Unscheinbare Schätze
Im Archiv des Kulturrings schlummern noch Szenenskizzen und Plakate von Hans Bucher
FRIDINGEN - Den meisten ist Hans Bucher als der Kunst- und Landschaftsmaler des Oberen Donautals bekannt, der seinerzeit im „Scharf Eck“residierte. Im Archiv des Kulturrings Fridingen schlummern derweil noch alte Theaterplakate, Skizzen für Szenen und gezeichnete Ideenentwürfe für Bühnenbilder und Kostüme, die der Maler als Mitbegründer des Theatervereins in den frühen Jahren angefertigt hatte. Welcher unscheinbare Schatz in dem Theaterarchiv lagert, ist nahezu unbekannt.
Franz Baum, Vorsitzender des Kulturrings Fridingen, macht keinen großen Hehl aus der Sache. Im Verein ist allgemein bekannt, welche Rolle der Landschaftsmaler Hans Bucher nach dem Zweiten Weltkrieg bei der Gründung des Theatervereins gespiellt hat. In Fridingen selbst und über die Stadtgrenzen hinaus ist Bucher bis heute lediglich als talentierter Maler im kollektiven Gedächtnis. Dass der kreative und eigenwillige Zeitgenosse ein künstlerisches Multitalent war, geht meist unter, wenn vom künstlerischen Erbe Hans Buchers die Rede ist.
Im Tiefgeschoss des Kulturringhauses hat Baum auf dem Tisch einige Arbeiten des Fridinger Malers ausgebreitet: Es sind Entwürfe für Kostüme zum „Götz von Berlichingen“, der 1965 aufgeführt wurde. Ein Theaterplakat zum „Schinderhannes“von Carl Zuckmayer, das 1969 gespielt wurde. „Das ist alles in Vergessenheit geraten“, sagt Franz Baum, denn „Hans Bucher war nicht nur Gründungsmitglied des Kulturrings, sondern auch treibende Kraft bei den Theaterstücken im Steintäle.“
Überall seine Finger im Spiel
Bucher hatte seit den Anfängen des Theatervereins überall seine Finger im Spiel: Er besorgte oder fertigte Requisiten, er entwarf Kostüme, kreierte Szenenbilder, malte Plakate und Poster für die Veranstaltungen, übernahm die Spielleitung als Regisseur und agierte sogar selbst als Schauspieler auf der Bühne. „Da konnte er seine ganze künstlerische Ader ausleben“, erzählt Baum. „Bis es zu Querelen und Meinungsverschiedenheiten mit dem Vorsitzenden Josef Hagel kam“, ergänzt er. Mitte der 1960er-Jahre zog sich Hans Bucher dann mehr und mehr aus dem Verein zurück.
Doch die ersten sechs Jahre im Steintäle zu Beginn der 1960er-Jahre war Hans Bucher ein Tausendsassa unter den rührigen Theaterleuten. Er wohnte in seinem Künstlerhaus und Gastwirtschaft Scharf Eck und sprach dort Leute, Gäste an, um diese als Statisten zu gewinnen. „Vor allem Jüngere hat er da mit seinem Charisma gefangen“, schmunzelt Franz Baum. Vieles von Hans Bucher als Theaterkünstler weiß Franz Baum von seiner Mutter zu erzählen, denn die war eine Cousine des Künstlers. Theater liegt den Buchers und Baums im Blut. Buchers Gastwirtschaft diente aber in den 1950er-Jahren auch als Treffpunkt und Versorgungsstation für den Verein, weiß Baum. Nach schweißtreibenden Stunden im Steintäle wurden beispielsweise Dutzende Biere vom Scharf Eck ins Steintäle geschafft, schlägt Baum in einer Kladde aus den frühen Jahren des Vereins nach.
2007 hat der Kulturring einige Poster im Ifflinger Schloss ausgestellt. Aber richtig gesichtet wurde der Bestand noch nie. „Wir wissen nicht, wie viele Arbeiten von Hans Bucher noch bei uns lagern, ob da noch weitere Geistesblitze von ihm dabei sind“, sagt Baum.
Fridingens Museumsleiter Armin Heim ist der Fundus, der im Archiv des Kulturrings liegt, nicht bekannt gewesen. „Ich habe einmal davon gehört. Aber man müsste die Arbeiten einmal sichten und dann bewerten, ob es sich für eine eigene Ausstellung lohnt. Das sind ja Gebrauchsarbeiten und keine Kunstwerke in dem Sinne“, sagt Heim. Franz Baum erinnert an das Multitalent und den Theatermenschen Hans Bucher.
Das nächste Jubiläum des Fridinger Kulturrings ist im Jahre 2022, denn dann wird der Theaterverein um die Naturbühne Steintäle 75 Jahre alt. „Für die Jubiläumsausgabe wäre das doch vielleicht ein Thema“, sagt Baum. Bis dahin ist es noch ein wenig Zeit. Franz Baum rollt die Poster und Skizzen wieder ein und verstaut sie wieder im Archiv. Bis zum runden Geburtstag in drei Jahren – vielleicht.
„Da konnte er seine ganze künstlerische Ader ausleben.“