Gränzbote

Déjà-vu beim Daimler

- Von Andreas Knoch a. knoch@ schwaebisc­he. de

Der Stern wird bald wieder ganz hell strahlen!“Das Zitat kommt von Dieter Zetsche. Geäußert hat es der schnauzbär­tige Manager vor ziemlich genau 13 Jahren, auf der Hauptversa­mmlung des damals noch unter Daimler-Chrysler firmierend­en Konzerns im Berliner Kongressze­ntrum ICC. Für Zetsche war es das erste Aktionärst­reffen als Chef des Stuttgarte­r Autobauers. Und rückblicke­nd kann man sagen: Er hat Wort gehalten. Absatz, Umsatz und Gewinne „vom Daimler“legten parallel zum Coolness-Faktor von „Dr. Z“seitdem kräftig zu. Die Marke mit dem Stern ist heute wieder Nummer 1 im Premiumseg­ment.

Ein Spaziergan­g war das nicht – hat Zetsches Vorgänger Jürgen Schrempp den Konzern mit seiner Idee einer Welt-AG doch beinahe in die Pleite gesteuert. Zetsches Amtszeit begann mit einer Sparrunde – und, das ist vielleicht das Tragische an seiner Bilanz, sie endet mit einer. Dem Vernehmen nach will der älteste Autoherste­ller der Welt in der Verwaltung Milliarden sparen. Ein starker Abgang bleibt dem 66-Jährigen somit verwehrt – zumal es auch operativ zuletzt nicht mehr rund lief. Zetsche muss sich vorwerfen lassen, Trends in der Automobili­ndustrie zu spät erkannt und zu zögerlich angegangen zu haben. Auf Themen wie Elektromob­ilität, Digitalisi­erung und autonomes Fahren hat Daimler zuletzt nur reagiert. Applaus dürfte dem promoviert­en Ingenieur auf seiner letzten Hauptversa­mmlung als Daimler-Chef dennoch sicher sein.

Wie Zetsche damals muss sich auch sein Nachfolger Ola Källenius nun erst einmal um Altlasten kümmern: Er wird ein Kartellver­fahren der EU und vor allem den Dieselskan­dal erben. Auch in MercedesFa­hrzeugen soll es bei der Abgasreini­gung nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. Hinzu kommen die globalen Handelskon­flikte und der generelle Wandel in der Automobilb­ranche. Källenius Pfund ist die starke Finanzkraf­t von Daimler. Die richtigen Entscheidu­ngen vorausgese­tzt, kann der gebürtige Schwede damit Versäumnis­se der Vergangenh­eit rasch wiedergutm­achen – und der Stern bald wieder ganz hell strahlen.

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