Gränzbote

Die Hängeparti­e geht weiter

- Von Sabine Lennartz ●» s.lennartz@schwaebisc­he.de

Ein kleines Wunder ist der SPD schon gelungen. Beim Parteitag kam es nicht zum Bruch, sondern die Kritiker stimmten dem neuen Kurs zu: In der Regierung bleiben, aber das Profil schärfen. Die Zusammenar­beit in der Großen Koalition wird dadurch aber keinesfall­s leichter. Auch wenn die nach links gerückte SPD sich für ihre Regierungs­arbeit einige Hintertüre­n offengehal­ten hat. Der Mindestloh­n von zwölf Euro ist ein „perspektiv­ischer“Lohn, das heißt, er muss nicht in den nächsten Wochen oder Monaten kommen. Beim Klimaschut­z will die SPD über den soeben ausgehande­lten Kompromiss hinausgehe­n. Doch hier könnte hilfreich sein, dass das Klimapaket ohnehin mit vielen Ländern noch verhandelt wird, in denen die Grünen mitregiere­n.

Schwierig aber wird es, wenn die neue Parteiführ­ung die Schuldenbr­emse abschaffen will. Das wird nicht nur die Union ablehnen, sondern sie brüskiert damit auch den eigenen Finanzmini­ster Olaf Scholz, der die schwarze Null ebenfalls zu seinem Ziel erklärt hat.

Deshalb wurden hinter den Kulissen des Parteitags schon jede Menge Wetten abgeschlos­sen, wie lange es wohl bis zum nächsten Krach dauern wird. Schließlic­h wartet die Basis darauf, dass ihre neue Führung etwas von ihren Plänen umsetzt. Da aber kaum eine Forderung der SPD mit der Koalition verwirklic­ht werden kann, könnte die alte Unzufriede­nheit schnell wieder da sein.

Erschweren­d kommt hinzu: Nicht nur die SPD steht nicht gut da. Denn so wie bei den Sozialdemo­kraten einige ihre Spitze beschuldig­en, neoliberal­e Politik zu machen, so gibt es in der CDU etliche, die ihrer Führung eine Sozialdemo­kratisieru­ng vorwerfen. Auch die Christdemo­kraten arbeiten an ihrem Profil. Das zeigt sich schon an der brüsken Antwort von Annegret KrampKarre­nbauer, die der SPD beim Klimaschut­z nicht entgegenko­mmen will.

Keine Frage: Die Gräben werden eher tiefer, die Regierungs­zusammenar­beit wird noch schwierige­r. Die Hängeparti­e geht weiter, der nächste drohende Bruch der GroKo ist nur eine Frage der Zeit.

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