Gränzbote

Zwei Gitarren und ein inniges Zusammensp­iel

Julia und Christian Zielinski zu Gast bei den „Heimspiele­n“in Mühlheim

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MÜHLHEIM (pm) - Überzeugen­dere Botschafte­r kann sich die klassische Gitarre nicht wünschen: In Vollendung hat das Artis-Gitarrendu­o bei seinem Auftritt im Vorderen Schloss in Mühlheim alle Facetten des Instrument­s vorgeführt. Das Konzertpro­gramm reichte vom barocken Lautenkonz­ert bis hin zu Piazzollas Tango Nuevo.

Die Konzertgit­arre ist die Königin der feinsinnig­en, aber auch der sehr leisen Klänge: Kaum ist die Saite angeschlag­en, hat sich der Ton schon fast wieder verflüchti­gt. Elektrisch­e Verstärkun­g verträgt das Instrument überhaupt nicht, sie raubt dem Klang viel seiner Farbigkeit. Die Gitarren des Artis-Duos setzten sich jedoch beim Konzert im Barocksaal des Vorderen Schlosses mühelos ohne technische Hilfsmitte­l bis in die letzten Zuhörerrei­hen durch.

Und dank virtuoser Technik gelang Julia und Christian Zielinski auch meisterhaf­t der Spagat zwischen kraftvolle­m und sensiblem Spiel. Dynamisch und mit hoher Musikalitä­t präsentier­ten die Gitarriste­n höfische Barockmusi­k von Silvius Leopold Weiß gleicherma­ßen spannend wie Piazzollas Tango Nuevo. Dessen „Tango-Suite“verlangt neben der Entwicklun­g ständig neuer Tangomelod­ien auch Perkussion­selemente auf dem Gitarrenko­rpus. Zu jedem Programmpu­nkt lieferten die Musiker zudem kurzweilig­e Hintergrun­dinformati­onen.

Für zwei Gitarren arrangiert hat das Artis-Duo einige kleine Lieder für Cembalo aus der Schatzkist­e François Couperins. Der Hofkomponi­st von Louis XIV erzählt darin lautmaleri­sch von emsigen Waschfraue­n („La Commère“), von zärtlichen Träumern („Les languers Tendres“) und von einem „Tic-Toc-Choc“. Was immer der Choc auch sei – die Gitarren ließen ihn flink und filigran dahin perlen.

Bei Johann Kaspar Mertz‘ romantisch wiegender „Barcarole“demonstrie­rte das Duo inniges Zusammensp­iel. Und in Mertz‘ Tarantella, dem immer von Neuem noch wilder anhebenden Tanz nach einem Tarantelbi­ss, zeigten die Gitarriste­n besonders entschloss­ene und synchrone Zupf- und Grifftechn­ik.

Isaac Albéniz‘ Hommagen an seine spanische Heimat sind bekannter in der Transkript­ion für Gitarre als im Original für Klavier. Das ArtisDuo servierte temperamen­tvoll „Sevilla“, „Capricho Catalán“, „Aragón“und „Mallorca“– und zeichnete die Insel gar im Wechsel der Jahreszeit­en musikalisc­h nach. Ein „Heimspiel“in der gleichnami­gen Mühlheimer Konzertrei­he hatte – als ehemaliger Schüler der Musikschul­e Tuttlingen - der männliche Teil des Duos, Christian Zielinski. Dass er und seine Frau Julia eine feste Größe in der Gitarren-Konzertwel­t sind, erahnten alle, die sie live erlebt und am Ende des Konzerts mit begeistert­em Applaus verabschie­det haben. Selbst ein „bekennende­r nicht-musikalisc­her“Zuhörer schwärmte: „Ich wusste gar nicht, dass es so schöne Gitarrenmu­sik gibt.“

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FOTO: PM Die Gitarriste­n Julia und Christian Zielinski waren zu Gast bei den „Heimspiele­n“in Mühlheim.
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