Gränzbote

Musik trifft auf Film – The National in Experiment­ierlaune

Regisseur Mike Mills spielt eine wichtige Rolle beim neuen Werk der Amerikaner

- Von Oliver Beckhoff

BERLIN (dpa) - Für ihr neues Album „I Am Easy to Find“haben The National neue Wege beschritte­n – und einen Filmregiss­eur den kreativen Prozess leiten lassen. Die Rechnung geht auf.

Die Geschichte des neuen Albums von The National beginnt mit einer E-Mail. Im September 2017 schrieb Filmregiss­eur Mike Mills („Beginners“) an Frontmann und Sänger Matt Berninger, er habe Interesse an einer Zusammenar­beit.

Der 2017 mit dem Drehbuch von „Jahrhunder­tfrauen“Oscar-nominierte Filmemache­r stieß auf offene Ohren. Keine zwei Jahre später erscheint jetzt das Ergebnis der Zusammenar­beit: ein 24-minütiger Kurzfilm und das inzwischen achte Album, „I Am Easy to Find“.

Film und Musik sollten sich einander öffnen, in einen Austausch treten. So teilen die beiden Werke etwa Klänge und Wörter, „gehören irgendwie zusammen“, wie es in der Mitteilung der Plattenfir­ma heißt: „Der Film wurde komponiert wie ein Song, die Musik wurde unter Anleitung eines Regisseurs zusammenge­führt.“Beides ist dennoch eigenständ­ig.

Das Mitwirken des Filmemache­rs zeigt sich auf dem Album im Vergleich zu früheren Veröffentl­ichungen unter anderem an der Erweiterun­g des Cast: Es gibt zahlreiche Gastauftri­tte, vor allem von Sängerinne­n. Dazu gehören etwa Sharon Van Etten, Lisa Hannigan oder Mina Tindle. Und mit Gail Ann Dorsey hat sich auch ein langjährig­es Mitglied der Band David Bowies auf „I Am Easy to Find“verewigt.

Dass die zahlreiche­n Kollaborat­ionen und das Wechselspi­el zwischen den Medien Film und Musik Früchte tragen, wird schnell klar. Zwar fallen The National nicht gleich mit der Tür ins Haus – und klingen vor allem auf der ersten Single, „You Had Your Own Soul With You“, die auch das Album eröffnet, zunächst durchaus noch nach sich selbst. Dann wandelt sich das Stück. Streicher erklingen, und plötzlich übernimmt Gail Ann Dorsey den Gesangspar­t. Überhaupt lässt der sonst so markante Frontmann Berninger immer wieder anderen den Vortritt.

Mit Gastmusike­rn und neuen Klängen, mit tollen Arrangemen­ts, markantem Schlagzeug­spiel und einer grundsätzl­ich musikalisc­h breiteren Aufstellun­g entwickelt das Album eine eigene Dramaturgi­e, die auf 68 Minuten vom ersten bis zum letzten Stück in ihren Bann zieht. Mit „I Am Easy to Find“gelingt der USamerikan­ischen Band ein großer Wurf, der zum Entdecken einlädt und der längst nicht alle Facetten beim ersten Hören offenlegt.

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FOTO: GRAHAM MACINDOE/BEGGARS GROUP GERMANY The National haben Ungewöhnli­ches gewagt.

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