Stadt durch die Kamera betrachtet
Fotograf Manfred Nester hat 14 Kunstkarten von Trossingen gestaltet
TROSSINGEN - Trossingen gilt gemeinhin nicht als städtebauliche Schönheit. Doch der Fotograf Manfred Nester zeigt nun mit seiner Fotoserie, die als Postkarten bei Morys Hofbuchhandlung verkauft werden, welche architektonischen Glanzlichter in der Musikstadt verborgen sind.
Viel Zeit und noch mehr Liebe zum Detail hat Manfred Nester in die Arbeit an den Karten gesteckt. Aus alltäglichen Motiven, wie die Außenansicht der Musikschule, des Konzerthauses oder dem Café „Bella Casa“hat er kleine Kunstwerke gemacht. „Eigentlich mag ich es nicht, wenn Bilder mit dem Computer bearbeitet werden“, sagt der Künstler hinter der Kamera. Doch für die Karten hat er diesen Vorsatz über Bord geworfen, sein künstlerisches Repertoire erweitert. Jedes Motiv hat eine eigene Farbe bekommen, die das Bild dominiert, der Rest beschränkt sich auf Schwarz und Weiß. Dafür war viel Geduld und Fingerspitzengefühl am Computer nötig. „Ein Dreh zu viel Farbe und das Motiv kippt“, erklärt Nester.
Dass seine Arbeiten mehr als nur das Resultat einer Freizeitbeschäftigung sind, betonte Margarete Schmitz von Morys Hofbuchhandlung: „Herr Nester fotografiert seit seiner Jugend und das als Hobby zu bezeichnen, das wäre Tiefstapellei.“ Doch nicht nur Trossinger Stadtansichten, auch seltene, teilweise vom Aussterben bedrohte heimische Orchideen hat er auf Karten verewigt. Sein Hauptgebiet für die Jagd nach neuen Motiven sind Hegau und Baar. Doch auch Frankreich, in der Provence, ist er gerne und viel unterwegs.
„Die Provence ist fast meine zweite Heimat“, so Nester. Und so ist es nicht verwunderlich, dass auch eine ganze Bildreihe über den Lavendel entstanden ist. Gemeinsam mit seinem Bruder Hans-Martin Nester möchte er die Pflanze vom Anbau über die Ernte bis hin zur Vermarktung fotografisch darstellen.
„Der wilde Lavendel wird natürlich auch in der Ausstellung vorkommen“, sagt Nester und verrät damit bereits sein nächstes Vorhaben, das aber noch in der Mache ist.
Deshalb spricht er viel lieber über ein anderes Projekt, das er kürzlich angegangen ist. Er lässt Motive von Menschen, die er auf seinen Reisen durch Südostasien fotografiert hat, auf Holz per UV-Druck drucken. „Manche dieser Kulturen gibt es gar nicht mehr“, sagt er mit Blick auf ein Bild, das vor 35 Jahren auf einer Rucksacktour entstanden ist. Er hat sichtlich Spaß am Werkstoff Holz gefunden. „Die Maserung muss zum Motiv passen“, sagt er und zeigt es am Beispiel eines Fotos. Wie Schlieren zieht sich die Maserung über die historische Aufnahme einer Tänzerin und verleiht dem Bild eine besondere Note.
Eine besondere Note hat Nester auch seinen 14 Trossinger MotivKarten verliehen. Die Fotos sind alle einzeln gedruckt und auf die farbig passenden Karten aufgeklebt. Auf der Rückseite ist handgeschrieben das Motiv vermerkt.