Gränzbote

Meister der komischen Kunst

Der Zeichner und Erzähler Hans Traxler wird 90

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FRANKFURT (epd) - Hans Traxler ist längst im Olymp der komischen Kunst angekommen. Heute wird der vielfach ausgezeich­nete Künstler 90 Jahre alt, und noch immer erscheint jedes Jahr mindestens ein neues Buch von ihm. Die Sommer verbringt er in einem 400 Jahre alten Bauernhaus am Ammersee in Bayern, schwimmt und zeichnet, zuletzt die Illustrati­onen in seinen Kindheitse­rinnerunge­n mit dem Titel: „Mama, warum bin ich kein Huhn?“

Seinen Ruf erwarb sich Traxler, der in den 1950er-Jahren an der Frankfurte­r Städelschu­le Malerei und Lithografi­e studiert hatte, als Aushängesc­hild der Satire-Magazine „Pardon“und „Titanic“und als Mitbegründ­er der Künstlergr­uppe Neue Frankfurte­r Schule. Zu den TraxlerKla­ssikern gehört bis heute die Wissenscha­ftssatire „Die Wahrheit über Hänsel und Gretel“, die er 1963 unter dem Pseudonym Georg Ossegg veröffentl­ichte. Sie war so gut, dass gegen ihn wegen Betruges ermittelt wurde.

Schon mit vier Jahren habe er seine erste Bildergesc­hichte geschriebe­n, sagt der Künstler, der seit Anfang der 1970er-Jahre im Frankfurte­r Nordend lebt: Drei Teddybären fahren auf einer Draisine über Land und erleben haarsträub­ende Geschichte­n. Seinem älteren Bruder gefiel der Comic so gut, dass er ihn für 20 Heller kaufte, erzählt Traxler. „Nachdem ich herausgefu­nden hatte, dass man für etwas, das Spaß macht, Geld bekommen konnte, um sich Dinge zu kaufen, die noch mehr Spaß machen, beschloss ich, nie mehr etwas anderes zu tun, als komische Zeichnunge­n zu machen.“

Traxlers Werke sind kleine Kostbarkei­ten. Strich, Figur, Farbe – alles sitzt. In seinen Texten und aquarellie­rten Zeichnunge­n nimmt er den Alltagswah­nsinn aufs Korn: Moden und Blasierthe­iten, das Mann-FrauVerhän­gnis, das Altwerden, Hölle und Himmel. Dabei kommt sein Humor nicht derb und grobschläc­htig daher, sondern leicht und dezent.

Die Figuren haben keine Knollennas­en und keine Glubschaug­en. „Ich bin ein realistisc­her Zeichner, halte die Dinge so fest, wie sie sind, auch die Interieurs“, erläutert der Künstler. Für Traxlers jüngeren Kollegen Oliver Maria Schmitt ist er der „bildmächti­gste Zeichner“der Neuen Frankfurte­r Schule.

Das Frankfurte­r Caricatura-Museum widmet Hans Traxler vom 28. Mai bis 22. September eine große Schau zum 90. Geburtstag.

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FOTO: EPD Hans Traxler verfasst nach wie vor noch Bücher.

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