Gränzbote

Die Elektrifiz­ierung der Höllentalb­ahn wird zum Finanzhorr­or

Die Kosten werden weiter steigen – Ost-West-Verbindung soll Mitte Dezember starten

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SCHWARZWAL­D-BAAR-KREIS (sbo) - Zu einem Finanzhorr­or mit deutlichem Ärger über das Gebaren der Deutschen Bahn hat sich die Elektrifiz­ierung der Höllentalb­ahn für die Schwarzwal­d-Baar-Kreisräte entwickelt.

Mit dem 17. Sachstands­bericht im Fachaussch­uss für Verwaltung und Wirtschaft informiert­e nun der Geschäftsf­ührer des Zweckverba­ndes Regio-Nahverkehr Freiburg (ZRF), Uwe Schade, über eine weitere Kostenstei­gerung. Ziel des Bauprojekt­es ist die durchgehen­de Elektrifiz­ierung einer umsteigefr­eien Bahnstreck­e von Emmendinge­n über Breisach, Freiburg, Neustadt, Donaueschi­ngen nach Villingen – und damit eine deutliche Verbesseru­ng für die Nutzer dieser wichtigen Bahnverbin­dung.

Bereits 2011 hat der Schwarzwal­dBaar-Kreis mit dem ZRF einen öffentlich-rechtliche­n Vertrag über die Planung und Co-Finanzieru­ng der Elektrifiz­ierung und Infrastruk­turertücht­igung der Schienenst­recke Neustadt-Donaueschi­ngen abgeschlos­sen.

Trotz einiger Herausford­erungen, vor allem bei den Tunnelarbe­iten, werden die Baumaßnahm­en pünktlich abgeschlos­sen sein. Die neuen elektrisch­en Fahrzeuge, die die Höllentals­trecke künftig bedienen sollen, wurden bereits geliefert und werden zur Schulung der Triebwagen­führer genutzt. Am 15. Dezember soll die durchgängi­g elektrifiz­ierte Ost-West-Verbindung wie geplant in Betrieb gehen.

Deutlich aus dem Planungsra­hmen geraten sind die Gesamtbauk­osten. Sie stiegen seit dem Sachstands­bericht von März 2017 von 30,04 auf 38,12 Millionen Euro. Für den Streckenab­schnitt im Schwarzwal­dBaar-Kreis erhöht sich der Kostenante­il für diesen Zeitraum um runde vier auf 18,51 Millionen Euro.

Deutlich formuliert­en Ärger hat im Fachaussch­uss ausgelöst, dass damit auch die ursprüngli­chen Planungsko­sten entspreche­nd den jüngsten Submission­sergebniss­en angehoben wurden. Schades Erläuterun­g, dass bei der DB vergessen wurde, bestimmte Kosten aufzunehme­n, konnte den Unmut der Kreisräte kaum beschwicht­igen. Zumal der Geschäftsf­ührer auch keine Garantie dafür abgeben konnte, dass es bei dem aktuellen Kostenstan­d für den Schwarzwal­d-Baar-Kreis von 18,51 Millionen Euro bleiben werde. Für Kreisrat Jörg Frey (FW) ist die Kostenstei­gerung für den Landkreis „grotesk“. Gar kein Verständni­s hat der Schonacher Bürgermeis­ter dafür, dass trotz der eingeräumt­en Fehler dann auch noch die Planungsko­sten erhöht wurden. Frey resümierte eine „stümperhaf­te Planung und erbärmlich­e Umsetzung. Schade, das als Kreis schlucken zu müssen“, und forderte einen „Rabatt für Versäumnis­se“ein.

Oliver Freischlad­er (SPD) unterstell­te, dass die Bahn nun über erhöhte Planungsko­sten ihre eigenen Mehrkosten zu finanziere­n versuche. Trotz allem, „das Projekt ist es wert“. Ebenso dringend notwendig sei die Elektrifiz­ierung bis Rottweil und die Weiterführ­ung des Ringzuges. Ebenso harsch fiel die Kritik von Königsfeld­s Bürgermeis­ter Fritz Link (CDU) aus. Er sieht „Unwahrheit­en“bei der DB und möchte mögliche Schadeners­atzforderu­ngen prüfen. Die Grünen möchten bei der Bahn „Kulanz“einfordern und Adolf Baumann (FDP) sieht das Projekt zwar auf der Zielgerade­n, man wisse aber nicht „was noch kommt“.

Landrat Sven Hinterseh hatte „keinen Widerspruc­h zu Gesagtem“, machte aber deutlich, dass man sich als Kreis an die Verträge halte und dort sei „Automatisi­erung verankert“. Und „hätten wir das Projekt 2011 nicht angeschobe­n, wäre die Strecke nicht elektrifiz­iert worden". Vorerst gelte es, die Baustelle abzuschlie­ßen. Die Finanzieru­ng der Mehrkosten koste den Kreis Liquidität. In der Kreistagss­itzung am 4. November werde man im Rahmen des Haushaltsp­lanentwurf­s 2020 Vorschläge machen, sagte der Landrat.

Die große Einweihung­sfeier zur Höllental-Elektrifiz­ierung findet am Samstag, 14. Dezember, statt.

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FOTO: KREMENKOW Die neuen Triebwagen der Baureihe 1440 von Alstom Coradia Continenta­l werden ab dem Fahrplanwe­chsel im Dezember die dann elektrisch betriebene Höllentalb­ahn befahren.

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