Zuschauer sind das Salz in der Suppe des Sports
Hunderte Fans verbringen einen Teil ihrer Freizeit bei Spaichinger Sportveranstaltungen
SPAICHINGEN - Sie sind beim Sport das „Salz in der Suppe“: Die Zuschauer und Fans, die zu den Spielen der Badgers, der SV-Fußballer oder der Handballer und Turner des TV Spaichingen kommen. Dabei sind sie für die Vereine weniger aus finanziellen Gründen, als vielmehr zur Unterstützung wichtig.
Wenn man „zum Sport geht“, dann kann das Zweierlei bedeuten: Entweder man ist selbst im Freizeit-, Breiten- oder Wettkampfsport aktiv – oder aber man schaut anderen beim Wettkampf zu, feuert „seine“Mannschaft an und trifft Freunde und Bekannte.
Seit 20 Jahren am Spielfeldrand
Jakob Schneider zum Beispiel geht zusammen mit seiner Frau regelmäßig zu den Fußballspielen des SV Spaichingen: „Erstens kommt man mal raus“, sagt der Rentner, der in seiner Jugend Handball gespielt hat, „und zum zweiten gehen wir schon seit 20 Jahren Fußball gucken“. Bundesligaspiele schaut er daheim im Fernsehen, aber wenn Spaichingen spielt, dann steht er am Platz: „Manchmal rege ich mich auch auf, wenn sie verlieren oder schlecht abgeben – aber das ist halt Fußball!“
Zwischen 25 und 100 Zuschauer – je nach Gegner – kommen zu den Spielen der SV-Fußballer. Neben Fußballfans wie Jakob Schneider sind es vor allem Leute, die eine persönliche oder familiäre Bindung zum Verein oder zu einzelnen Spielern haben – bei Jugendspielen in der Regel Eltern und Verwandte.
100 bis 200 Zuschauer im Schnitt
Bei den Skaterhockey-BundesligaSpielen der RVS-Badgers sind durchschnittlich 100 bis 200 Zuschauer in der RVS-Arena. „Wir machen ja im Grund Eishockey, bloß auf Rollen“, sagt Wolfgang Heinemann vom RV Spaichingen. Deshalb kommen auch viele Eishockey-Fans zu den Badgers-Spielen. Bei Schülerturnieren und Nachwuchsspielen sind auch hier die Eltern die treuesten und engagiertesten Zuschauer. Während der Playoffs organisiert der RVS bei Auswärtsspielen auch schon mal Fanbusse. Einen Badgers-„Fanclub“gibt es in dem Sinne zwar nicht –„dafür sind wir einfach zu klein“, sagt Wolfgang Heinemann – aber natürlich viele treue Fans.
Trommeln für die Handballer
Auch die Handballer vom TV Spaichingen haben zwar keinen offiziellen „Fanclub“, aber Zuschauer, die ihnen schon seit Jahren die Treue halten, berichtet Abteilungsleiter Michael Merkt. „Wir haben von der Abteilung Trommeln angeschafft, mit denen unsere Mannschaften bei Spielen unterstützt werden“, erzählt er. Wenn die 1. Männermannschaft der TV-Handballer spielt, sind in Schnitt zwischen 150 bis 200 Zuschauer da. Bei Spitzenspielen oder einem „Lokalkampf“auch mal bis zu 300, so Merkt.“
In der vergangenen Saison hatten wir auch bei unserer männlichen AJugend, die in der Württembergliga spielte, einen sehr guten Zuschauerzuspruch von zirka 150 Zuschauern“, sagt Merkt. Vorwiegend sind es Eltern, Angehörige, Freunde und Bekannte der Spielerinnen und Spieler. Aber auch viele ehemalige Aktive und vor allem sehr viele Jugendspielerinnen und Spieler der Jugendmannschaften. „Wir sehen uns als große Familie, und die Spielerinnen und Spieler unterstützen sich gegenseitig.“
Der finanzielle Aspekt der Zuschauer ist für die Vereine dabei eher zweitrangig. Die Handballer des TV Spaichingen verlangen nur bei Spielen der Herren- und Damenmannschaften Eintritt (bei Jugendspielen ist der Eintritt generell frei).
Zusammen mit den Einnahmen aus der Bewirtung bei den Spielen mache dies etwa ein Viertel des Etats aus. Und SV-Vorsitzender Tobias Schumacher fasst für die Fußballer zusammen: „Übers Jahr gesehen reichen die Zuschauereinnahmen zur Bezahlung der Schiedsrichterkosten.“
Bei Badgers-Jugendspielen und den Spielen der Herren II ist der Eintritt frei. Nur für die Bundesliga-Spiele verlangt der RVS Eintritt. Die Einnahmen kommen dann aber vor allem aus dem Kiosk-Verkauf. „Aber der Löwenanteil“, so Wolfgang Heinemann, „sind die Sponsoren“.
Bei den Turnern vom TV Spaichingen ist der Eintritt zu den Wettkämpfen und zur Herbstfeier grundsätzlich frei. „In den vergangenen Jahren hatten wir nur einen Wettkampf mit Eintritt“, berichtet Abteilungsleiter Wolfgang Widmann, „das war das Ligafinale des Schwäbischen Turnerbundes, zu dem sich der TV Spaichingen im Jubiläumsjahr 2013 qualifiziert hatte“. Zu den Ligawettkämpfen der Turner kämen im Durchschnitt etwa 50 bis 80 Zuschauer – und bei der Herbstfeier ist die Halle stets voll.
Beifall beflügelt die Turner
Wichtig ist den Turnern nicht das Geld, sondern der Zuspruch des Publikums, so Wolfgang Widmann: „Gute, schwierige oder originelle Übungen werden beklatscht, und der Sportler weiß dies zu schätzen, denn er weiß, dass das Publikum sehr fachkundig ist. Insofern ist das für die Turnerinnen und Turner sehr motivierend und setzt Kraft und Energie für das Training frei. Die sehr akribische Trainingsarbeit mit vielen Wiederholungen, manchmal auch Rückschlägen oder bisweilen schmerzhaften Stürzen lohnt sich umso mehr, wenn der Sportler erkennt, dass sich die Anstrengung gelohnt hat, weil die Zuschauer einen neuen Übungsteil mit Beifall belohnen.“
Auch das aufmunternde Klatschen der Zuschauer, wenn ein Turner stürzt oder das Gerät wegen eines technischen Fehlers in der Ausführung verlassen muss, sei typisch für den Turnsport. Hier werde auch die gute Übung des Gegners mit Beifall belohnt. Man begegne den Sportlern beider Mannschaften mit Respekt und Anerkennung. „Sicher eine besondere Eigenschaft im Turnsport und eben bei den Zuschauern. Pfiffe oder Buhrufe für einen Turner einer anderen Mannschaft habe ich noch nie erlebt. Das gehört sich nicht. Dass eine Kampfrichterwertung ein Raunen bei den Zuschauern auslöst, gibt es aber schon“, so Widmann.
Auch die Badgers wissen die Unterstützung ihrer Fans zu schätzen: „Das ist das Salz in der Suppe“, sagt Wolfgang Heinemann „Es gibt nichts schlimmeres als vor einer leeren Halle zu spielen.“
Und auch die Handballer sprechen nicht umsonst vom Publikum als vom achten Mann oder Frau. Eine gute Stimmung in der Halle und Anfeuerung durch die Zuschauer beflügelt die Spielerinnen und Spieler. „Die letzte Saison war für uns in diesem Bezug nicht ganz leicht“, sagt Michael Merkt, „weil wir unsere Heimspiele nicht in unserer eigentlichen Halle austragen konnten. Die Sporthalle Unterbach wurde ja renoviert. Wir mussten in die Sporthalle Schillerschule und für einige Spiele sogar nach Frittlingen ausweichen.“
Die TV-Handballer erhoffen sich daher in der neuen Saison, dass sie durch die neue Stadionhalle Euphorie auslösen können und der Zuschauerzuspruch wächst.
„Wir sehen uns als große Familie, und die Spielerinnen und Spieler unterstützen sich gegenseitig.“Handball-Abteilungsleiter Michael Merkt