Wachsender Druck
VfB-Trainer Walter vor dem NürnbergSpiel vorsichtig
UTTGART Für Jens Keller dürfte es ein Abend der Gefühle werden. Der Trainer des 1. FC Nürnberg kehrt am Montagabend (20.30 Uhr/Sky) gegen den VfB Stuttgart in seine Heimat zurück. Ende 2010 hatte der gebürtige Stuttgarter und ExBundesligaspieler für den VfB den Club einmal für zwei Monate lang trainiert, allerdings eher erfolglos, ehe er von Bruno Labbadia abgelöst wurde. Immerhin: Beim FC Schalke und vor allem später bei Union Berlin konnte der 49Jährige zeigen, dass er auch als Trainer etwas auf dem Kasten hat.
Inzwischen allerdings steckt Keller mit BundesligaAbsteiger 1. FC Nürnberg wie zuvor in seiner kurzen Ära beim FC Ingolstadt wieder mitten in der Krise. Der „Club“ist lediglich Drittletzter in der Zweiten Liga, Keller, der erst vor vier Wochen die Nachfolge von Damir Canadi antrat, hat Mühe, das fränkische Flaggschiff wieder auf Vordermann zu bringen. In seinen zwei Spielen hat er nur einen Punkt geholt, seit sieben Partien wartet Nürnberg auf einen Dreier, vor dem Südschlager der ZweitligaTraditionsvereine äußert er sich deshalb relativ nüchtern: „Der VfB hat mich in meiner Karriere am meisten geprägt. Ich arbeite aber für den FCN und fokussiere mich nur darauf. Der Unmut der Fans ist absolut nachvollziehbar, weil man mit anderen Erwartungen in diese Saison gegangen ist“, sagt Keller. Und: „Beim VfB hat sich inzwischen auch fast alles verändert.“
Immerhin ist Nürnberg in bester Gesellschaft. Auch MitAbsteiger Hannover 96 tut sich in der extrem unberechenbaren 2. Liga gerade herb, VorjahresAbsteiger Hamburger SV stolperte am Freitag zu Hause gegen Heidenheim, und auch der VfB zeigte noch nicht das, was er womöglich kann. Immerhin: Mit einem Sieg heute könnte er den kleinen Nachbarn Heidenheim wieder überholen und mit Hamburg nach Punkten gleichziehen. Auch Stuttgart steht nach fünf Niederlagen aus den jüngsten sieben Spielen unter Druck, dennoch will Trainer Tim Walter nicht alles riskieren. „Ich wäre ein schlechter Trainer, wenn ich immer nur Attacke, Attacke, Attacke gehen würde“, sagte er am Freitag.
Die Chance steht gut, dass die Ladehemmung im VfBAngriff heute platzen könnte. Nürnberg hat bereits 29 Gegentore kassiert, der so üppig bestückten Offensive der Heimelf dürfte das eigentlich entgegenkommen, sofern es nicht allzu viele Videobeweise gibt. Beim 1:2 zuletzt in Sandhausen hatte Mario Gomez zwar dreimal getroffen, aber auch dreimal knapp im Abseits gestanden.
Schlechte 180 Minuten
Auch die anderen Stürmer kriseln: Der argentinische Nationalspieler Nicolas Gonzalez war zuletzt mehr damit beschäftigt, mit seinen Mitspielern zu diskutieren, als sich Chancen herauszuarbeiten. Und der mit fünf LigaToren bisher erfolgreichste VfBTorschütze Hamadi Al Ghaddioui dient momentan nur als Einwechselspieler. Selbst der acht Millionen Euro teure Neuzugang Silas Wamangituka zeigte bisher nicht konstant sein großes Talent. Hoffnung darf dem VfB machen, dass Daniel Didavi als torgefährlicher Lenker und Impulsgeber endlich wieder fit ist. Dennoch glaubt Keller an eine Chance: „Stuttgart hat mit die beste Mannschaft der Liga, aber auch da läuft nicht alles rund“, sagt er.
Wie schnell sich die Stimmung drehen kann, weiß er selbst. Erst zwei Pflichtspiele hat er mit dem FCN absolviert, das 0:0 im Derby in Fürth und das 0:2 gegen Aufsteiger Wehen. 180 Minuten reichten, um im ebenfalls kritischen Umfeld des FCN Zweifel am neuen Trainer zu schüren. Auch Keller helfen nur Ergebnisse. Bei seinem ExClub will er damit anfangen.