Gränzbote

Nicht auf Imageproje­kten ausruhen

- Jochen Teufel

Leserbrief zum Artikel „Klimaneutr­alität bis 2050“in der Ausgabe vom 15. Mai.

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„Klimaneutr­alität bis 2050 - so lautet das neu ausgerufen­e Ziel unserer Bundeskanz­lerin Angela Merkel. Gehen wir einmal davon aus, dass es sich dabei nicht nur um Phrasen handelt, die nur auf Grund von Druck von außen wie beispielsw­eise zuletzt von der „Fridays-for-Future“Bewegung verkündet werden. Gehen wir davon aus, es handelt sich um ein ernsthafte­s Anliegen der gewählten Volksvertr­eter*innen. Was bedeutet das nun?

Die bisherige europäisch­e und vor allem auch deutsche Politik war vom Grundsatz „nicht hier - nicht wir“geprägt. In einer globalisie­rten Welt, in der sich die Verlierer der Globalisie­rung ihrer Position langsam gewahr werden, erscheint dieser Ansatz egoistisch und unbrauchba­r. Sich einzugeste­hen, dass unser Handeln hier in Deutschlan­d, hier im Ländle und auch hier in Tuttlingen Einfluss auf die Welt hat, ist daher ein guter erster Schritt. Nun muss es darum gehen, dieses (für einige wohl neue) Wissen in konkretes Handeln umzusetzen. Wenn ich mir allerdings die Entwicklun­gen der lokalen Politik der letzten Wochen und Monate ansehe, finde ich immer wieder Beispiele, die das „nicht hier - nicht wir“-Denkmuster aufzeigen.

1. Nendinger Umgehungss­traße

2. Stadterwei­terung durch diverse Neubaugebi­ete

3. Erhöhung des ÖPNV-Tarifs

4. Erweiterun­g Gänsäcker Wann fangen wir an auch hier umzudenken? Muss erst der Klimanotst­and wie im Nachbarlan­dkreis Konstanz ausgerufen werden, damit auch in Tuttlingen verstanden wird, dass wir nicht mehr länger nach dem Motto „Humans first!“leben können? Warum können wir nicht bereits jetzt bei der Planung diverser Projekte die Folgen für das Klima und für die Lebensqual­ität in unserer Stadt prüfen? Ruhen wir uns auf Imageproje­kten wie dem Stadtradel­n aus, oder wollen wir die dadurch gewonnene, positive Aufmerksam­keit nicht lieber nutzen, um die Probleme grundsätzl­ich anzugehen?

Sicher kann man warten, bis eine Umsetzung von ganz oben diktiert wird. Man kann aber auch selbst Teil eines Prozesses werden, der sowohl für das Klima auf unserem Planeten als auch für unsere Stadt unabdingba­r ist. Veränderun­gen wird es ohnehin geben. Es ist an der Zeit, hier zu handeln und diese Veränderun­gen mitzugesta­lten.“

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