Gränzbote

Reset-Knopf gedrückt, klaren Kopf behalten

Brooks Koepka gewinnt auch 2019 die US PGA Championsh­ip der Golfer – trotz einer Serie von vier Bogeys

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BETHPAGE (SID/dpa) - Als es drauf ankam, ließ Brooks Koepka wieder die Muskeln spielen, der Modellathl­et mit dem beachtlich­en Bizeps hatte auch keine andere Wahl. „Es sah ja wirklich so aus, als würde ich das alles noch verlieren“, sagte der neue und alte Sieger der US PGA Championsh­ip nach seiner dramatisch­en Schlussrun­de. „Dabei habe ich zu keiner Zeit ans Scheitern gedacht.“

Auffällig selbstsich­er lehnte der US-Golfer deshalb über der Wanamaker Trophy, die er neben der Prämie von 1,98 Millionen Dollar (1,77 Millionen Euro) für den Triumph beim zweiten Major der Saison erhielt. Der war aufgrund der brachialen Gewalt, mit der Koepka in dieser Woche seinen Ball über den endlos langen Bethpage Black Course gefeuert hatte, zwar keine Überraschu­ng. Am Ende aber fiel er doch viel knapper aus als erwartet – weil der 29-Jährige kurzzeitig schwächelt­e. „Ich geriet keinesfall­s in Panik, aber ein kleiner Schock war es schon“, sagte Koepka, der seinen komfortabl­en Vorsprung von sieben Schlägen wegen vier Bogeys nacheinand­er zwischenze­itlich fast komplett eingebüßt hatte. Er habe dann aber „den Reset-Knopf gedrückt“, dem Druck des angreifend­en Dustin Johnson (USA) widerstand­en und den „definitiv stressigst­en Sieg meiner Karriere“gefeiert.

Lohn war für Koepka die Rückkehr auf Platz eins der Weltrangli­ste, den zuvor der letztlich zwei Schläge schwächere Johnson eingenomme­n hatte. Und die Gewissheit, dass er auch in schwierige­n Phasen zu Außerorden­tlichem in der Lage ist. „Brooks besitzt die Kontrolle über seine Schläge und behält, was noch viel wichtiger ist, einen klaren Kopf “, lobte der Nordire Rory McIlroy.

Seine mentalen Fähigkeite­n stellte Koepka auch am Sonntag unter Beweis, als Johnson immer näherkam und die Fans jeden seiner Fehler lautstark bejubelten. „Das ist New York. Was erwartet man, wenn man halbwegs versagt?“, fragte Koepka, den die Missgunst der Zuschauer aber zusätzlich motivierte: „Dass jeder gegen mich war, hat geholfen. Und es war ja auch der perfekte Zeitpunkt.“Den vier Bogeys folgten nämlich solide Par-Löcher.

Zudem versagten Johnson, der mit Koepka im vergangene­n Jahr auf dem Flug zum Ryder Cup körperlich aneinander­geraten sein soll, fast zeitgleich mal wieder die Nerven. „Ich bin trotzdem zufrieden“, äußerte der Schwiegers­ohn der kanadische­n Eishockey-Legende Wayne Gretzky.

Mehr als das war nach dem „befriedige­ndsten Erfolg“naturgemäß Koepka, der auf dem Weg zum Sieg zahlreiche Einträge in die Geschichts­bücher erspielte. So ist er beispielsw­eise der erste Golfer, der gleichzeit­ig zwei Titel bei Major-Turnieren erfolgreic­h verteidigt­e. Auch die zwei vergangene­n Ausgaben der US Open hatte Koepka gewonnen.

„Es ging alles so schnell; die zurücklieg­enden zwei Jahre haben so viel Spaß gemacht“, sagte er jetzt. „Hier nun zu stehen, mit vier Siegen aus den vergangene­n acht Majors, ist überwältig­end.“Auch für Branchengr­ößen wie Jack Nicklaus. „Ich sehe einen positiven, entschloss­enen jungen Mann, der weiß, wo er in seiner Karriere hinmöchte“, twitterte der. „Er will große Turniere gewinnen, Majors gewinnen. Es gibt keinen Grund, warum wir nicht mehr von Brooks sehen werden.“

Zumindest nicht in diesem Leben. Im nächsten, hat Brooks Koepka unlängst verraten, wolle er eher Baseballer werden.

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FOTO: AFP Entspannt lächelnd nach dem „definitiv stressigst­en Sieg meiner Karriere“: Brooks Koepka.

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