Gränzbote

Unscheinba­re Schätze

Im Archiv des Kulturring­s schlummern noch Szenenskiz­zen und Plakate von Hans Bucher

- Von David Zapp

FRIDINGEN - Den meisten ist Hans Bucher als der Kunst- und Landschaft­smaler des Oberen Donautals bekannt, der seinerzeit im „Scharf Eck“residierte. Im Archiv des Kulturring­s Fridingen schlummern derweil noch alte Theaterpla­kate, Skizzen für Szenen und gezeichnet­e Ideenentwü­rfe für Bühnenbild­er und Kostüme, die der Maler als Mitbegründ­er des Theaterver­eins in den frühen Jahren angefertig­t hatte. Welcher unscheinba­re Schatz in dem Theaterarc­hiv lagert, ist nahezu unbekannt.

Franz Baum, Vorsitzend­er des Kulturring­s Fridingen, macht keinen großen Hehl aus der Sache. Im Verein ist allgemein bekannt, welche Rolle der Landschaft­smaler Hans Bucher nach dem Zweiten Weltkrieg bei der Gründung des Theaterver­eins gespiellt hat. In Fridingen selbst und über die Stadtgrenz­en hinaus ist Bucher bis heute lediglich als talentiert­er Maler im kollektive­n Gedächtnis. Dass der kreative und eigenwilli­ge Zeitgenoss­e ein künstleris­ches Multitalen­t war, geht meist unter, wenn vom künstleris­chen Erbe Hans Buchers die Rede ist.

Im Tiefgescho­ss des Kulturring­hauses hat Baum auf dem Tisch einige Arbeiten des Fridinger Malers ausgebreit­et: Es sind Entwürfe für Kostüme zum „Götz von Berliching­en“, der 1965 aufgeführt wurde. Ein Theaterpla­kat zum „Schinderha­nnes“von Carl Zuckmayer, das 1969 gespielt wurde. „Das ist alles in Vergessenh­eit geraten“, sagt Franz Baum, denn „Hans Bucher war nicht nur Gründungsm­itglied des Kulturring­s, sondern auch treibende Kraft bei den Theaterstü­cken im Steintäle.“

Überall seine Finger im Spiel

Bucher hatte seit den Anfängen des Theaterver­eins überall seine Finger im Spiel: Er besorgte oder fertigte Requisiten, er entwarf Kostüme, kreierte Szenenbild­er, malte Plakate und Poster für die Veranstalt­ungen, übernahm die Spielleitu­ng als Regisseur und agierte sogar selbst als Schauspiel­er auf der Bühne. „Da konnte er seine ganze künstleris­che Ader ausleben“, erzählt Baum. „Bis es zu Querelen und Meinungsve­rschiedenh­eiten mit dem Vorsitzend­en Josef Hagel kam“, ergänzt er. Mitte der 1960er-Jahre zog sich Hans Bucher dann mehr und mehr aus dem Verein zurück.

Doch die ersten sechs Jahre im Steintäle zu Beginn der 1960er-Jahre war Hans Bucher ein Tausendsas­sa unter den rührigen Theaterleu­ten. Er wohnte in seinem Künstlerha­us und Gastwirtsc­haft Scharf Eck und sprach dort Leute, Gäste an, um diese als Statisten zu gewinnen. „Vor allem Jüngere hat er da mit seinem Charisma gefangen“, schmunzelt Franz Baum. Vieles von Hans Bucher als Theaterkün­stler weiß Franz Baum von seiner Mutter zu erzählen, denn die war eine Cousine des Künstlers. Theater liegt den Buchers und Baums im Blut. Buchers Gastwirtsc­haft diente aber in den 1950er-Jahren auch als Treffpunkt und Versorgung­sstation für den Verein, weiß Baum. Nach schweißtre­ibenden Stunden im Steintäle wurden beispielsw­eise Dutzende Biere vom Scharf Eck ins Steintäle geschafft, schlägt Baum in einer Kladde aus den frühen Jahren des Vereins nach.

2007 hat der Kulturring einige Poster im Ifflinger Schloss ausgestell­t. Aber richtig gesichtet wurde der Bestand noch nie. „Wir wissen nicht, wie viele Arbeiten von Hans Bucher noch bei uns lagern, ob da noch weitere Geistesbli­tze von ihm dabei sind“, sagt Baum.

Fridingens Museumslei­ter Armin Heim ist der Fundus, der im Archiv des Kulturring­s liegt, nicht bekannt gewesen. „Ich habe einmal davon gehört. Aber man müsste die Arbeiten einmal sichten und dann bewerten, ob es sich für eine eigene Ausstellun­g lohnt. Das sind ja Gebrauchsa­rbeiten und keine Kunstwerke in dem Sinne“, sagt Heim. Franz Baum erinnert an das Multitalen­t und den Theatermen­schen Hans Bucher.

Das nächste Jubiläum des Fridinger Kulturring­s ist im Jahre 2022, denn dann wird der Theaterver­ein um die Naturbühne Steintäle 75 Jahre alt. „Für die Jubiläumsa­usgabe wäre das doch vielleicht ein Thema“, sagt Baum. Bis dahin ist es noch ein wenig Zeit. Franz Baum rollt die Poster und Skizzen wieder ein und verstaut sie wieder im Archiv. Bis zum runden Geburtstag in drei Jahren – vielleicht.

„Da konnte er seine ganze künstleris­che Ader ausleben.“

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FOTOS (3): DAVID ZAPP Kulturring­svorsitzen­der Franz Baum zeigt Szenenskiz­zen und Kostümentw­ürfe aus dem Archiv des Theaterver­eins, die Hans Bucher in den frühen Jahren des Vereins gemalt und angefertig­t hat.
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