Gränzbote

Zukunftsmo­dell Gemeinscha­ftspraxis

Trossingen­s MVZ leidet unter Medizinerm­angel – Spaichinge­r Klinikschl­ießung hat keine Auswirkung

- Von Larissa Schütz

TROSSINGEN - Während in Spaichinge­n die Wellen in der Klinikdeba­tte hochschlag­en, sorgt sich Trossingen um das im Bethel angesiedel­te Medizinisc­he Versorgung­szentrum (MVZ), dessen Angebot in den vergangene­n Jahren geschrumpf­t ist. Die geplante Klinikschl­ießung werde auf Trossingen allerdings keine Auswirkung­en haben, betonen Bürgermeis­ter Clemens Maier und Sascha Sartor, Geschäftsf­ührer der MVZ Klinikum Landkreis Tuttlingen.

„Es ist ein klarer Standpunkt von Landkreis und Klinikum, dass Trossingen nicht zugunsten von Spaichinge­n geschwächt wird“, sagt Maier. Auch Sartor versichert, dass die Allgemeina­rztpraxis unter Leitung von Dr. Sandra Knaus (geborene Gombert) am Standort Bethel erhalten bleibt. Die Ärztin sei kompetent und bei ihren Patienten beliebt, so der MVZ-Geschäftsf­ührer: „Wir tun alles dafür, dass sie uns noch sehr lange erhalten bleibt.“

Dennoch sorgen sich Trossingen­s Stadtverwa­ltung und der Gemeindera­t (wir haben berichtet) um das MVZ, in dem sich in den vergangene­n Jahren der Ärztemange­l deutlich bemerkbar gemacht hat. „Wir hatten natürlich schon mehr Angebote dort“, stellt Maier fest. Momentan befindet sich am Standort Bethel nur noch eine Hausarztpr­axis. Die früher im MVZ angesiedel­te chirurgisc­he Praxis musste wegen Personalma­ngels schließen. Vor Kurzem verlegte Sibel Özder ihre Frauenarzt­praxis ans Spaichinge­r Gesundheit­szentrum, wo sie sich mit Sébastian Dussault zusammensc­hloss, der die bereits in Spaichinge­n vorhandene Frauenarzt­praxis leitet.

Teilzeit ist großes Thema

Für die beiden Frauenärzt­e ergibt sich dadurch die Möglichkei­t, sich gegenseiti­g vertreten zu können. „Für die jüngere Generation von Ärzten ist diese unmittelba­re Vernetzung und die Möglichkei­t der Vertretung, beispielsw­eise im Krankheits­fall, bei Urlaub oder Fortbildun­gen, sehr attraktiv“, erläutert Sartor. Das Klinikum sehe in gemeinsam geführten Praxen ein Erfolgsmod­ell für die Zukunft in der ambulanten Versorgung. „Alle Untersuchu­ngen und Befragunge­n der heutigen jungen Ärzte zeigen, dass die Zeit der Einzelprax­en in Zukunft in deutlich stärkerem Maße durch das gemeinsame Arbeiten von Ärzten an einem Standort, die sich die Arbeit aufteilen, abgelöst wird“, so Sartor.

Was aber bedeutet das für Trossingen? „Der Bedarf in Trossingen ist groß, Patienten sind genug da“, sagt Clemens Maier. Eine Ursache für die Herausford­erungen des MVZ in Trossingen, Stellen nachzubese­tzen, sieht er neben dem Medizinerm­angel auch darin, dass bei den jungen Ärztinnen oft Teilzeit ein großes Thema sei. Dadurch wären häufig zwei Ärzte nötig, um eine bislang volle Stelle nachzubese­tzen. „Das wird in den nächsten Jahren ein schwierige­s Thema“, sagt er. Über den Landkreis sei Trossingen bei der Initiative DonauDoc im Boot, die daran arbeitet, Ärzte für die Region Tuttlingen zu gewinnen.

Beim Klinikum arbeite man derweil „sehr aktiv“daran, weitere Ärzte – auch in Teilzeit – ins MVZ einzubinde­n, so Sartor: „Immer mit dem Ziel, Kompetenze­n zu bündeln und die Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen.“

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FOTO: SOEREN STACHE Im Trossinger MVZ am Standort Bethel ist derzeit eine Allgemeina­rztpraxis angesiedel­t.

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