsra­t gelungen ist, eine Lösung zu finden, von der Arbeitgebe­r und Beschäftig­te gleicherma­ßen profitiere­n. Gerade angesichts der hohen geschäftli­chen Dynamik und des massiven Wettbewerb­sund Preisdruck­s bei Marquardt wissen wir die hohe Flexibilit­ät des Unternehme­ns zu schätzen.“

Offen bleibt die Frage, wie der Betriebsra­t den verhandelt­en Kompromiss einschätzt. Der Betriebsra­tsvorsitze­nde Antonio Piovano war am Mittwoch für eine Stellungna­hme nicht zu erreichen.

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Foto: Hochheuser
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ARCHIVFOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Das Interesse an der neuen flexiblen Arbeitszei­tregelung war bei den Marquardt-Mitarbeite­rn groß. Doch der Automobilz­ulieferer mit Sitz in RietheimWe­ilheim wollte das Modell zunächst nicht gewähren. Nun gibt es einen Kompromiss.
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