Notaufnahme schließt am 15. Dezember
Krankenhaus Spaichingen wird abgewickelt – Altersmedizin ist bereits umgezogen
SPAICHINGEN/TUTTLINGEN Kein Weihnachtsgeschenk für die Menschen des nördlichen Landkreises: Mit dem Ende der Frühschicht am Sonntag, 15. Dezember, also in einer Woche, wird die Notaufnahme im Krankenhaus Spaichingen für immer geschlossen. Das ist eine der Konsequenzen aus dem Beschluss des Kreistages von Ende Oktober. Die erste, nämlich die Schließung und Verlagerung der Altersmedizin, wurde bereits schnell nach der Sitzung den Mitarbeitern in Spaichingen mitgeteilt. Intern sei der Zeitplan sogar schon vorher kommuniziert worden, sagen Insider.
Die Altersmedizin ist bereits Mitte November aus und nach Tuttlingen umgezogen, die Station geschlossen.
Zum 20. Dezember wird dann auch die Innere Medizin samt diabetologischer Tagesklinik in Spaichingen geschlossen und nach Tuttlingen verlegt. Sie soll, so eine Pressemitteilung der Klinikgesellschaft, ab Mitte Januar ihren Betrieb in der „mobilen Bettenstation“, das sind die für den Um und Neubau gemieteten hochwertigen Container, wieder aufnehmen.
Leiten wird diesen Teil der Inneren ein neuer Chefarzt: Dr. Jürgen Schmidt, teilt die Klinikleitung mit. „Ansprechpartnerin für stationäre Diabetespatientinnen und Patienten wird Frau Dr. Natalie Hauzel sein“, so die Mitteilung der Klinikgesellschaft. Damit wird die Innere in Tuttlingen wie geplant in den Bereich Gastroenterologie bisher Spezialgebiet in Spaichingen unter Dr. Bernd Sauer, der in den Ruhestand geht und Kardiologie aufgeteilt. Chefarzt der Kardiologie in Tuttlingen bleibt der bisherige Chefarzt Dr. Michael Kotzerke.
Die räumliche Übergangslösung für den bisherigen Spaichinger Teil der Inneren, also die Gastroenterologie, in Tuttlingen soll bis 2023 zur Verfügung stehen, so lange sei die mobile Bettenstation gemietet, lässt sich Klinikdirektor Sascha Sartor in der Mitteilung der Klinikgesellschaft zitieren. „Um die Betten aus Spaichingen dauerhaft einbinden zu können wird ein neues Gebäude E realisiert. Mit dessen Bau wollen wir spätestens 2021 beginnen.“
Auch das war vom Landkreis bereits bekannt gegeben geworden.
Insgesamt, so die Berechnungen vor der Entscheidung des Kreistags, sollen in Tuttlingen aber nicht alle Betten erhalten bleiben, die sich aus der Summe der Zusammenlegung ergibt.
In Spaichingen bleiben vorerst rund 30 Betten der plastischen Chirurgie und der konservativen Orthopädie und damit auch die Infrastruktur, die mit dieser kleinen Station zusammen hängt.
Die Spaichinger Mitarbeiter seien sehr traurig und verunsichert, so ist aus der Klinik zu hören, während ein großer Teil der Pflegekräfte vor allem der Altersmedizin den Weg nach Tuttlingen angetreten hat, unter anderem mit Fahrtkostenunterstützung des Kreises, gehen in der Inneren die Führungskräfte des ärztlichen Personals nicht mit. Der bisherige Chefarzt Dr. Bernd Sauer geht in den Ruhestand, den er schon verschoben hatte. Die beiden leitenden Oberärztinnen orientieren sich zum einen ins Ausland, zum anderen hin zu einer eigenen Hausarztpraxis.
Die Enttäuschung ist, so ist aus Insiderkreisen zu hören, besonders groß, weil dem Personal von Anfang an vermittelt worden sei, dass mit der Entscheidung des Aufsichtsrats Ende vergangenen Jahres, die Schließung bereits beschlossene Sache gewesen sei. Alternativen hätten, so die Überzeugung der Mitarbeiter, mit denen diese Zeitung gesprochen hat, von Anfang an keine Chance gehabt. Der politische Wille habe von Anfang an gefehlt. Die Kritik an der Vorgehensweise des Gutachterbüros hält an.
„Wir hoffen, dass nach einem Jahr sehr genau hingeschaut wird, ob mit der Verlagerung der Kreis seinem Versorgungsauftrag hat gerecht werden können, oder ob von Anfang an nicht genügend Kapazitäten da waren“, sagt eine Mitarbeiterin.
Für die Patienten bedeutet nun: Auch alle internistischen Notfälle werden ab dem 15. Dezember mittags nicht mehr in Spaichingen behandelt, sondern müssen nach Tuttlingen, VillingenSchwenningen oder Rottweil gebracht werden.
Was in Spaichingen bleibt sind die beiden kleinen Stationen und das MVZ, also das Versorgungszentrum mit der chirurgischen Praxis und inzwischen auch wieder Diabetologie. Die Klinikverwaltung teilt auch mit, dass es wieder eine Ärztin dort geben werde, die Internistin mit Zusatzbezeichnung Diabetologie sei: Dr. Gudrun Pforte.