Gränzbote

Den hätten sie auch gerne gehabt

Ulms Basketball­er waren vor der Saison am Berliner Spielmache­r Walton interessie­rt

- Von Pit Meier

ULM - Thorsten Leibenath plaudert ein bisschen aus dem Nähkästche­n. An diesem Derrick Walton war Ratiopharm Ulm vor der Saison auch mal interessie­rt. Zu kriegen war er nicht. Stattdesse­n heuerte der 24-jährige Amerikaner aus Detroit beim litauische­n Euroleague-Teilnehmer Zalgiris Kaunas an. Im Februar dieses Jahres hat Alba Berlin ihn dann nachverpfl­ichtet. Was eine Menge darüber aussagt, welche Möglichkei­ten der Verein aus der Hauptstadt hat – und Ulm eben nicht. Im ersten Spiel der Viertelfin­alserie in den Play-offs der Basketball-Bundesliga hat dieser Derrick Walton dann gezeigt, wie gut er ist und warum ihn Kaunas wollte.

Elf Punkte und zwölf direkte Korbvorlag­en waren seine Ausbeute beim Berliner 107:78-Kantersieg gegen Ulm am vergangene­n Samstag. Dass der etatmäßige Berliner Spielmache­r Peyton Siva verletzt passen musste, fiel deswegen kaum auf. Den Ulmern hätte eine Alternativ­e auf dieser Position ebenfalls gutgetan. Patrick Miller stand in der Mercedes-Benz-Arena nur etwa 14 Minuten lang auf dem Parkett, weil ihm seine Schulterve­rletzung nach wie vor zu schaffen macht. Leibenath sagt: „Er hat mit einem Arm gespielt. Den linken konnte er kaum anheben.“Die Beschwerde­n waren hinterher schlimmer als vorher. Wenn es bei Miller überhaupt geht, dann wird er also auch in Spiel zwei der Serie gegen die Albatrosse diesen Dienstag (19 Uhr) in der Ratiopharm-Arena kaum in bester Verfassung sein. Till Pape wird beinahe sicher ausfallen. Er hat sich bei einem Zusammenpr­all eine Gehirnersc­hütterung zugezogen und die Nacht zum Sonntag in einer Berliner Klinik verbracht. Pape ist bekanntlic­h nur der Vertreter für den schon seit längerer Zeit verletzten Max Ugrai.

Was nach der Klatsche in Berlin trotzdem Hoffnung macht für das Spiel am Dienstag? Leibenath zögerte ein paar Sekunden und sagte dann: „Das Ergebnis sicher nicht.“Dann sprach der Ulmer Trainer davon, dass seine Mannschaft einige Dinge ganz gut gemacht habe: „Auch mangelndes Engagement werfe ich ihr nicht vor.“Den Ulmern ist es etwa gelungen, den litauische­n Scharfschü­tzen Rokas Giedraitis bei vier und Luke Sikma bei sieben Punkten zu halten.

Ungebroche­ner Ulmer Wille

Der Ulmer Wille ist nach Leibenaths Einschätzu­ng jedenfalls ungebroche­n, zusätzlich­e Motivation­shilfen hält der Trainer vor Spiel zwei für überflüssi­g: „Ich werde sicher nicht sagen: ,Bitte, bitte kämpft.‘ Das ist schließlic­h eine Selbstvers­tändlichke­it.“

Beim deutschen Vizemeiste­r bremst man unterdesse­n jegliche Euphorie. Auf der Homepage der Albatrosse wird festgestel­lt, dass Berlin auch vor einem Jahr gegen Oldenburg mit einem 114:88-Kantersieg in die Play-offs gestartet ist. Die Viertelfin­alserie ging am Ende aber über fünf Spiele. Den Ulmern ihrerseits könnte die Erinnerung an 2013/14 Mut machen. Auch damals war der Gegner im Viertelfin­ale Berlin, zum Auftakt gewann der Favorit mit 86:66. Am Ende kam Alba auch weiter, aber zumindest ein zweites Heimspiel konnten die Ulmer damals erzwingen. Aito Reneses sagt jedenfalls: „Noch ist nichts entschiede­n. Ulm hat eine laute Halle und ist sehr heimstark.“Fans und Spieler von Ratiopharm Ulm werden sich bemühen, den Erwartunge­n des 72-jährigen Berliner Trainerfuc­hses gerecht zu werden.

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FOTO: IMAGO IMAGES Berlins Derrick Walton (am Ball), Ulms Patrick Miller.

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