Ringzug: Der Lückenschluss kommt nicht
Das Gutachten für Verbesserungen ist in Trossingen besprochen worden.
TROSSINGEN - Das Angebot des Ringzugs soll verbessert werden. Die Vorschläge liegen auf dem Tisch. Nach der Vorstellung eines Gutachtens am Samstag in Trossingen können die beteiligten Landkreise Tuttlingen, Rottweil und SchwarzwaldBaar in die weiteren Planungen einsteigen. Zwei Varianten sind nach den Untersuchungen der Firma SMA aus Zürich noch möglich.
„Die Grundrichtung ist positiv“, sagte Tuttlingens Landrat Stefan Bär nach der Veranstaltung im ErnstHohner-Konzerthaus. Vor den Kreisräten aus den drei Regionen hatte Gerd Hickmann, Leiter der Abteilung Öffentlicher Verkehr im Landesverkehrsministerium, erklärt, dass das Land den Öffentlichen Personennahverkehr auch in der Fläche ausbauen will. Alle Leistungen, die einen Landesstandard erreichen, sollen zukünftig voll durch das Land finanziert werden. Dafür wurden die Fördermittel von 166 Millionen Euro auf 320 Millionen Euro aufgestockt.
Zu den Leistungen, die das Land finanziert, könnten auch Angebotsverbesserungen beim Ringzug gehören. „Im Personenschienenverkehr wollen wir generell von 5 bis 24 Uhr einen Stundentakt hinbekommen“, erklärte Hickmann. Damit Züge im Stundentakt fahren, müssen mindestens 5000 Fahrgäste pro Tag auf diesem Abschnitt unterwegs sein.
Einen Stundentakt wird es künftig auch zwischen Donaueschingen und Immendingen geben. Allerdings wird dies nicht durch den vom Tuttlinger Landratsamt erhofften Lückenschluss beim Ringzug erreicht. Das Land Baden-Württemberg will die Verbindung Neustadt - Ulm durch den Donaubahn-Regionalexpress nicht schwächen. Dieser bedient bereits Donaueschingen, Immendingen sowie Geisingen. Für eine zusätzliche Ringzuglinie von Immendingen nach Donaueschingen fehle das Nachfragepotenzial, urteilt die Firma SMA in ihrem Gutachten. Bär hatte auf den Ringzugschluss gehofft, erkannte die Entscheidung aber an. „Es gibt eine Verbesserung vor Ort. Da ist es egal, ob durch den Ringzug oder den Landeszug“, erklärte er.
Wesentlicher Unterschied zwischen den beiden übrig gebliebenen Varianten ist die Frage, welche Strecken elektrifiziert oder neu elektrifiziert werden. Während dies in beiden Fällen für die Abschnitte Villingen Trossingen Staatsbahnhof - Rottweil und Tuttlingen - Immendingen gilt, würde je nach Variante bei den Strecken Tuttlingen - Fridingen (D1) oder Trossingen Staatsbahnhof - Trossingen Stadt (D2) Abstriche gemacht. Bär meinte, dass man die Gunst der Stunde nutzen müsse, um die Elektrifizierung ins Donautal hinzubekommen. „Wenn es gefördert wird, dann sollten wir es auch machen“, sagte der Tuttlinger Landrat.
Strecke Tuttlingen - Fridingen wird nur in der Woche befahren
Die Firma SMA hatte sich im Gutachten gegen die Ausstattung der Strecke mit Fahrdraht ausgesprochen. „Der Ausbau wird teuer“, sagte Hickmann. Das Land präferiert die Lösung, auf der Strecke nur zwischen Tuttlingen und Immendingen eine elektrische Oberleitung bereitzustellen. Ein batterieelektrisches Fahrzeug könne dort den Akku aufladen und ohne weitere Elektrifizierung die Ränder der Ringzugstrecke bis Geisingen-Leipferdingen oder Fridingen befahren.
Während bis 2025 auf der Strecke Tuttlingen - Immendingen zwei Züge pro Stunde verkehren – neben dem Ringzug fährt dort auch der Donaubahn-Regionalexpress – sind auf dem Abschnitt zwischen Tuttlingen bis Fridingen nur acht Zugpaare von Montag bis Freitag geplant. „Das ist nicht zukunftsfähig, dass wir Woche und Wochenende voneinander trennen“, sagte Bär und verwies auf die Touristen im Donautal am Wochenende. Hickmann erläuterte, dass auf Strecken, die von weniger als 5000 Fahrgäste am Tag hätten, das Land nur acht Zugpaare finanzieren würde. „Am Wochenende gibt es dort die Hauptverkehrszeiten nicht“, meinte er. „Das überzeugt mich nicht. Wenn wir viel im Klimaschutz erreichen wollen, weiß ich nicht, ob es gut ist, dass Wochenende auszuklammern“, erklärte Sven Hinterseh, Landrat des Schwarzwald-Baar-Kreises. Auch die Strecke Villingen nach St. Georgen wird nur für acht Zugpaare in der Woche gefördert.
Ringzug soll künftig in Tuttlinger Stadtmitte halten
Weitere Haltepunkte wird es beim Ringzug künftig in Rottweil Stadtmitte, Villingen-West und Tuttlingen Stadtmitte geben. Dadurch erhofft sich das Land, mehr Nachfrage auf die Schiene zu bekommen. Steigende Nutzerzahlen sind wichtig, um vom Bund Fördergelder nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) zu bekommen. „Für die Mittel, die wir abholen können, müssen wir den volkswirtschaftlichen Nutzen nachweisen. Das verlangt der Rechnungshof. Der Nutzen muss die Kosten übersteigen. Die Hürde, mehr Nachfrage zu generieren, müssen wir nehmen“, sagte Hickmann.
Beim GFVG übernimmt der Bund 60 Prozent, das Land 20 Prozent der Investitionen. Die restlichen Mittel, einschließlich der Planungskosten, müssen die Kommunen aufbringen. Bei einer Finanzierung über das Landes-GVFG werden bisher 50, maximal aber 75 Prozent der Investitionen gefördert. Da die drei Landkreise wahrscheinlich mehr als 50 Millionen für den Ausbau des Ringzuges ausgeben werden, könnten sie Gelder aus dem Bundes-Topf erhalten, erklärte Michael Podolski, seit Januar Geschäftsführer des Ringzuges. Bär meinte, dass man über die Finanzierung der Planungskosten noch einmal reden müsse. Generell gilt beim Ausbau des Ringzuges aber, dass den Standard das Land finanziert. Dort, wo es von kommunaler Seite eigene Wünsche gibt, müssen diese sich an der Finanzierung beteiligen.