Gränzbote

Neustart für die Ukraine

- Von Daniel Hadrys ●» d.hadrys@schwaebisc­he.de

Dieses Signal haben sich die Ukrainer von Wolodymyr Selenskyj gewünscht:

Der neue Präsident hat das Parlament aufgelöst, um schnell Mehrheiten für seine Reformen zu bekommen. Er will die Immunität der Abgeordnet­en aufheben und eine Initiative gegen Amtsbereic­herung starten. Mit dem Umbau des Landes möchte er nicht bis zum Herbst warten, dem eigentlich­en Termin für die Parlaments­wahl.

Für diesen Aufbruch haben selbst frühere Sympathisa­nten von Selenskyjs Amtsvorgän­ger Petro Poroschenk­o gestimmt. Sie wollen Frieden im festgefahr­enen Konflikt mit Russland – und zwischen Kremlchef Wladimir Putin und Poroschenk­o gab es keine Gesprächsb­asis mehr. Auch erhoffen sich die Menschen einen schnellere­n

Kampf gegen Korruption. Der erhöht die Chancen für einen möglichst baldigen Beitritt zur Europäisch­en Union, den sich viele Ukrainer wünschen. Dazu braucht Selenskyj Abgeordnet­e, die den EU-Kurs ebenso vorantreib­en wollen wie der proeuropäi­sche Präsident selbst.

Im Verhältnis zu Russland darf sich Selenskyj die Möglichkei­t für einen Dialog nicht schon zu Beginn seiner Amtszeit verbauen. Zwar sollte er Putin keine vorschnell­en Zugeständn­isse machen und muss auf der ukrainisch­en Souveränit­ät beharren. Die Forderung nach einer sofortigen Rückgabe der von Russland völkerrech­tswidrig annektiert­en Krim ist aber zu hoch gepokert – zunächst bedarf es einer vorsichtig­en Annäherung.

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