„Letztes bisschen Würde behalten“
31-jährige Nathalie Steindel initiiert Pfandringe in Villingen-Schwenningen
VILLINGEN-SCHWENNINGEN (sbo) - Auf der Suche nach Pfandflaschen durchwühlen auch in der Doppelstadt hilfsbedürftige Menschen die Mülleimer. Mit so genannten Pfandringen soll das Sammeln nun würdiger gestaltet werden. Zu verdanken ist das Nathalie Steindel.
Die Bilder von Menschen, die im Müll nach Pfandflaschen suchen, haben sich der 31-Jährigen ins Gehirn eingebrannt. „Ich bin einfach traurig über diese Ungerechtigkeit“, erklärt sie. Die 31-Jährige, die gebürtig aus Köln stammt und in VS-Schwenningen lebt, wollte aber nicht tatenlos zusehen, sprach mit Obdachlosen, auch in ihrer Heimatstadt. „Dort waren insbesondere die in den Mülleimer entsorgten Heroin-Spritzen das Problem“, so Steindel. Ganz abgesehen davon, wie unangenehm es sei, im Müll zu wühlen.
Dabei sei ihr die Idee von Pfandringen gekommen – dass es dies schon in anderen Städten gibt, wusste sie anfangs nicht, stieß aber im Zuge ihrer Recherche darauf. Die Idee dahinter: In diese Ringen sollen Passanten die Pfandflaschen stellen, die sonst im Mülleimer gelandet wären. Von den Hilfsbedürftigen könnten sie somit ohne Probleme eingesammelt werden. „In Köln klappt das zum Teil ganz gut, es gibt jedoch auch Problemviertel, in denen sie zerstört wurden“, so die 31-Jährige.
Für sie war jedoch klar: Sie will diese Pfandringe in die Doppelstadt bringen. Ihr Freund kreierte am PC eine 3D-Zeichnung, „dann habe ich meinen Chef mit der Sache genervt“, erzählt sie lachend. Dieser hätte mithilfe von 3D-Druckern die Möglichkeit, die Zeichnung umzusetzen. In der Facebook-Gruppe Stadtgeflüster fragte sie nach passenden Ansprechpartnern, um den Vorschlag der Stadt zu unterbreiten, woraufhin sich Oberbürgermeister Jürgen Roth gemeldet habe. Ihm schilderte sie ihr Anliegen, bat dann um die Genehmigung, solche Pfandringe an drei oder vier „Hotspots“aufhängen zu dürfen. „Ich hätte die ersten auch selbst bezahlt.“Doch es kam noch besser: Roth sicherte ihr nicht nur eine Testphase zu, die Stadt wird sich zudem um die Finanzierung von 50 bis 100 Pfandringen kümmern. Diese sollen zukünftig an Laternenmasten in der Nähe von Mülleimern platziert werden.
„Ich bin so unglaublich glücklich, dass das so unkompliziert ging“, freut sich die 31-Jährige über die Zusage. Denn: „Ich hoffe, dass die Menschen dann zukünftig das letzte bisschen Würde behalten dürfen.“