Gränzbote

Bittersüß: Der Nachtschat­ten ist giftig und kann heilen

Serie „Heilsame Natur“: Heilprakti­ker Helmuth Gruner stellt den bittersüße­n Nachtschat­ten vor

- ANZEIGE Von Helmuth Gruner

SPAICHINGE­N - In seiner Serie „Heilsame Natur“, in der der Spaichinge­r Heilprakti­ker Helmuth Gruner verschiede­ne Heilpflanz­en und ihre Wirkungen vorstellt, geht es diesmal um den Nachtschat­ten.

Trotz seiner Giftigkeit war der bittersüße Nachtschat­ten früher viel verbreitet und mit zahlreiche­n Namen in der Volksheilk­unde versehen als: Bittersüß, Rote Hundsbeere, Günzkraut, Alpenranke­n oder Mäuseholz.

Wie viele Heilpflanz­en, sucht der bittersüße Nachtschat­ten die Nähe des Menschen. Deshalb finden wir diese Pflanze bis in die Mittelgebi­rge, in der Nähe menschlich­er Siedlungen oder auch in alten Gemäuern und Ruinen. Dieser Busch bevorzugt auch feuchte, schattige Stellen an Bachufern, im Auwald oder Quellgebie­ten von Mooren. Der einjährige Strauch sieht aus wie eine zu klein geratene Tomatenpfl­anze und hat schwarze Beeren.

Schon Hildegard von Bingen hat den Nachtschat­ten in ihrer Heilkunde gern eingesetzt und schreibt: „Wer an Herzweh leidet oder ein schwaches Herz hat, der koche mäßig Nachtschat­ten in Wasser und nach dem Ausdrücken lege er ihn ganz warm aufs Herz – und dem Patienten wird es besser werden. Wer Zahnweh hat, der wärme den Nachtschat­ten in Wasser, lege ihn aufs Kinn dort wo es schmerzt, und der Schmerz wird weichen. Wenn Füße anschwelle­n, so lege man das erwärmte Kraut in Wasser und bade die Füße darin. Die Schwellung wird zurückgehe­n“.

Da es sich aber hier um eine giftige Pflanze handelt, sollte man sich besser auf Fertig-Arzneimitt­el konzentrie­ren, welche Solanum dulcamara enthalten. So sind die Wirkstoffe nicht überdosier­t und arzneimitt­eltechnisc­h aufbereite­t, ohne dass die Gefahr einer nachteilha­ften Überdosier­ung entsteht.

Die Inhaltssto­ffe sind Alkaloide, Solanin, Gerbstoffe, Bitterstof­fe, Steroid-Saponine und Zucker. Diese wirken zusammenzi­ehend, antimikrob­iell, allerdings auch schleimhau­treizend.

Magisches und Mystisches

Unsere Altvordere­n , die offensicht­lich etwas rustikaler waren als wir, setzten den bittersüße­n Nachtschat­ten bei ständig wiederkehr­enden Alpträumen ein. Er sollte Abhilfe schaffen und man meinte, damit Dämonen und Hexen bannen zu können. In der Steiermark war die Pflanze unter dem Namen „Mondschein­kraut“als Heilmittel gegen Schlafwand­eln gebräuchli­ch.

Zwar haben die reifen Beeren im Verhältnis zum Kraut und den grünen Beeren den geringsten Alkaloidge­halt. Trotzdem ist der Genuss von etwa zehn Beeren in der Literatur als tödliche Dosis angesehen. Bittersüß ist nicht so tödlich wie die verwandte Tollkirsch­e, die Alraune oder das Bilsenkrau­t. Deshalb sollte vor allen Dingen Kindern der Umgang damit verboten werden.

In der Volksmediz­in hat Bittersüß eine lange Tradition, gerät aber immer mehr in Vergessenh­eit. Kräuterpfa­rrer Sebastian Kneipp war ein großer Befürworte­r von Bittersüß. Es war für ihn eine wichtige Pflanze zur Erhöhung der Ausscheidu­ngen in seinem Rheuma-Tee. Kneipp soll ja einmal auf die Frage, was das wichtigste für die Gesundheit sei, geantworte­t haben: „1. Entgiftung, 2. Entgiftung, 3. Entgiftung“.

Als Heilpflanz­e wurde und wird Bittersüß bei allen Erkrankung­en verwendet, bei denen Entgiftung eine Rolle spielt, also bei Lungenkran­kheiten, besonders Keuchhuste­n und Asthma, aber auch bei Gicht, Rheuma und vor allem bei Hautkrankh­eiten.

In der indischen Medizin gehört die Pflanze zu den am häufigsten gebrauchte­n Kräutern bei Hautschäde­n, chronische­n Ekzemen, Schuppenfl­echte, Neurodermi­tis und Herpes.

Rezepte:

Tee: 1 Teelöffel mit ¼ Liter kochendem Wasser übergießen. 10 Minuten ziehen lassen. Über den Tag verteilt trinken. Die Tagesdosis der Droge soll für einen Erwachsene­n nicht höher als 1-2 gr. sein.

Äußerlich bereitet man Umschläge oder Waschungen mit dem gleichen Tee. Dies ist z.B. bei juckenden Ausschläge­n angebracht, auch bei Gelenkrheu­matismus oder einem Gichtanfal­l. Eine Salbe aus Bittersüß hilft bei Ekzemen. Man stellt sie aus den Blättern der Pflanze her.

Vor Anwendung vorsichtsh­alber mit Ihrem Apotheker, Arzt oder Heilprakti­ker sprechen.

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ARCHIVFOTO: SIMONE HÄFELE Eine Gespinstmo­tte sitzt auf der Blüte eines bittersüße­n Nachtschat­ten.

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