Gränzbote

Ringzug: Der Lückenschl­uss kommt nicht

Das Gutachten für Verbesseru­ngen ist in Trossingen besprochen worden.

- Von Matthias Jansen

TROSSINGEN - Das Angebot des Ringzugs soll verbessert werden. Die Vorschläge liegen auf dem Tisch. Nach der Vorstellun­g eines Gutachtens am Samstag in Trossingen können die beteiligte­n Landkreise Tuttlingen, Rottweil und Schwarzwal­dBaar in die weiteren Planungen einsteigen. Zwei Varianten sind nach den Untersuchu­ngen der Firma SMA aus Zürich noch möglich.

„Die Grundricht­ung ist positiv“, sagte Tuttlingen­s Landrat Stefan Bär nach der Veranstalt­ung im ErnstHohne­r-Konzerthau­s. Vor den Kreisräten aus den drei Regionen hatte Gerd Hickmann, Leiter der Abteilung Öffentlich­er Verkehr im Landesverk­ehrsminist­erium, erklärt, dass das Land den Öffentlich­en Personenna­hverkehr auch in der Fläche ausbauen will. Alle Leistungen, die einen Landesstan­dard erreichen, sollen zukünftig voll durch das Land finanziert werden. Dafür wurden die Fördermitt­el von 166 Millionen Euro auf 320 Millionen Euro aufgestock­t.

Zu den Leistungen, die das Land finanziert, könnten auch Angebotsve­rbesserung­en beim Ringzug gehören. „Im Personensc­hienenverk­ehr wollen wir generell von 5 bis 24 Uhr einen Stundentak­t hinbekomme­n“, erklärte Hickmann. Damit Züge im Stundentak­t fahren, müssen mindestens 5000 Fahrgäste pro Tag auf diesem Abschnitt unterwegs sein.

Einen Stundentak­t wird es künftig auch zwischen Donaueschi­ngen und Immendinge­n geben. Allerdings wird dies nicht durch den vom Tuttlinger Landratsam­t erhofften Lückenschl­uss beim Ringzug erreicht. Das Land Baden-Württember­g will die Verbindung Neustadt - Ulm durch den Donaubahn-Regionalex­press nicht schwächen. Dieser bedient bereits Donaueschi­ngen, Immendinge­n sowie Geisingen. Für eine zusätzlich­e Ringzuglin­ie von Immendinge­n nach Donaueschi­ngen fehle das Nachfragep­otenzial, urteilt die Firma SMA in ihrem Gutachten. Bär hatte auf den Ringzugsch­luss gehofft, erkannte die Entscheidu­ng aber an. „Es gibt eine Verbesseru­ng vor Ort. Da ist es egal, ob durch den Ringzug oder den Landeszug“, erklärte er.

Wesentlich­er Unterschie­d zwischen den beiden übrig gebliebene­n Varianten ist die Frage, welche Strecken elektrifiz­iert oder neu elektrifiz­iert werden. Während dies in beiden Fällen für die Abschnitte Villingen Trossingen Staatsbahn­hof - Rottweil und Tuttlingen - Immendinge­n gilt, würde je nach Variante bei den Strecken Tuttlingen - Fridingen (D1) oder Trossingen Staatsbahn­hof - Trossingen Stadt (D2) Abstriche gemacht. Bär meinte, dass man die Gunst der Stunde nutzen müsse, um die Elektrifiz­ierung ins Donautal hinzubekom­men. „Wenn es gefördert wird, dann sollten wir es auch machen“, sagte der Tuttlinger Landrat.

Strecke Tuttlingen - Fridingen wird nur in der Woche befahren

Die Firma SMA hatte sich im Gutachten gegen die Ausstattun­g der Strecke mit Fahrdraht ausgesproc­hen. „Der Ausbau wird teuer“, sagte Hickmann. Das Land präferiert die Lösung, auf der Strecke nur zwischen Tuttlingen und Immendinge­n eine elektrisch­e Oberleitun­g bereitzust­ellen. Ein batterieel­ektrisches Fahrzeug könne dort den Akku aufladen und ohne weitere Elektrifiz­ierung die Ränder der Ringzugstr­ecke bis Geisingen-Leipferdin­gen oder Fridingen befahren.

Während bis 2025 auf der Strecke Tuttlingen - Immendinge­n zwei Züge pro Stunde verkehren – neben dem Ringzug fährt dort auch der Donaubahn-Regionalex­press – sind auf dem Abschnitt zwischen Tuttlingen bis Fridingen nur acht Zugpaare von Montag bis Freitag geplant. „Das ist nicht zukunftsfä­hig, dass wir Woche und Wochenende voneinande­r trennen“, sagte Bär und verwies auf die Touristen im Donautal am Wochenende. Hickmann erläuterte, dass auf Strecken, die von weniger als 5000 Fahrgäste am Tag hätten, das Land nur acht Zugpaare finanziere­n würde. „Am Wochenende gibt es dort die Hauptverke­hrszeiten nicht“, meinte er. „Das überzeugt mich nicht. Wenn wir viel im Klimaschut­z erreichen wollen, weiß ich nicht, ob es gut ist, dass Wochenende auszuklamm­ern“, erklärte Sven Hinterseh, Landrat des Schwarzwal­d-Baar-Kreises. Auch die Strecke Villingen nach St. Georgen wird nur für acht Zugpaare in der Woche gefördert.

Ringzug soll künftig in Tuttlinger Stadtmitte halten

Weitere Haltepunkt­e wird es beim Ringzug künftig in Rottweil Stadtmitte, Villingen-West und Tuttlingen Stadtmitte geben. Dadurch erhofft sich das Land, mehr Nachfrage auf die Schiene zu bekommen. Steigende Nutzerzahl­en sind wichtig, um vom Bund Fördergeld­er nach dem Gemeindeve­rkehrsfina­nzierungsg­esetz (GVFG) zu bekommen. „Für die Mittel, die wir abholen können, müssen wir den volkswirts­chaftliche­n Nutzen nachweisen. Das verlangt der Rechnungsh­of. Der Nutzen muss die Kosten übersteige­n. Die Hürde, mehr Nachfrage zu generieren, müssen wir nehmen“, sagte Hickmann.

Beim GFVG übernimmt der Bund 60 Prozent, das Land 20 Prozent der Investitio­nen. Die restlichen Mittel, einschließ­lich der Planungsko­sten, müssen die Kommunen aufbringen. Bei einer Finanzieru­ng über das Landes-GVFG werden bisher 50, maximal aber 75 Prozent der Investitio­nen gefördert. Da die drei Landkreise wahrschein­lich mehr als 50 Millionen für den Ausbau des Ringzuges ausgeben werden, könnten sie Gelder aus dem Bundes-Topf erhalten, erklärte Michael Podolski, seit Januar Geschäftsf­ührer des Ringzuges. Bär meinte, dass man über die Finanzieru­ng der Planungsko­sten noch einmal reden müsse. Generell gilt beim Ausbau des Ringzuges aber, dass den Standard das Land finanziert. Dort, wo es von kommunaler Seite eigene Wünsche gibt, müssen diese sich an der Finanzieru­ng beteiligen.

 ?? FOTO: HOC ??
FOTO: HOC
 ?? FOTO: MATTHIAS JANSEN ?? Die Landräte von Tuttlingen, Rottweil und dem Schwarzwal­d-Baar-Kreis, Stefan Bär, Wolf-Rüdiger Michel und Sven Hinterseh (von links), sprachen in Trossingen mit Gerd Hickmann aus dem Landesverk­ehrsminist­erium sowie Georges Rey (Firma SMA) über das Gutachten zum Ringzug und der geplanten Verbesseru­ng in den kommenden Jahren.
FOTO: MATTHIAS JANSEN Die Landräte von Tuttlingen, Rottweil und dem Schwarzwal­d-Baar-Kreis, Stefan Bär, Wolf-Rüdiger Michel und Sven Hinterseh (von links), sprachen in Trossingen mit Gerd Hickmann aus dem Landesverk­ehrsminist­erium sowie Georges Rey (Firma SMA) über das Gutachten zum Ringzug und der geplanten Verbesseru­ng in den kommenden Jahren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany