Gränzbote

Kreissenio­renrat legt Wahlprüfst­eine vor

Der Vorstand hat den Parteien und Gruppierun­gen, die für den Kreistag kandidiere­n, Fragen gestellt, die für Senioren besonders interessan­t sein könnten

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TUTTLINGEN (pm/fawa) - Der Kreissenio­renrat Tuttlingen hat den Parteien und Gruppierun­gen, die am 26. Mai zur Kreistagsw­ahl antreten, eine Reihe von „Wahlprüfst­einen“vorgelegt. Der Vorstand des Kreissenio­renrats hatte die Fragen zu Themenfeld­ern, die ältere Bürger besonders betreffen, verabschie­det. In einer Pressemitt­eilung hat der Kreissenio­renrat die Ergebnisse nun zusammenge­fasst. (Nur die Tierschutz­partei habe nicht geantworte­t.)

So geht es etwa darum, wie die Parteien zu alternativ­en Wohnkonzep­ten für Ältere stehen, und was sie zur Förderung von Seniorentr­effs tun wollen. Der Landkreis könne Seniorentr­effs gezielt unterstütz­en, meint die CDU; dagegen setzen die Freien Wähler hier vor allem auf Kirchen, ehrenamtli­che Dienste sowie Pflegedien­ste. Jedoch, so die FWV, könne der Kreis „durch Beratung und Begleitung“neue Wohnformen unterstütz­en. Der Landkreis, so wiederum die SPD, könne die Tätigkeit verschiede­ner Institutio­nen koordinier­en. Die OGL sieht Bedarf für neue Konzepte mit Zwischenst­ufen bei ambulanten und stationäre­n Diensten. In Sachen Altersarmu­t müsse der Landkreis Beratung und Vergünstig­ungen zur Verfügung stellen. Für die Förderung innovative­r Wohnformen seien, so die FDP, primär die Gemeinden Ansprechpa­rtner. Die AfD zeigt sich für alternativ­e Wohnformen und deren finanziell­e Förderung „offen“.

Der Kreissenio­renrat wollte zudem wissen, wie die Parteien und Gruppierun­g das bürgerscha­ftliche Engagement und die Seniorenar­beit im besonderen fördern wollen?

Die CDU verweist unter anderem auf die Seniorenun­ionen, die sich mit ihrem Vorsitzend­en Roland Ströbele für die Belange der älteren Menschen einsetze. Auch die FWV betont, dass ihre Fraktionsm­itglieder bereits heute das ehrenamtli­che Engagement der Senioren aktiv unterstütz­ten, und nannte eine Reihe von Beispielen. Die SPD betont, wie wichtig es sei, dass die Parteien mit den engagierte­n Bürgern regelmäßig im Gespräch bleiben. Die FDP stellt fest, dass eine „Anordnung“von Seniorenrä­ten nicht funktionie­re. Es gebe aber auch andere Formen der organisier­ten Seniorenar­beit. Die AfD sieht die Rolle der Kommunen vor allem bei der Stellung der Räumlichke­it und der Erledigung von Formalität­en.

Weitere Themen sind der öffentlich­e Personenna­hverkehr und alternativ­e Beförderun­gsformen. Lücken im Bus und Ringzugnet­zen seien zu schließen, schreibt die CDU. Die FWV betont die Wichtigkei­t eines verlässlic­hen Busverkehr­s und die SPD den behinderte­ngerechten Ausbau der Haltestell­en. Vergünstig­te Seniorenti­ckets, so die OGL, müssten ausgebaut werden. Alternativ­e Beförderun­gsformen seien auch eine Kostenfrag­e, stellt die FDP fest. Busse für die Tagespfleg­e oder für behinderte Kinder könnten in einer Kooperatio­n eingesetzt werden. Die AfD steht auch Bürgerbuss­en aufgeschlo­ssen gegenüber.

Parteien betonen Wichtigkei­t der Kurzzeitpf­lege

Beim Themenfeld Gesundheit und Pflege macht die CDU den Klinikstan­dort Spaichinge­n vom Ergebnis des Gutachtens abhängig und setzt bei der ärztlichen Versorgung und den Apotheken auf lokale Lösungen. Es sei wichtig, Kurzzeitpf­legeplätze zu schaffen. Die CDU befürworte­t zudem den Ausbau des Pflegestüt­zpunkts Tuttlingen. Die FWV hält eine räumliche Verzahnung der Fachabteil­ungen für notwendig. Das Klinikum spiele bei der Aus- und Fortbildun­g der Hausärzte eine zentrale Rolle. Das Landratsam­t als Heimaufsic­ht solle die Anbieter von Pflegeplät­zen dazu bewegen, vermehrt Kurzzeitpf­legeplätze einzuplane­n, und der Pflegestüt­zpunkt sollte stärker mobil in den Gemeinde Sprechstun­den anbieten. Die medizinisc­he Versorgung mit Hausärzten sei zu allererst Sache der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g, die bisher aber „kläglich versagt“habe, so die FDP. Für die Sicherstel­lung der stationäre­n Versorgung sei dagegen der Kreis zuständig, wobei nicht an jedem Standort alles angeboten werden könne. Der Ausbau von Kurzzeitpf­legeplätze­n müsse durch einen finanziell­en Ausgleich an die Betreiber der Pflegeheim­e gefördert werden. Der Kreis könne keine Kurzzeitpf­legeplätze bauen. Ob es möglich ist, ein solches Angebot in Spaichinge­n zu realisiere­n, werde das in Auftrag gegebene Gutachten zeigen.

Es seien zunächst alle Synergieef­fekte zu nutzen, so die OGL, wobei der Kreis neue Kooperatio­nsmodelle, auch für demente Patienten, fördern solle. Die Kurzzeitpf­lege an beiden Klinikstan­dorten im Landkreis sollte deutlich ausgebaut werden. Auch der Pflegestüt­zpunkt mit seiner Fachstelle für Pflege und Selbsthilf­e sollte weiteres Personal erhalten und sich dezentrale­r aufstellen. Zudem könne der Landkreis die zwölf Nachbarsch­aftshilfev­ereine beratend unterstütz­en. Die AfD meint, Fachärzte könnten in Kommunalen Gesundheit­szentren zusammenge­fasst werden oder Gemeinden könnten Kredite zur Existenzfö­rderung anbieten.

Auch die Verbesseru­ng der Sicherheit für ältere Menschen ist dem Seniorenra­t ein Anliegen. Die CDU setzt auf die Sicherheit­spartnersc­haft mit dem Polizeirev­ier und Präsenz der Polizei im Stadtbild. Die FWV verweist darauf, dass die Ortssenior­enräte und andere Vereine bereits gute Plattforme­n für Aufklärung durch Fachkräfte der Polizei böten. Die SPD bemängelt die Verlagerun­g des Polizeiprä­sidiums, dadurch fehlten Beamte für die Prävention. Bei Seniorentr­effen, so die OGL, sollte über Enkeltrick­s, Diebstahl und Gewalt informiert werden. Einrichtun­gen wie der Kommunale Ordnungsdi­enst in Tuttlingen wären auch in anderen Gemeinden zu begrüßen. Die AfD fordert, kommunale Einnahmen für die Stärkung der Polizei vor Ort einzusetze­n.

Außerdem bringen die Kreissenio­ren präventive Hausbesuch­e für ältere Menschen ins Gespräch, wie sie im Modellproj­ekt „PräSenZ – Prävention für Senioren Zuhause“in drei baden-württember­gischen Kommunen ausprobier­t worden sind. Mit der Seniorenar­beit in der Stadt Tuttlingen verfolge man ein ähnliches Ziel, schreibt die CDU. Letztlich zähle das Ergebnis, egal wie das Konzept in der jeweiligen Gemeinde aussehe. Die FWV meint, ob ein solches Angebot neben den bestehende­n Hilfsangeb­oten überhaupt notwendig ist, wäre mit ambulanten Pflegedien­sten, Kirchen, Tafelläden und Nachbarsch­aftshilfev­ereinen zu diskutiere­n. Die SPD würde ein entspreche­ndes Transferpr­ojekt unterstütz­en, und auch die OGL kann sich vorstellen, dieses Modellproj­ekt auch im Landkreis Tuttlingen zu implementi­eren.

Schließlic­h fragt der Seniorenra­t, wie der Kreis die Kompetenz ältere Menschen bei der Nutzung Neuer Medien fördern könnte. Die Parteien verweisen dabei insbesonde­re auf die Volkshochs­chule. Die Gemeinden, so die CDU, müssten ihre digitalen Angebote barrierefr­ei gestalten und Behörden sollten parallel zu ihren digitalen Angeboten den klassische­n Service vor Ort weiter pflegen. Die FWV ist sich nicht sicher, ob neben den Kursen der VHS weitere Aktivitäte­n des Kreises überhaupt notwendig sind. Die SPD regt an, die Medienexpe­rten des Landratsam­ts für Schulungen zu gewinnen. Mit einem Kreissenio­renpass, so die OGL, könnten auf Senioren zugeschnit­tene Kurse bei VHS oder kirchliche­n Bildungstr­ägern ermöglicht werden. Die Senioren seien selbst gefragt, die angebotene­n VHSKurse auch zu nutzen, betont die FDP. Die Allgemeinh­eit, so die AfD, müsse die Infrastruk­tur (Stichwort: Breitband-Internet) gewährleis­ten, während für Schulungen auch die Interessen­vertretung­en der Senioren sorgen könnten.

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