Déjà-vu beim Daimler
Der Stern wird bald wieder ganz hell strahlen!“Das Zitat kommt von Dieter Zetsche. Geäußert hat es der schnauzbärtige Manager vor ziemlich genau 13 Jahren, auf der Hauptversammlung des damals noch unter Daimler-Chrysler firmierenden Konzerns im Berliner Kongresszentrum ICC. Für Zetsche war es das erste Aktionärstreffen als Chef des Stuttgarter Autobauers. Und rückblickend kann man sagen: Er hat Wort gehalten. Absatz, Umsatz und Gewinne „vom Daimler“legten parallel zum Coolness-Faktor von „Dr. Z“seitdem kräftig zu. Die Marke mit dem Stern ist heute wieder Nummer 1 im Premiumsegment.
Ein Spaziergang war das nicht – hat Zetsches Vorgänger Jürgen Schrempp den Konzern mit seiner Idee einer Welt-AG doch beinahe in die Pleite gesteuert. Zetsches Amtszeit begann mit einer Sparrunde – und, das ist vielleicht das Tragische an seiner Bilanz, sie endet mit einer. Dem Vernehmen nach will der älteste Autohersteller der Welt in der Verwaltung Milliarden sparen. Ein starker Abgang bleibt dem 66-Jährigen somit verwehrt – zumal es auch operativ zuletzt nicht mehr rund lief. Zetsche muss sich vorwerfen lassen, Trends in der Automobilindustrie zu spät erkannt und zu zögerlich angegangen zu haben. Auf Themen wie Elektromobilität, Digitalisierung und autonomes Fahren hat Daimler zuletzt nur reagiert. Applaus dürfte dem promovierten Ingenieur auf seiner letzten Hauptversammlung als Daimler-Chef dennoch sicher sein.
Wie Zetsche damals muss sich auch sein Nachfolger Ola Källenius nun erst einmal um Altlasten kümmern: Er wird ein Kartellverfahren der EU und vor allem den Dieselskandal erben. Auch in MercedesFahrzeugen soll es bei der Abgasreinigung nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. Hinzu kommen die globalen Handelskonflikte und der generelle Wandel in der Automobilbranche. Källenius Pfund ist die starke Finanzkraft von Daimler. Die richtigen Entscheidungen vorausgesetzt, kann der gebürtige Schwede damit Versäumnisse der Vergangenheit rasch wiedergutmachen – und der Stern bald wieder ganz hell strahlen.