Wahlkampf mit YouTube und Bannern
Kandidaten für die Landessynode rüsten sich für die Wahlen am ersten Advent
REGION - Die Wahlen für die Landessynode der evangelischen Landeskirche stehen vor der Tür. Am ersten Advent können Kirchenmitglieder ihre Stimme für das Kirchenparlament abgeben. Für die Kandidaten heißt das: Wahlkampf. Sowohl auf der Straße als auch online. Zur Wahl stehen unter anderem Kandidaten aus Mühlheim und Aldingen.
„Meine Kirche. Eine gute Wahl.“Unter diesem Motto ruft die Evangelische Landeskirche in Württemberg alle protestantischen Christen ab 14 Jahren zu den Kirchenwahlen am 1. Dezember auf. Einer, der in das Parlament gewählt werden will ist Julian Kempf aus Mühlheim. Der 25-jährige Wirtschaftswissenschaftler beschloss nach seinem Studium in Konstanz doch noch den Weg zum Pfarrberuf einzuschlagen. „Ich wollte die weiteren 40 Jahre meines Berufslebens etwas machen, was anderen Menschen, aber auch mir selbst sinngebend ist. Da ist der Beruf des Pfarrers besonders spannend aber angesichts der strukturellen Umbrüche, die bevorstehen, auch herausfordernd.“Als reizvoll empfindet der Protestant den Kontakt mit so vielen verschiedenen Teilen der Gesellschaft. „Dort die gute Nachricht von Gottes Liebe weitersagen zu dürfen, aber auch zu leben, ist mein großer Wunsch.“
Kempf wünscht sich eine Kirche, die eine Heimat für viele verschiedene Menschen und für alle Generationen ist. „Dabei ist mir eine gute Versorgung des ländlichen Raums ein großes Anliegen. Die Anzahl der Pfarrerinnen und Pfarrer wird immer kleiner und auch die Anzahl der Kirchenmitglieder geht zurück.“
Hier wünscht sich Kempf eine „Trendwende durch mutige Investitionen“sowie neue Veranstaltungs-, Gottesdienst- und Musikformen. Den Ehrenamtlichen in der Kirche will der Radsportler mehr Spielraum für eigene Ideen geben und ihnen eine bessere Begleitung und Schulung ermöglichen. Mit Bedauern stelle er fest, „dass die junge Generation in unserer Kirche kaum mehr beheimatet ist“.
Der Zweite Kandidat aus der Region, der zur Wahl antritt ist Christoph Lehmann aus Aldingen. „Mit 16 Jahren kam ich zum Glauben an Jesus. Die Botschaft der Bibel war revolutionär für mich: Jesus befreit, gibt neue Hoffnung, vergibt und hilft mir, anderen zu vergeben. Kurzum: Er macht alles neu. Diese gute Botschaft wollte ich weitergeben“, sagt der Theologietsundet und angehende Pfarrer. Deshalb habe er angefangen, in der kirchlichen Jugendarbeit mitzuarbeiten.
„Nach meinem Abitur ging es dann für ein Jahr nach Tansania. Von den oft armen, aber umso fröhlicheren Christen lernte ich Gottvertrauen, Freude, und Gelassenheit.“Lehmann wünscht sich eine von Nächstenliebe geprägte Gesellschaft, in der Menschen den Glauben an Gott leben und weitergeben. Der 24-jährige Student aus Tübingen sieht eine feste Orientierung seiner Kirche an der Bibel als Weg für eine starke Zukunft an. In der Synode will er sich für die Förderung der internationalen Ökumene und für ein einladendes und lebendiges Bekenntnis zu Jesus Christus stark machen.
Lehmann und Kempf treten als landesweit jüngste Kandidaten im Wahlkreis „Balingen, Tuttlingen“an. Obwohl ihr angestrebtes Amt rein ehrenamtlich und mit großer Mühe verbunden ist, gestalten sie dafür einen aufwendigen Wahlkampf: durch unzählige Prospekte, in Form eines YouTube-Videos und über diverse „Soziale Medien“, um gerade die junge Generation zu erreichen. In Balingen und Tuttlingen haben sie an den Straßen große Banner aufgestellt, soweit das kleine WahlkampfBudget reichte.
In zahlreichen Veranstaltungen in der Region stellten sich die Kandidaten vor und konnten die schriftliche Unterstützung vieler dutzender Kirchenmitglieder, darunter die einiger Pfarrer und die ihres Wahlkreisabgeordneten Volker Kauder (CDU) gewinnen.