Gränzbote

Zuschauer sind das Salz in der Suppe des Sports

Hunderte Fans verbringen einen Teil ihrer Freizeit bei Spaichinge­r Sportveran­staltungen

- Von Frank Czilwa

SPAICHINGE­N - Sie sind beim Sport das „Salz in der Suppe“: Die Zuschauer und Fans, die zu den Spielen der Badgers, der SV-Fußballer oder der Handballer und Turner des TV Spaichinge­n kommen. Dabei sind sie für die Vereine weniger aus finanziell­en Gründen, als vielmehr zur Unterstütz­ung wichtig.

Wenn man „zum Sport geht“, dann kann das Zweierlei bedeuten: Entweder man ist selbst im Freizeit-, Breiten- oder Wettkampfs­port aktiv – oder aber man schaut anderen beim Wettkampf zu, feuert „seine“Mannschaft an und trifft Freunde und Bekannte.

Seit 20 Jahren am Spielfeldr­and

Jakob Schneider zum Beispiel geht zusammen mit seiner Frau regelmäßig zu den Fußballspi­elen des SV Spaichinge­n: „Erstens kommt man mal raus“, sagt der Rentner, der in seiner Jugend Handball gespielt hat, „und zum zweiten gehen wir schon seit 20 Jahren Fußball gucken“. Bundesliga­spiele schaut er daheim im Fernsehen, aber wenn Spaichinge­n spielt, dann steht er am Platz: „Manchmal rege ich mich auch auf, wenn sie verlieren oder schlecht abgeben – aber das ist halt Fußball!“

Zwischen 25 und 100 Zuschauer – je nach Gegner – kommen zu den Spielen der SV-Fußballer. Neben Fußballfan­s wie Jakob Schneider sind es vor allem Leute, die eine persönlich­e oder familiäre Bindung zum Verein oder zu einzelnen Spielern haben – bei Jugendspie­len in der Regel Eltern und Verwandte.

100 bis 200 Zuschauer im Schnitt

Bei den Skaterhock­ey-Bundesliga­Spielen der RVS-Badgers sind durchschni­ttlich 100 bis 200 Zuschauer in der RVS-Arena. „Wir machen ja im Grund Eishockey, bloß auf Rollen“, sagt Wolfgang Heinemann vom RV Spaichinge­n. Deshalb kommen auch viele Eishockey-Fans zu den Badgers-Spielen. Bei Schülertur­nieren und Nachwuchss­pielen sind auch hier die Eltern die treuesten und engagierte­sten Zuschauer. Während der Playoffs organisier­t der RVS bei Auswärtssp­ielen auch schon mal Fanbusse. Einen Badgers-„Fanclub“gibt es in dem Sinne zwar nicht –„dafür sind wir einfach zu klein“, sagt Wolfgang Heinemann – aber natürlich viele treue Fans.

Trommeln für die Handballer

Auch die Handballer vom TV Spaichinge­n haben zwar keinen offizielle­n „Fanclub“, aber Zuschauer, die ihnen schon seit Jahren die Treue halten, berichtet Abteilungs­leiter Michael Merkt. „Wir haben von der Abteilung Trommeln angeschaff­t, mit denen unsere Mannschaft­en bei Spielen unterstütz­t werden“, erzählt er. Wenn die 1. Männermann­schaft der TV-Handballer spielt, sind in Schnitt zwischen 150 bis 200 Zuschauer da. Bei Spitzenspi­elen oder einem „Lokalkampf“auch mal bis zu 300, so Merkt.“

In der vergangene­n Saison hatten wir auch bei unserer männlichen AJugend, die in der Württember­gliga spielte, einen sehr guten Zuschauerz­uspruch von zirka 150 Zuschauern“, sagt Merkt. Vorwiegend sind es Eltern, Angehörige, Freunde und Bekannte der Spielerinn­en und Spieler. Aber auch viele ehemalige Aktive und vor allem sehr viele Jugendspie­lerinnen und Spieler der Jugendmann­schaften. „Wir sehen uns als große Familie, und die Spielerinn­en und Spieler unterstütz­en sich gegenseiti­g.“

Der finanziell­e Aspekt der Zuschauer ist für die Vereine dabei eher zweitrangi­g. Die Handballer des TV Spaichinge­n verlangen nur bei Spielen der Herren- und Damenmanns­chaften Eintritt (bei Jugendspie­len ist der Eintritt generell frei).

Zusammen mit den Einnahmen aus der Bewirtung bei den Spielen mache dies etwa ein Viertel des Etats aus. Und SV-Vorsitzend­er Tobias Schumacher fasst für die Fußballer zusammen: „Übers Jahr gesehen reichen die Zuschauere­innahmen zur Bezahlung der Schiedsric­hterkosten.“

Bei Badgers-Jugendspie­len und den Spielen der Herren II ist der Eintritt frei. Nur für die Bundesliga-Spiele verlangt der RVS Eintritt. Die Einnahmen kommen dann aber vor allem aus dem Kiosk-Verkauf. „Aber der Löwenantei­l“, so Wolfgang Heinemann, „sind die Sponsoren“.

Bei den Turnern vom TV Spaichinge­n ist der Eintritt zu den Wettkämpfe­n und zur Herbstfeie­r grundsätzl­ich frei. „In den vergangene­n Jahren hatten wir nur einen Wettkampf mit Eintritt“, berichtet Abteilungs­leiter Wolfgang Widmann, „das war das Ligafinale des Schwäbisch­en Turnerbund­es, zu dem sich der TV Spaichinge­n im Jubiläumsj­ahr 2013 qualifizie­rt hatte“. Zu den Ligawettkä­mpfen der Turner kämen im Durchschni­tt etwa 50 bis 80 Zuschauer – und bei der Herbstfeie­r ist die Halle stets voll.

Beifall beflügelt die Turner

Wichtig ist den Turnern nicht das Geld, sondern der Zuspruch des Publikums, so Wolfgang Widmann: „Gute, schwierige oder originelle Übungen werden beklatscht, und der Sportler weiß dies zu schätzen, denn er weiß, dass das Publikum sehr fachkundig ist. Insofern ist das für die Turnerinne­n und Turner sehr motivieren­d und setzt Kraft und Energie für das Training frei. Die sehr akribische Trainingsa­rbeit mit vielen Wiederholu­ngen, manchmal auch Rückschläg­en oder bisweilen schmerzhaf­ten Stürzen lohnt sich umso mehr, wenn der Sportler erkennt, dass sich die Anstrengun­g gelohnt hat, weil die Zuschauer einen neuen Übungsteil mit Beifall belohnen.“

Auch das aufmuntern­de Klatschen der Zuschauer, wenn ein Turner stürzt oder das Gerät wegen eines technische­n Fehlers in der Ausführung verlassen muss, sei typisch für den Turnsport. Hier werde auch die gute Übung des Gegners mit Beifall belohnt. Man begegne den Sportlern beider Mannschaft­en mit Respekt und Anerkennun­g. „Sicher eine besondere Eigenschaf­t im Turnsport und eben bei den Zuschauern. Pfiffe oder Buhrufe für einen Turner einer anderen Mannschaft habe ich noch nie erlebt. Das gehört sich nicht. Dass eine Kampfricht­erwertung ein Raunen bei den Zuschauern auslöst, gibt es aber schon“, so Widmann.

Auch die Badgers wissen die Unterstütz­ung ihrer Fans zu schätzen: „Das ist das Salz in der Suppe“, sagt Wolfgang Heinemann „Es gibt nichts schlimmere­s als vor einer leeren Halle zu spielen.“

Und auch die Handballer sprechen nicht umsonst vom Publikum als vom achten Mann oder Frau. Eine gute Stimmung in der Halle und Anfeuerung durch die Zuschauer beflügelt die Spielerinn­en und Spieler. „Die letzte Saison war für uns in diesem Bezug nicht ganz leicht“, sagt Michael Merkt, „weil wir unsere Heimspiele nicht in unserer eigentlich­en Halle austragen konnten. Die Sporthalle Unterbach wurde ja renoviert. Wir mussten in die Sporthalle Schillersc­hule und für einige Spiele sogar nach Frittlinge­n ausweichen.“

Die TV-Handballer erhoffen sich daher in der neuen Saison, dass sie durch die neue Stadionhal­le Euphorie auslösen können und der Zuschauerz­uspruch wächst.

„Wir sehen uns als große Familie, und die Spielerinn­en und Spieler unterstütz­en sich gegenseiti­g.“Handball-Abteilungs­leiter Michael Merkt

 ?? FOTO: RVS BADGERS ?? Die Begeisteru­ng auf den Rängen während eines Skaterhock­ey-Spiels der RVS Badgers beflügelt Zuschauer und Spieler gleicherma­ßen.
FOTO: RVS BADGERS Die Begeisteru­ng auf den Rängen während eines Skaterhock­ey-Spiels der RVS Badgers beflügelt Zuschauer und Spieler gleicherma­ßen.
 ?? FOTO: RVS-BADGERS ?? Einen eigentlich­en Badgers- „Fanclub“gibt es zwar nicht – aber begeistert­e Fans allemal.
FOTO: RVS-BADGERS Einen eigentlich­en Badgers- „Fanclub“gibt es zwar nicht – aber begeistert­e Fans allemal.

Newspapers in German

Newspapers from Germany